Trotz seiner 34 Jahre und seiner langen Erfahrung entwickelt Tennis-Star Roger Federer sein Spiel immer wieder weiter und dies erfolgreich. Beim ATP-1000-Turnier in Cincinnati düpiert er hintereinander die Nummer zwei, Andy Murray, im Halbfinal und im Final die Weltnummer eins, Novak Djokovic.
Federer überrascht bei den zweiten Aufschlägen der Gegner mit einem angriffigen Spiel und returniert die Bälle teilweise beinahe in der Platzmitte. Eine neue Taktik, die man eigentlich auf Toplevel nicht erwartet, die sich aber offenbar auszahlt. Was sagt Federer dazu?
«Ich probierte es im Training mehr als Witz aus. Aber es scheint zu klappen. Es geht vor allem ums Timing und die Reaktion. Ich muss aber noch mehr versuchen zu verstehen, wann ich so spielen kann und wann eher nicht», erklärt Federer schon nach dem Sieg über Murray.
Mit der offensiven Spielweise setzt der 17-fache Grand-Slam-Sieger die Konkurrenten stark unter Druck, weil er die Bälle schon im Aufsteigen schlagen kann und früh am Netz steht. Novak Djokovic bringt er damit fast an den Rand der Verzweiflung.
«Mal schauen, wie es weitergeht. Es ist sicher einfacher auf Hartplatz und interessant, dass ich es zu Beginn der Hartplatzsaison machte. Sie geht noch sechs, sieben Monate bis Miami nächsten Frühling. Diesen Schlag kann ich gegen bestimmte Gegner einsetzen, damit kann ich sie eventuell frustrieren und durcheinanderbringen», sagt er im SRF-Interview.
Die längere Wettkampfpause nach Wimbledon und das Auslassen des Turniers in Montreal vorletzte Woche zahlen sich für Federer also aus.
Mit dem Cincinnati-Sieg stösst er auf Kosten von Murray wieder auf Platz zwei in der Weltrangliste vor, was für die US-Open-Setzliste entscheidend ist.
In New York tritt er nächste Woche als einer der Topfavoriten an und jagt mit der neuen Taktik seinen 18. Grand-Slam-Titel – auch wenn nun der Überraschungseffekt verpufft ist.
Moralisch ist der Sieg über Djokovic ebenfalls von enormer Bedeutung. Der Serbe liegt nun im Direktduell wieder mit 20:21-Siegen hinter Roger und muss nach der Montreal-Finalpleite (gegen Murray) nun auch die Cincinnati-Schlappe verdauen.
Der «Djoker» ist zusammen mit seiner Entourage um Trainer Boris Becker noch am Sonntag nach dem verlorenen Final mit dem Privatjetnach New York geflogen.