Darum gehts
- Lenz Hächler: Vielversprechender Weltcupneuling mit Odermatt-ähnlicher Technik
- Verletzung im August, jetzt der Rückenzwicker beim Trainings-Comeback
- Der 22-jähriger Hächler gewann letzten Winter die Riesenslalom-Gesamtwertung im Europacup
Selten hat ein Weltcupneuling derart viele Vorschusslorbeeren erhalten wie Lenz Hächler. Ein ganz besonderes Kompliment bekommt der Junioren-Weltmeister von 2024 von Beaver-Creek-Champion Justin Murisier (33). «Lenz erinnert mich total an den Marco Odermatt aus dem Jahr 2017. Lenz fährt wie Marco Stöckli-Ski, hat Salomon-Schuhe und Leki-Stöcke und denselben Kopfsponsor, wie ihn Odi vor acht Jahren hatte. Das Wichtigste aber: Lenz fährt auch genial Ski», schwärmt der Walliser.
Mit dieser «Odermatt-Gedenk-Technik» hat der 22-jährige Hächler im letzten Winter die Riesenslalom-Gesamtwertung im Europacup gewonnen. Damit kommt der Zuger in der kommenden Weltcupsaison in den Genuss eines Fixplatzes. Sorgenfrei ist unser Toptalent derzeit dennoch nicht.
Im August hat sich Hächler beim Trockentraining in Zermatt verletzt. Diagnose: Teilruptur der äusseren Bänder am rechten Fussgelenk. Deshalb musste der Jungstar eine Skipause von zehn Wochen einlegen. Zu Beginn dieser Woche kehrte die Riesen-Hoffnung des Skiclubs Oberwil-Zug auf der Diavolezza (GR) auf die Skipiste zurück. Das Comeback auf der stark vereisten Unterlage ist jedoch nicht optimal verlaufen. Während des Riesenlalomtrainings wurde Hächler durch einen schmerzhaften Zwick in den Rücken beeinträchtigt.
«Normale Reaktion des Körpers»
Für Trainer Helmut Krug war das keine Überraschung: «Die Belastungen, die eine derart knackige Piste wie hier auf der Diavolezza mit sich bringen, konnte Lenz während seiner Skipause im Trockentraining nicht simulieren. Du kannst nicht mit 220 Kilo Kniebeugen machen. Deshalb ist dieser Zwick in den Rücken nach einer längeren Skiabstinenz eine ganz normale Reaktion des Körpers.»
Aber weil er aufgrund dieses Rückenzwickers erneut einen Tag pausieren musste, drängt sich eine Frage besonders auf: Wird Hächler am 26. Oktober beim Weltcupauftakt in Sölden am Start stehen? Für Stöckli-Rennchef Marc Gisin steht fest, «dass Lenz bezüglich Sölden einen Wettlauf gegen die Zeit absolvieren muss».
Coach Krug äussert dagegen keine Zweifel, dass sein jüngster Schützling beim ersten Riesen-Kracher im Olympia-Winter dabei sein wird: «Unter diesen Umständen wird man von Lenz beim Saisonauftakt sicher keine Wunderdinge erwarten können. Aber die Qualifikation für den zweiten Durchgang traue ich ihm in Sölden trotz allem zu.»
Hoffnung dank neuer Therapie
Es wäre ja auch nicht das erste Mal, dass Hächler trotz gröberer Beschwerden eine starke Leistung abliefert. In den letzten Jahren konnte er aufgrund einer Schienbeinentzündung nur dosiert trainieren. Frankreichs Abfahrtsspezialist Nils Allègre (32) hat Hächler deshalb in einem Gespräch beim vorletzten Weltcupfinal eine Operation nahegelegt, in der Fettzellen vom Gesäss und dem unteren Rückenbereich ans Schienbein verpflanzt werden.
Diesen Eingriff hat Hächler im Sommer 2024 über sich ergehen lassen. Die gewünschte Wirkung konnte durch diesen Eingriff jedoch nicht erzielt werden, der Sohn einer Österreicherin und eines Zentralschweizers litt auch im vergangenen Winter unter Schmerzen am Schienbein.
In den letzten Wochen und Monaten hat Hächler seine Problemzone mit einer neuen Methode behandelt. «Damit das Gewebe resistenter wird, habe ich eine Stosswellentherapie gemacht», verrät der Riesenslalomspezialist, welcher auch in den Speed-Disziplinen enormes Potenzial hat. Aktuell verspürt Lenz am Schienbein keine Schmerzen. Ob die Stosswellentherapie aber tatsächlich optimal gewirkt hat, wird sich erst zeigen, wenn Hächlers Wettkampfbelastung den Höhepunkt erreicht hat.