Das Podest
1. Julia Scheib (Ö) 2:16,51
2. Paula Moltzan (USA) +0,58
3. Lara Gut-Behrami +1,11
Das Rennen
Als Julia Scheib am Morgen ins Ziel kommt, jubelt ihre Familie und bricht in Freudentränen aus. Der Grund: Die Österreicherin deklassiert die Konkurrenz mit einem Wahnsinnslauf, geht mit 1,28 Sekunden Vorsprung in Führung. Auch Lara Gut-Behrami liegt als Halbzeit-Fünfte schon 1,54 Sekunden hinter der Führenden. Aber aufs Podest fehlen ihr nur zwei Zehntel.
Im zweiten Lauf startet sie unmittelbar nach Mikaela Shiffrin. Die Amerikanerin liegt trotz Startnummer 20 auf Zwischenrang 6. Sie stellt die zwischenzeitliche Bestzeit auf, aber noch bevor sie auf dem Leaderthron Platz nehmen kann, wird sie von Gut-Behrami verdrängt. Trotz missglückter Einfahrt in den Steilhang übernimmt sie die Führung. Die Ansage ist klar: Sie will bei ihrer Sölden-Dernière noch einmal aufs Podest. Vier Athletinnen folgen nach ihr noch. Zwei fallen hinter die Tessinerin zurück – sie steht zum fünften Mal auf dem Sölden-Podest.
Und Scheib? Die 27-Jährige kann sich mit diesem Riesenvorsprung nur selber schlagen. Sie geht kontrolliert und trotzdem angriffig genug in die Entscheidung. Und verdrängt Paula Moltzan von der Spitze. Damit feiert sie nicht nur ihren ersten Weltcupsieg, sondern sorgt auch für einen historischen Erfolg der Österreicherinnen. Denn es ist elf Jahre her, seit es beim Saisonauftakt dank Anna Veith – damals noch Anna Fenninger – einen Heimsieg gab. Damals jubelte sie ex aequo mit Shiffrin. Diese verpasst das Podest als Vierte um 31 Hundertstel.
Die Stimmen gegenüber SRF
Lara Gut-Behrami: «Es ist auf jeden Fall ein guter Start in die neue Saison. Den ersten Lauf habe ich verschlafen, bin nicht in den Rhythmus gekommen. Da war ich gar nicht happy. Auch der Zweite war nicht so super, aber ich konnte mehr attackieren. Das nehme ich als sehr positiv mit. Am Morgen hat mir die Spannung gefehlt, danach hab ich mich so genervt, dass das gereicht hat, um sie aufzubauen.»
Camille Rast: «Sölden war noch nie meine grosse Liebe. Hier habe ich mich noch nie wirklich wohl gefühlt, auch wenn ich steile Strecken liebe. Ich kann nicht wirklich erklären, wieso. Aber Top 15 hier nehme ich mit. Es gibt noch viel zu verbessern, aber ich weiss, dass ich das kann. Der Renn-Rhythmus muss erst kommen, dann wird es besser. Im Sommer habe ich mehr Riesenslalom trainiert, weil ich mit meiner Hüfte weniger Schmerzen hatte.»
Vanessa Kasper: «Es ist mega cool, gibts Punkte. Aber über meinen zweiten Lauf bin ich sehr enttäuscht. Ich hatte das Gefühl, dass ich gut reingekommen bin, aber dann war ich ein, zweimal etwas weit weg vom Tor. Und dann der grosse Fehler Ausgang des Steilhangs – das ist schade.»
Die weiteren Schweizerinnen
15. Camille Rast +2,25
29. Vanessa Kasper +4,24
30. Wendy Holdener +4,41
Den 2. Lauf verpassen
35. Sue Piller +4,32
42. Stefanie Grob +5,11
49. Jasmina Suter +5,61
54. Shaienne Zehnder +7,23
Platz 13 nach dem ersten Lauf – Camille Rast überzeugt am Morgen. Und fährt in der Entscheidung noch einmal ganz stark. Oben erarbeitet sie sich einen schönen Vorsprung, doch dann schleichen sich zwei, drei kleine Fehler in die Fahrt ein. Die kosten Zeit und die zwischenzeitliche Führung. Am Ende fährt sie in die Top 15.
