Das Podest
1. Marco Odermatt (Sz) 1:56,03
2. Marco Schwarz (Ö) +0,24
3. Atle Lie McGrath (No) +0,27
Das Rennen
Die Ausgangslage nach dem ersten Lauf verspricht viel Spannung. Marco Odermatt führt – allerdings mit dem kleinstmöglichen Vorsprung. Nur eine Hundertstelsekunde ist Marco Schwarz langsamer. Auch dessen Landsmann Stefan Brennsteiner liegt nur eine Viertelsekunde hinter dem Schweizer. Österreich träumt nach dem Samstags-Triumph von Julia Scheib vom zweiten Heimsieg – und vom ersten Double seit 2014. Damals siegten Marcel Hischer und Anna Fenninger.
Der Traum lebt auch noch, als nur noch Odermatt am Start steht. Schwarz setzt sich drei Hundertstel vor Atle Lie McGrath an die Spitze. Odermatt ist gefordert. Reicht sein Mini-Vorsprung? Der Nidwaldner attackiert und wird belohnt. Er vermiest den Gastgebern die Heim-Party und triumphiert zum dritten Mal in Sölden. «Still here» – «Immer noch hier» – bricht es im Ziel aus ihm heraus. Damit zieht Odermatt mit Österreich-Legende Hermann Maier gleich. Nur einer hat hier noch öfter triumphiert: der Amerikaner Ted Ligety (vier Siege).
Für Odermatt ist es zudem der 89. Podestplatz seiner Karriere und der 46. Sieg – damit hat er nun gleich viele Erfolge auf dem Konto wie der Luxemburger Marc Girardelli. Sie sind neu gemeinsam die Nummer 5 in der ewigen Bestenliste.
Die Stimmen gegenüber SRF
Marco Odermatt…
… zu seinem «Still here»-Jubel: «Ich weiss auch nicht, es ist einfach so rausgekommen. Ich habe es mir ein bisschen als Ziel gesetzt. Vor ein paar Tagen, Wochen hatte ich das Mindset, dass ich nur noch verlieren kann und habe das mit Mentaltraining in positive Energie umwandeln können. Die Challenge, um eben immer noch hierzubleiben und probieren, der Beste zu sein. Ein Gruss an die Mentaltrainerin. Vorne ist das Level sehr hoch, da braucht man auch ein bisschen Wettkampfglück. Dort, wo es ganz eng ist, immer noch ganz vorne zu sein, ist mega cool.»
… ob er an gute Omen glaubt, weil in den letzten Zyklen der Sölden-Sieger jeweils Riesen-Olympiagold gewann: «Ich glaube nicht unbedingt daran. Aber das nehmen wir, das ist gut.»
Thomas Tumler: «Ist ein bisschen ein Déjà-vu, dass ichs nicht runterbringen konnte. Ich habe alles probiert, habe attackiert. Dann kamen die Fehler und es war gelaufen. Ich nehme das Positive mit und freue mich auf die Nordamerika-Rennen.»
Loïc Meillard: «Wenn ich ausserhalb der Top 10 bin, ist es keine gute Leistung. Sölden und ich – das ist noch nicht erledigt. Hoffentlich kann ich in den nächsten Jahren besser fahren. Wenn ich gut gefahren bin, ist das Resultat egal. Aber ich bin nicht gut gefahren, deswegen bin ich nicht zufrieden. Das mit dem Rhythmus und dem Attackieren im Steilhang passt noch nicht ganz.»
Die weiteren Schweizer
14. Loïc Meillard +1,37
16. Thomas Tumler +1,57
30. Luca Aerni +4,55
DNF1 Lenz Hächler
DNF1 Sandro Zurbrügg
Den 2. Lauf verpassen: 42. Livio Simonet +3,34, 56. Fadri Janutin +4,44, 58. Semyel Bissig +4,68
Die Ausgangslage von Thomas Tumler ist gut. 33 Hundertstel liegt er als Halbzeit-Vierter hinter dem Podest. Am Nachmittag kann er auf dem Kurs seines Trainers fahren. Er startet stark und dann das. Ein Fehler bremst ihn aus, er gerät aus dem Rhythmus und fällt noch hinter Teamkollege Meillard zurück.
