Rogers erster Wimbledon-Final-Gegner Philippoussis
«Einen wie Federer wird es nie mehr geben»

Gegen Mark Philippoussis (39) holte Roger Federer (34) 2003 zum ersten Mal die Wimbledon-Trophäe. «Dass er 17 Grand-Slam-Titel gewinnt, damit hätte ich niemals gerechnet», gesteht der Australier im Interview.
Publiziert: 07.07.2016 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:53 Uhr
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Philippoussis: «Ich liebe Rogers Spiel, das habe ich immer getan.»
Foto: AP
Simon Häring aus Wimbledon

Mark Philippoussis, sind Sie überrascht, dass Roger Federer mit fast 35 Jahren noch um den Wimbledon-Titel spielt?
Nein, überhaupt nicht. Roger war immer sehr clever beim Training. Sein Körper ist leicht, er ist austrainiert und er spielt nie zu viel. Das hat ihn immer schon ausgezeichnet. Und so wie er spielt und sich bewegt, das ist mühelos und ohne Anstrengung. Nadal presst seinen Körper bei jedem Punkt aus, bei Federer sieht es so aus, als würde er keine Energie verbrauchen.

Denken Sie manchmal noch an ihre Final-Niederlage?
Nicht wirklich, obwohl es ein wunderschönes Gefühl sein muss, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Ich habe zwei Mal den Davis Cup und viele Turniere gewonnen. Auf das bin ich sehr stolz. Wenn mir das jemand gesagt hätte, als ich zehn Jahre alt war, hätte ich sofort unterschrieben. Wenn wir von Federer, Djokovic oder Murray sprechen, sprechen wir von mehrfachen Grand-Slam-Siegern und damit von Spielern, die zu diesem einen Prozent gehören, die in die Tennis-Geschichte eingehen.

Hätten Sie damals gedacht, dass Federer so erfolgreich sein wird?
Roger ist ein unglaubliches Talent und ich wusste, zu was er fähig ist. Aber dass er 17 Grand-Slam-Titel gewinnt, die Nummer 1 wird und das Tennis über Jahre dominiert, damit hätte ich niemals gerechnet. Er hat höllisch viel erreicht, wenn man bedenkt, dass er meist gegen Nadal, Djokovic und Murray spielen muss.

Was macht ihn auf Rasen so gefährlich?
Ich liebe Rogers Spiel, das habe ich immer getan. Heute ist er leider der Einzige, der variiert und auch einmal ans Netz kommt, weil er sich dort so unglaublich wohl fühlt. Das Spiel am Netz ist eine verlorene Kunst. Keiner beherrscht diese so gut wie Federer. So gesehen ist er ein Künstler.

Hand aufs Herz: Hatten Sie Federer vor dem Turnier auf der Rechnung?
Niemand zählte ihn zu den Favoriten. Ich glaube, ihm gefällt das. Nach seiner Operation ist er entspannter. Ich will nicht sagen, dass er sich durchs Turnier schleicht. Aber er ist sicher glücklich darüber, wie sich die Dinge entwickeln.

Was denken Sie, wie lange Federer noch weiterspielt?
So lange, wie er will und hungrig ist. Und er ist offensichtlich noch sehr hungrig. Er glaubt noch immer, dass er Grosses erreichen und Rekorde brechen kann. Auch ich glaube das. Warum sollte er also aufhören? Er liebt es. Und er hat die letzten Grand-Slam-Finals immer gegen Djokovic verloren. Es ist einfach, zu sagen, warum hört er nicht auf, weil wir daran gewöhnt sind, ihn Grand-Slam-Turniere gewinnen zu sehen und die Nummer 1 zu sein. Nun denken alle, das sei das Ende, aber so ist es nicht. 

Denken Sie, dass Djokovic alle Rekorde Federers brechen wird?
Wenn jemand die Rekorde brechen kann, dann ist das nur er selber. Er kann es ja schon am Sonntag (lacht). Vor ein paar Jahren dachte man, Rafal Nadal würde ihn bald überholen. Nun erwartet man das von Novak Djokovic. Aber für ihn ist es immer noch ein sehr, sehr weiter Weg.

Was bedeutet es fürs Tennis, wenn Federer einmal aufhört?
Es wird ein sehr, sehr trauriger Tag für den Sport. Er hat so viel für dieses Spiel getan. Das Tennis hat ihm sehr viel gegeben, aber er gibt dem Tennis noch viel mehr zurück. Niemand wird Federers Platz einnehmen können. Einen wie ihn wird es nie mehr geben. Aber es gibt Hoffnung, dass Junge nachrücken, zu denen die Kinder hochschauen können.

Wen sehen Sie nun in der Favoriten-Rolle?
Andy Murray ist sicher der Favorit, das ist klar, seit Djokovic draussen ist. Aber es gibt viele, die Schaden anrichten können. Raonic spielt hervorragendes Rasen-Tennis und Berdych stand hier ebenfalls bereits im Final. Wenn es etwas gibt, das wir über den Sport gelernt haben, dann das, dass alles passieren kann.

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