Die Unsicherheit im Schweizer Riesenslalom-Team war in den letzten Tagen ziemlich ausgeprägt. Startrainer Helmut Krug erklärt, warum er bis zur finalen Sitzung am Sonntagnachmittag hin- und hergerissen war: «Wir haben im Frühling ab dem 28. August Trainingspisten in Chile gebucht. Aber während in El Colorado bis am letzten Wochenende nur wenig Schnee lag, haben wir auf dem Gletscher in Zermatt auch dank dem Pistenkoordinator Marcel Sulliger fantastische Trainingspisten vorgefunden. Deshalb mussten wir uns ernsthaft die Frage stellen, ob für uns die Reise nach Südamerika unter diesen Voraussetzungen wirklich Sinn macht.»
Die endgültige Antwort auf diese Frage: Superstar Marco Odermatt (27), Vizeweltmeister Thomas Tumler (35) und Beaver-Creek-Champion Justin Murisier (33) werden nächste Woche in den chilenischen Winter fliegen.
Die Vorbereitung auf den flachsten Riesen in der Olympiageschichte
«Mittlerweile sind die Wetterprognosen so, dass wir davon ausgehen dürfen, dass bis zu unserer Ankunft in den Anden sehr viel Schnee liegen wird. Somit werden wir unsere Ski aller Voraussicht nach auf Winterschnee abstimmen können.» Und genau das hat in der Diskussion «Matterhorn-Gletscher oder Chile» den Ausschlag gegeben: Weil der Weltcupkalender mit Ausnahme vom Auftakt-Riesen in Sölden keine Gletscherpisten beinhaltet, ist es von grossem Vorteil, wenn das Material auf echtem Winterschnee abgestimmt werden kann.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum sich der gewiefte Stratege Krug für die Reise ins unweit von der Hauptstadt Santiago gelegene Skiresort entschieden hat. «Die Riesenslalom-Piste in El Colorado erinnert im Vergleich zu einem Weltcuphang an einen Kinderhügel. Und weil der Olympia-Riesenslalom in Bormio auf verhältnismässig flachem Terrain ausgetragen wird, ist das für uns das ideale Trainingsgelände.»
Das perfekte Terrain für den Vizeweltmeister
Ein Schweizer ist auf flächeren Streckenabschnitten seit jeher besonders schnell – die Rede ist von Thomas Tumler. «Und deshalb gehört Tommy für mich schon jetzt zu den heissesten Gold-Anwärtern beim kommenden Olympia-Riesen», sagt Beat Feuz (38), welcher seine Karriere vor dreieinhalb Jahren mit dem Olympiasieg in der Abfahrt gekrönt hat.
In den Jahren 2023 und 2024 war Marco Odermatt im Riesenslalom bei allen Bedingungen der Schnellste. Im letzten Winter hat sich aber gezeigt, dass die internationale Konkurrenz in den flachen Riesen-Passagen Zeit auf den Nidwaldner gutmachen konnte. Sie können darauf wetten, dass sich der vierfache Gesamtweltcupsieger in der Vorbereitung auf dem «Kinderhügel» in Chile auch in diesem Bereich wieder abheben wird.