Vielleicht hat Roger Federer gelächelt, als er den Halbfinal zwischen Rafael Nadal und Grigor Dimitrov gemütlich am Fernseher verfolgte. Er glotze nämlich immer TV, wenn gutes Tennis laufe, hat er gesagt. Erst recht natürlich, wenn er sich damit viele Informationen über seinen potenziellen nächsten Gegner holen kann – wenn er sie nicht schon hat.
Die Erkenntnisse aus dem gestrigen Duell sind zwiespältig: Sieger Rafael Nadal bringt zwar wieder alle Champion-Qualitäten auf den Court, die ihn zu besten Zeiten so brandgefährlich für Federer machten.
Aber der verletzungsanfällige Spanier musste über fünf Stunden ran, um seinen sackstarken bulgarischen Gegner im fünften Satz endlich niederzuringen. Knapp zwei Stunden mehr als Federer am Abend zuvor für den Sieg über Wawrinka.
«Ich bin müde», waren Nadals erste Worte nach dem Handshake mit Verlierer Dimitrov. Er wolle jetzt nur noch schlafen. «Diese Art Matches zerstören deinen Körper.» Zum bevorstehenden Final: «Ich hoffe, dass ich mich gut erhole.»
Damit hat Roger Federer gestern bereits begonnen. Nach seinem Fünfsatzsieg hat er wohl gründlich ausgeschlafen, seine Grossfamilie genossen und Behandlungen vom mitgereisten Physio Daniel Troxler erhalten.
Auf die Tennisanlage im Melbourne Park kam Federer nicht. Er hat ja noch heute Zeit zum Trainieren. Denn anders als sein morgiger Gegner hat er zwei Tage frei.
Bein-Schmerz oder nicht?
Vorteil Federer? Nur, wenn sich sein Körper vom harten Match gegen Stan erholt hat. Federer beklagte Schmerzen in der oberen Beingegend, was auf Oberschenkel-, Leisten- oder Adduktoren-Probleme schliessen lässt. Das medizinische Timeout, das er nach dem vierten Satz nahm, sei aber mehr zum Sammeln im Kopf gewesen, sagte er nachher. «Für Sonntag macht mir mein Bein keine Sorgen.»
Glauben wir gerne. Federer hält ja meistens Wort.