Belinda Bencic
«Brenne auf das neue Jahr»

Nach einer schwierigen Saison 2016 zieht Belinda Bencic (19) Fazit. Im Interview mit SonntagsBlick spricht sie über Frust, Ferien und die Vorfreude auf Roger Federer.
Publiziert: 06.11.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 14:23 Uhr
Simon Häring (Text) und Sven Thomann (Fotos) aus Les Sables-d'Olonne
Belinda Bencic geniesst in Frankreich ein paar tennisfreie Tage.
Foto: THOMANN SVEN

SonntagsBlick: Belinda Bencic, welches Fazit ziehen Sie nach diesem Jahr?
Belinda Bencic: Ich hatte viele Verletzungen, die mich zurückgeworfen haben, ich kam nie richtig rein und mir hat dann auch die Spielpraxis gefehlt. Es war wie ein Rattenschwanz. Nach der einen Verletzung kam die nächste. Aber ich glaube immer noch daran, dass ich vorne mitspielen kann, wenn ich nicht verletzt bin und gut trainiere.

Gab es Momente, in denen Sie richtig frustriert waren, dass der Körper nicht so mitgemacht hat, wie Sie es gerne gehabt hätten?
Ja, das war den ganzen Sommer so. Es war wirklich nicht einfach, als ich verletzt war. Du weisst nicht, ob es gut wird oder nicht und wie lange es dauert. Und wenn du trotzdem spielst, hast du Angst, dass es wieder kommt. Das war schon eine mega harte Zeit. Ich habe immer gedacht, jetzt geht es aufwärts. Und dann kam die nächste Verletzung. Da habe ich mich schon gefragt: Wann hört es endlich auf?

 

Haben Sie das Gefühl, dass Sie zu viel, zu wenig oder falsch trainiert haben?
Nein, das denke ich nicht. Ende der letzten Saison habe ich schon viel gespielt. Aber das war, weil ich besser gespielt habe als erwartet und darum mehr Einsätze hatte. Es wurde dann fast zu viel, und wir hatten damals nur einen Konditionstrainer und einen Hittingpartner dabei, aber keinen Physiotherapeuten. Seit Sommer habe ich nun wieder einen eigenen Physiotherapeuten bei mir. Seither geht es aufwärts.

Welche Rolle haben Ihre Familie und Ihre Freunde gespielt, als es nicht so gut gelaufen ist?
Wir sind alle positiv geblieben. Es bringt nichts, wenn alle Panik schieben. Ich war diejenige, die sich am meisten Druck gemacht hat und traurig war. Meine Familie und Freunde haben mir aber unglaublich dabei geholfen, mich auf positive Gedanken zu bringen.

Wie sind Sie persönlich damit umgegangen?
Du hast keine andere Wahl, als weiterzumachen und dich durchzukämpfen. Im Leben läuft nicht immer alles rund – natürlich bist du traurig und alles ist Scheisse. Aber du musst weiterarbeiten, kämpfen und daran glauben, dass es wieder besser wird.

Gibts auch positive Aspekte?
Ich bin froh, dass diese harte Zeit jetzt hinter mir liegt und dass ich diese Erfahrung nun habe und weiss, wie ich da rauskomme. Viele Spieler haben das erst später. Andere erleben das schon als Junioren, wo ich nie gross Probleme hatte mit Verletzungen.

Haben Sie es auch genossen, mehr Zeit als üblich zu Hause zu verbringen?
Es war schon schön. Aber nach anderthalb Wochen hat es keinen Spass mehr gemacht, dann wollte ich wieder an die Turniere. Aber das Negative ist auch positiv. Vielleicht musste es so kommen. Ich weiss jetzt, dass ich mehr Lust auf die Reisen habe. Dass ich auch Lust habe, diese Turniere wieder zu spielen.

Wann hatten Sie das Gefühl, dass es wieder aufwärts geht?
Als ich bei den US Open die dritte Runde erreicht habe, obwohl ich zuvor nicht viel spielte. Wichtig war vor allem aber auch, dass ich keine Schmerzen hatte. Auch in Asien habe ich gut gespielt, aber weil ich nicht mehr gesetzt bin, sind meine Gegnerinnen in den Startrunden wieder stärker.

