«Musste lernen, mich selbst zu lieben»
US-Open-Sensation Riedi lässt tief blicken

Leandro Riedi spricht über mentale Probleme und wie er so weit an seiner «brutalen, dunklen Seite» gearbeitet hat, dass er nun gut damit leben kann.
Publiziert: 24.09.2025 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2025 um 22:39 Uhr
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Leandro Riedi hat bewegende Jahre hinter sich.
Foto: imago/Hasenkopf

Darum gehts

  • Leandro Riedi spricht über mentale Probleme und fehlende Selbstliebe
  • Riedi arbeitete mit Psychologen, um seine inneren Kämpfe zu bewältigen
  • Er erreichte die Achtelfinals der US Open, steht nun auf Platz 167 in der Weltrangliste
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Der Vorstoss in die US-Open-Achtelfinals vor drei Wochen ist sein bislang grösster Karriereerfolg. Doch vor dem Grand-Slam-Durchbruch in dieser Saison hatte Leandro Riedi (23) schwierige Jahre zu überstehen. Nicht nur aufgrund der Verletzungen, die ihn immer wieder zurückwarfen. Sondern, weil er auch Kämpfe mit sich selbst austrug. Diese hatte er in der Vergangenheit immer wieder angedeutet, nun aber konkretisiert er sie im «The Changeover Podcast», wo er sich gegenüber zwei anderen Tennisspielern, Jody Maginley (30) und Justin Roberts (28), öffnet: «Ich musste ziemlich unten durch. Ich will nicht allzu fest ins Detail gehen, aber das letzte Jahr war das schwierigste meines Lebens. Ich hatte mentale Probleme.»

Riedi spricht den Umgang mit sich selbst an: «Es war sehr schlimm. Obwohl es im Tennis gut lief, war ich richtig gemein zu mir selbst. Ich musste lernen, mich selbst zu lieben.» Er habe deswegen angefangen, die Probleme mit einem Psychologen aufzuarbeiten.

Die aktuelle Weltnummer 167 erklärt: «Ich schenkte allen um mich herum so viel Liebe, weil es einfach die Art ist, wie ich aufwuchs. Ich schaute immer nach links und nach rechts – und guckte, ob es allen gut geht. Gleichzeitig habe ich mich nicht darum gekümmert, wie es eigentlich in mir drin aussieht, weil ich immer dachte: Bei mir passt das schon. Aber das war nicht der Fall.»

«Ich geniesse für mich nun Priorität»

Während er stets lieb zu seinen Mitmenschen war und auch den Ruf geniesst, einer der nettesten Spieler auf der Tour zu sein, sei er mit sich selbst äusserst hart ins Gericht gegangen. Dieses Problem drücke manchmal noch immer durch, meint er: «Dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein, habe ich nach wie vor. Ich kann mich nicht zu 100 Prozent ändern. Ich werde dieses Problem immer in meinem Wohnzimmer haben. Vielleicht ist der Stuhl meine dunkle Seite, die wirklich brutal zu mir sein kann. Aber es ist nicht mehr das gesamte Wohnzimmer. Ich kann jetzt besser damit umgehen.»

Er werde stets «eine Narbe» mit sich tragen, so Riedi, doch insgesamt habe er sich nun eine stabile Basis geschaffen: «Ich geniesse das Leben jetzt in vollen Zügen. Nicht wegen der Tennis-Resultate. Ich meine: Ich ging im April (nach zwei Knie-Operationen, d. Red.) noch an Krücken, aber ich war glücklich, weil es mir mental einfach gut ging.» Und vor allem: «Ich bin an einem Punkt, an dem ich sagen kann: Ich liebe mich selbst. Ich bin nicht perfekt, aber ich geniesse für mich nun Priorität.»

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