Den Tag nach dem Ende des Weltcup-Finales in Aspen wird der Österreicher Sepp Brunner nicht so schnell vergessen. Kurz vor seiner Rückkehr wird er zu Alpinchef Stéphane Cattin und Cheftrainer Thomas Stauffer zitiert. Und gefeuert. Nach zwanzig Jahren erfolgreichem Wirken in einem Verband, in dem Kontinuität doch eher ein Fremdwort ist. Wenige Wochen nach dem Weltmeistertitel seines Schützlings Beat Feuz steht Brunner mit 58 Jahren auf der Strasse.
Ein Schock, der nachwirkt. Bei Brunner, dem Illoyalität vorgeworfen und der nun von vielen Kreisen auch auf seine mögliche «Vergehen» angesprochen wird. «Bei meiner Jobsuche werde ich mit den wildesten Gerüchten konfrontiert», sagt Brunner. Und ergänzt: «Hätte man nur sportliche Gründe geltend gemacht, wäre es für mich einfacher.»
Aber Brunner hat die Entscheidung mittlerweile akzeptiert und will einen Schlussstrich ziehen. Genau das will auch Swiss-Ski. Zumal beim Verband mittlerweile ebenfalls die Erkenntnis gereift ist, dass man selber auch Fehler gemacht hat. «Wenn es etwas gibt, das ich bedaure, dann den Umstand, dass ich Sepp Brunner offenbar menschlich verletzt habe», sagt der kritisierte Alpindirektor Stéphane Cattin im Interview mit BLICK.
Abgang etwas abfedern
In den nächsten Tagen sitzen Brunner und Cattin zusammen und regeln die Modalitäten. Und weil man sich bewusst ist, dass in dieser Angelegenheit nicht alles so stilvoll abgelaufen ist, will man die Auflösung des Arbeitsverhältnisses grosszügig handhaben.
Bekommt Brunner eine satte Abfindung? Dazu mag sich bei Swiss-Ski niemand konkret äussern. In der Führungsetage wurden aber Gespräche zu diesem Thema geführt. Und nach BLICK-Informationen herrscht offenbar Einigkeit darüber, dass man einem so verdienstvollen Mitarbeiter den Abgang etwas abfedern möchte. Unter der Voraussetzung, dass sich auch Brunner kooperativ verhält.
Das heisst wohl: Der einstige Speedtrainer ist bei der Jobsuche nicht so unter
Druck und steht nach Ablauf der dreimonatigen Kündigungsfrist nicht sofort mit abgesägten Hosen da. Sondern eine der Varianten dürfte sein, dass der einstige Schweizer Medaillenschmied noch einige Monate länger auf der Lohnliste bleibt. Und so indirekt für diesen abrupten Abgang entschädigt wird.