Gab es auch Höhepunkte in diesem Jahr 2016?
Sicher, als ich es in St. Petersburg in die Top Ten geschafft habe. Das war ein unglaublicher Moment. Ein Traum, der wahr geworden ist, weil sich die ganze Arbeit ausgezahlt hat. Auch wenn es nur für eine kurze Zeit war, macht mich das sehr stolz. Es gibt mir auch den Glauben, dass es kein Zufall war, dass ich dorthin gekommen bin und dass ich wieder dorthin kommen kann.

Verspüren Sie mehr Lust auf Tennis, weil Sie nicht so oft gespielt haben?
Ja, auf jeden Fall. Aber das habe ich eigentlich immer, dass ich auf das neue Jahr brenne. Natürlich war es nicht so anstrengend, weil ich oft verletzt war. Aber ich habe ja nicht Ferien gemacht, sondern an meiner Fitness gearbeitet und Physiotherapie gemacht, das ist auch anstrengend. Trotzdem sind Pausen wichtig. Für Körper und Geist ist es gut, nach der Saison ein paar Tage frei zu haben.

Wie haben Sie die Zeit seit Ihrem letzten Turnier vor drei Wochen verbracht?
Mit meiner Kollegin Antonia Lottner bin ich in Österreich am Wörthersee gewesen. Wir haben ein paar Tage Wellness gemacht, Massagen genossen und entspannt. Daneben haben wir aber an der Fitness gearbeitet und waren rennen. Danach war ich noch ein paar Tage in Paris und habe mir alles angeschaut.

Dazu kommen Sie ja während der Saison selten.
Ja, ich habe das ganze Programm durchgezogen, war auf dem Eiffelturm – bei der Notre Dame. Ich habe versucht, alles zu sehen. Zwar war ich schon oft in Paris, aber von der Stadt habe ich bisher nie gross etwas gesehen.

Was hat am besten gefallen?
Der Eiffelturm! Ich habe mich dort einfach hingesetzt und gemütlich gegessen. Es war strahlend blauer Himmel und schön warm, einfach perfekt!

Waren Sie alleine in Paris?
Aus Singapur ist meine Freundin Kiki Mladenovic (Tennisspielerin, Red.) zu Besuch gekommen. Wir waren dann gemeinsam unterwegs. Am letzten Ferientag sind wir dann auch noch beim Männer-Turnier in Bercy gewesen.

Sie schauen in den Ferien Tennis, sind Sie süchtig?
Schon (lacht). Wir haben uns auch gefragt, wieso wir das eigentlich machen. Wir brauchens offenbar.

Brauchen Sie nie Abstand vom Sport?
Nein, ich schaue immer Tennis. Ich habe auch das B-Masters in Zhuhai verfolgt und die Spiele von Timea Bacsinszky. Bei einem Turnier reden wir aber nicht immer nur über Tennis, wir haben so viele andere Themen. Aber klar, es ist Teil meines Lebens und wird es auch immer bleiben, ob ich jetzt Ferien habe oder nicht.

Vor einem Jahr waren Sie auf den Malediven. Hatten Sie nicht das Bedürfnis, an die Sonne zu flüchten?
Ich hatte nicht so ein perfektes Jahr, dass ich jetzt auf die Malediven hätte gehen können (lacht). Ich wollte auch nicht so weit fliegen, damit ich auch schneller wieder zu Hause bin und wieder ins Training einsteigen kann – etwas früher als die anderen.

Was haben Sie sich fürs neue Jahr vorgenommen?
Ich möchte mich darauf konzentrieren, gesund zu sein, gut zu spielen und mich zu verbessern. Jetzt kann ich wieder angreifen, weil ich nach St. Petersburg kaum Punkte zu verteidigen habe. Dann freue ich mich natürlich auch speziell auf das Turnier in Biel.

Sie starten mit Roger Federer beim Hopman Cup ins neue Jahr, erzählen Sie mal
Das ist ein Traum, der in Erfüllung geht. Es klingt noch so unglaublich, dass ich mit Roger spielen werde. Ich, Belinda Bencic. Ich kann es immer noch nicht fassen. Ich freue mich mega. Nicht viele können sagen, dass sie mit Federer Doppel gespielt haben.

Sie haben drei Wünsche offen für 2017 – welche wären das?
Gesund sein, also eine Saison ohne Verletzung zu spielen. Nicht allzu nervös sein, wenn ich mit Roger spiele (lacht). Ich meine: Er beim Aufschlag und ich am Netz, ich bin jetzt schon nervös. Und geniessen, dass wir nun in Biel ein Heimturnier haben.

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