Am Morgen hat Wendy Holdener Mühe, ihre Ski auf Zug zu bringen. Auch im zweiten Lauf kommt sie gar nicht auf Touren. Erneut handelt sie sich einen grossen Rückstand ein und fällt weit zurück. Sie wird Letzte.
2021 hat Vanessa Kasper das bisher einzige Mal das Rennen auf dem Rettenbachgletscher bestritten. Damals verpasste sie den zweiten Lauf. Dieses Mal schafft sie die Quali dafür als 25. locker. In der Entscheidung bremst sie ein grosser Fehler kurz vor dem Flachstück aus, sie verpasst die zwischenzeitliche Führung. Aber sie punktet.
Zum ersten Mal bestreitet Sue Piller den Riesenslalom von Sölden. Sie zeigt eine gute Fahrt, für den zweiten Lauf reicht ihre Zeit allerdings nicht. Auf Rang 30 fehlen ihr 65 Hundertstel.
Gar ihre Weltcup-Premiere feiert Shaienne Zehnder. Der Auftritt der 19-Jährigen ist ansprechend. Mit Rang 54 darf sie zufrieden sein.
Als drittletzte Fahrerin nimmt Jasmina Suter den ersten Lauf in Angriff. Wie auch Stefanie Grob verliert auch sie über fünf Sekunden und hat deswegen nach einem Auftritt bereits Feierabend.
Das gab zu reden
Mit dem Resultat dürfte Wendy Holdener nicht zufrieden sein. Dennoch hat sie eigentlich einen Grund zur Freude. Denn die Schwyzerin feiert ein Jubiläum. Der Sölden-Riesenslalom ist ihr 300. Weltcuprennen. Ihre Bilanz aus den 299 davor: 54 Podestplätze, davon sieben Siege. Im Riesenslalom ist es ihr 102. Einsatz – zweimal ist sie aufs Treppchen gefahren.
Das gab zu reden II
Das italienische Team ist arg dezimiert. Neben Weltmeisterin Federica Brignone fehlt auch Marta Bassino. Sie hat sich unter der Woche bei einem Trainingssturz einen Bruch des Schienbeinkopfs zugezogen und musste sich einer Operation unterziehen. Sie fällt wohl den ganzen Winter aus. Und dann läufts auch im Rennen nicht. Sofia Goggia scheidet als erste Athletin aus, sie hängt mit dem Arm an einem Tor an und stürzt. Und im Zielraum leidet Brignone mit. Die Teamkolleginnen können die Lücke nicht füllen. Asia Zenere ist als 19. die einzige der neun angetretenen Italienerinnen, die sich für den zweiten Lauf qualifiziert. Dort setzt sie sich kurzzeitig an die Spitze, am Ende wird Zenere 17.
Das gab zu reden III
Kurioses Missgeschick von Nina Astner. Die Österreicherin verliert im Steilhang erst einen Stock, kurz darauf bricht der andere entzwei. Mit einem halben kommt sie im Ziel unten an. «Eigentlich waren beide Stecken neu», sagt sie danach gemäss «Kleine Zeitung». «Keine Ahnung, es ist wohl einfach blöd gelaufen.» Ihre Fahrt reicht dennoch, um sich für die Entscheidung zu qualifizieren. Sie beendet das Rennen auf Rang 24.
Die Bedingungen
Leichter Schneefall am Morgen und knackige -5 Grad, dazu ein bewölkter Himmel. Als der erste Lauf beginnt, bläst vor allem in den ersten Toren den Fahrerinnen ein heftiger Wind um die Ohren. Zum Start des zweiten Laufs zeigt sich zumindest kurz die Sonne.
So gehts weiter
Der Slalom in Levi (Fi) ist das nächste Rennen im Kalender der Frauen. Er findet am 15. November statt. Der zweite Riesenslalom des Winters steht erst Ende November in Copper Mountain (USA) auf dem Programm.