Im ersten Lauf verliert Loïc Meillard knapp eine Sekunde auf Odermatt, ist damit auf Top-10-Kurs. Am Nachmittag startet er dann gut, doch dann lässt er immer mehr nach. Sein Rückstand wächst und wächst, er fällt zurück.
Kleines Jubiläum für Luca Aerni. In seinem 18. Weltcup-Riesenslalom schafft er es als 24. zum 10. Mal in den zweiten Lauf. Dort kommt er allerdings überhaupt nicht auf Touren. Er handelt sich einen grossen Rückstand ein und wird am Ende Letzter.
Semyel Bissig bestreitet sein erstes Weltcuprennen seit Februar 2024. Im Kampf um den zweiten Lauf ist er chancenlos. Zu gross ist der Rückstand, den er sich einhandelt. Gleiches gilt für Fadri Janutin und Livio Simonet. Ihre Teamkollegen Lenz Hächler und Sandro Zurbrügg schaffen es am Morgen gar nicht erst ins Ziel.
Das gab zu reden I
Am Samstagabend verbreitet Lucas Braathen bei der Startnummernauslosung gute Laune. Übers ganze Gesicht strahlend, tanzt er auf der Bühne Samba. Im Rennen hat er dann aber schnell ausgetanzt. Der Brasilianer scheidet aus. Nicht der einzige Zwischenfall an diesem Tag. Wie er gegenüber ORF verrät, war er auf dem Weg zum Rennen in einen Wildunfall verwickelt. «Wir haben ein Rentier erwischt», so Braathen. Ein Rentier in Sölden? Wohl kaum. Er hat wahrscheinlich ein Reh gemeint. «Das war dramatisch und ich weiss nicht, was ich sagen soll», so Braathen weiter. Durch den Unfall hätte er beinahe die Besichtigung verpasst.
Das gab zu reden II
Im Januar stürzte Alexis Pinturault im Super-G von Kitzbühel (Ö) heftig, zog sich neben einer starken Knochenprellung des inneren Schienbeinplateaus mit einer Fraktur auch eine Verletzung des Innenmeniskus zu. Nun gibt er sein Comeback. Zum zehnten Mal startet er in Sölden. Und zeigt einen ansprechenden ersten Lauf, wird mit 1,36 Sekunden Rückstand 13. Am Ende wird er 18.
Ebenfalls eine Art Comeback gibt Manuel Feller. Er hatte im März erklärt, dass er künftig keine Riesenslaloms mehr bestreiten wird und seine Meinung wenige Wochen später revidiert. Im Vorfeld sprach er allerdings davon, dass es ziemlich sicher sein letztes Sölden-Rennen wird. Und auch dieses Mal entwickelt sich zwischen dem Österreicher und dem Rettenbachgletscher keine Liebesgeschichte. Er scheidet wie schon im Vorjahr im ersten Lauf aus. Daneben verpasste er viermal die Quali für den zweiten Lauf. Seine einzigen Klassierungen sind die Ränge 12, 15 und 16.
Die Bedingungen
Schwierige Bedingungen in Sölden. Am Morgen weht oben starker Wind, die Organisatoren entscheiden deswegen, vom Reservestart aus zu starten. Als es losgeht, setzt leichter Schneefall ein, oben müssen die Athleten durch Nebel fahren. Hinzu kommt ein stark drehender Kurs. Besser wirds am Mittag nicht. Im Gegenteil. Die Bedingungen verschlechtern sich, es schneit und windet, ist neblig. Zweimal wird der Start des zweiten Laufs um eine halbe Stunde verschoben. Letztlich gehts um 14 statt 13 Uhr los – weil sich da tatsächlich das Wetter so weit bessert, dass gefahren werden kann.
So gehts weiter
Als nächstes Rennen steht Mitte November der Slalom von Levi (Fi) auf dem Programm. Der zweite Riesenslalom des Winters geht erst Ende November in Copper Mountain (USA) über die Bühne.



