Ihr Ex-Heiler Rainer Harnecker
«Ich könnte Patty zurück in die Top 10 bringen»

Vor 12 Jahren kam Patty Schnyder wegen der obskuren Verbindung zum Heiler Rainer Harnecker in die Negativ-Schlagzeilen. Der Mann glaubt heute noch, ihr helfen zu können. Rainer Hofmann, der ihm Patty einst ausspannte, ist für ihn ein Abzocker. Böse ist er ihm nicht.
Publiziert: 03.04.2011 um 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 09:30 Uhr
Von Christian Bürge und Marcel Hauck

Was sagen Sie zur gegenwärtigen Situation von Patty Schnyder?
Rainer Harnecker:
Das war zu erwarten. Es ist ein total trauriges Kapitel. Er wollte die grosse Kohle, sie ist auf der Strecke geblieben. Es ist niemand für sie da. Sie hat nur diesen Zocker. Mir sagen jetzt viele, ich soll ihr helfen.

Wer sagt das?
Meine Freunde. Ganz ehrlich, Patty und ich waren ein Superteam. Es wäre wichtig, dass sie den Mist einfach mal vergessen und sich auf ihr Tennis konzentrieren kann. Ich könnte sie in die Top 10 zurückbringen, gar kein Thema. Die Frage ist nur: Will ich das?

Rainer Harnecker als Retter in der Not. Interessant.

Ja, sie hat noch 50 oder 60 Jahre eines Lebens vor sich. Sie muss sich überlegen, wie sie diese bestreiten will. Ich könnte probieren, die ganze negative Entwicklung zurückzudrehen. Aber dafür müsste sie erst einmal aufhören, zu lügen und – vor allem – sich selbst etwas vorzulügen. Mit ihr kann man gar kein reales Gespräch führen, weil sie nicht in der Realität lebt.

Das kann man von Ihnen ja auch nicht behaupten. Sie wurden in Deutschland als Hochstapler entlarvt, haben unter anderem Krebspatienten mit Orangensaft und einem Nadelroller behandelt und wurden dafür von einem Gericht verurteilt. Sie waren eine Gefahr. Ich habe viele Fehler gemacht, keine Frage. Nicht die Medizin oder die Menschheit war schuld, ich war schuld.

Sind Sie immer noch Heiler?
Ach, hören Sie auf. Ich bin kein Heiler und kein Deformierer. Ich bin mittlerweile der realistischste Mensch, den es gibt. Ich habe mein System die vergangenen acht Jahre nochmals überarbeitet und im Feldversuch an mir selbst überprüft. Ich habe jetzt gesehen, dass es funktioniert. Natürlich habe ich damals 100 000 Fehler gemacht. Aber ich bin immer von mir ausgegangen. Ich habe jetzt ein System am Start, das funktioniert. Die Frage ist nur, ob es die Menschen wollen.

Das ist allerdings fraglich.
Ich stell mich sicher nicht auf die Bühne, wenn ich weiss, dass ich nicht singen kann.

Mit Ihnen kam der sportliche Absturz. Als Schnyder Sie verliess, spielte sie wieder erfolgreich.
Was denken Sie denn, wie lange die noch mit meinem System weitergespielt hat? Die hat das durchgehalten. Abgesehen davon wurden wir ja neun Stunden pro Tag von der Presse gejagt und so von der Arbeit abgehalten.

Sie haben keinen blassen Schimmer vom Tennis.
Um Trainer zu sein, brauchst du auch keinen blassen Schimmer zu haben. Man muss vor allem schauen, dass die Profis im System drinbleiben und im Match nicht 50 Prozent schlechter spielen als im Training. Es geht um Konzentration, ein gutes Gefühl, solche Dinge. Die Technik haben die schon. Auch Sven Groeneveld ist immer mal wieder gekommen und hat mich gefragt, wieso wir das so machen. Ich habe halt meine eigenen Methoden. Als ich Roger Federer 1999 im Fitnessstudio...

Achtung, jetzt kommts: Sie sind auch noch für 16 Grand-Slam-Titel verantwortlich, nehmen wir an.
Als ich ihn wie gesagt 1999 im Fitnessstudio kennengelernt habe, musste ich ihn erst einmal richtig aufs Fahrrad setzen. Solche Dinge darf man nicht unterschätzen.

Reden wir lieber von Patty. Ihre Karriere neigt sich dem Ende zu. Und sie scheint mit Geldproblemen zu kämpfen.
Ich kann nur sagen, dass sie mir leid tut. Wir hatten eine gute Zeit. Dass sie damals von Eric van Harpen weg wollte, war völlig logisch. Wer mal gesehen hat, wie der sie angeplärrt hat, stellt keine Fragen mehr.

Sie haben Schnyder damals völlig abgeschottet. Wie in einer Sekte.

Ich habe sehr viele Fehler gemacht, kein Zweifel. Aber das können Sie mir nicht vorwerfen. Alle Leute haben gedacht, ich würde sie aussperren. Dabei war das Pattys Wille. Sie wollte ihre Ruhe haben. Dass mir die Journalisten in der Schweiz immer andichten wollten, ich sei eine Art Sektenführer, macht die richtigen Sekten in Deutschland heute noch reich. Wer meinen Namen im Internet sucht, bekommt automatisch auch Adressen von Sekten. Aber ich lege keine Hände auf. Und mit mir kann man auch nicht beten. Jaja, ich, der Sektenführer mit dem bösen Blick.

Mit dem bösen Blick?
Ja, ich war ja eine tolle Geschichte, ein gefundenes Fressen. Das wurde dann ausgeschlachtet. Ein Fotograf hat mir sogar einmal gesagt: Komm, jetzt machen wir mal ein paar richtig böse Bilder. Dann habe ich eben böse geguckt. Aber das war so ein Humbug wie das mit dem Orangensaft. Die ganze Welt hat doch gedacht, wir saufen 40 Liter Orangensaft pro Woche.

Das glauben Sie doch selbst nicht, dass Sie den Orangen-Guru jetzt der Presse in die Schuhe schieben können.
Die Orangensaft-Leier ist einfach übertrieben. Ich muss schon mal klarstellen. Wir haben nicht den ganzen Tag Orangensaft getrunken. Wir haben gegessen wie normale Menschen und zusammen gekocht. Und Patty mochte am liebsten Pizza mit Käse.

Sie waren mal ganz nahe an Patty. Beschreiben Sie sie in drei Worten.
Ein liebenswürdiger Sturkopf. Sie war damals wirklich sehr stur. Sie macht meist das Gegenteil von dem, was man ihr sagt. Und sie kann sich Dinge einreden, dass einem die Haare zu Berge stehen. Als sie einmal gegen Kurnikowa gespielt hat, sagte sie vor dem Spiel: Die ist so hübsch, gegen die spiele ich nicht. So war sie.

Warum haben Sie Patty damals an Hofmann verloren?
Ach, ich weiss nicht. Er kam und hat gesagt: Die gehört jetzt mir. Er hat das top gemacht. Er ist ein helles Bürschchen mit einer guten Planung. Der kam überfallmässig. Die Schweizer waren alle dafür. Das war ja fast wie ein Volksbegehren. Aber er machte das gut. Er hat mir gezeigt, wo der Hammer hängt. Ich kann ihm nicht böse sein. Nur: Sie muss jetzt damit leben.

Früher hatten Sie Ihr Fitnessstudio «Via Sola», der einzige Weg. Wie bestreiten Sie Ihren
Lebensunterhalt heute?

Ich habe früher genügend Geld verdient. Und ich hatte Werbeverträge mit riesigen Firmen.

Mit welchen?
Das darf ich jetzt nicht sagen, wir haben Stillschweigen vereinbart.

Leben Sie allein?
Nein. Ich hatte das Image eines Casanova. Und ich kann damit leben. Es stimmt, dass ich mit 54 Jahren noch gut aussehe und viele Verehrerinnen habe. Aber ich habe eine Partnerin. Das tönt zwar langweilig und nach Familienalbum. Aber es ist die Realität.

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