Als Death-Metal-Sänger
So therapiert sich Ski-Star Paris

Der Südtiroler kommt nicht zur Ruhe. Höhepunkten folgen immer wieder schwere Tiefschläge! Was Dominik Paris hilft, ist die Musik.
Publiziert: 19.12.2013 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:35 Uhr
Von Marcel W. Perren

Das jüngste Paris-Drama ereignet sich in der «Ciaslat», der kurvenreichen Schlüsselstelle unter den Kamelbuckeln: Der Vize-Weltmeister in der Abfahrt wird beim Training in Gröden von einem «Schnapper» in einer Welle überrascht, gerät dadurch in Rücklage und donnert mit über 100 Stundenkilometern in den Fangzaun. Als er zunächst sekundenlang liegenbleibt, muss man schon Schlimmes befürchten.

Doch der knochenharte Südtiroler beisst danach heftig auf die Zähne, verzichtet auf den Transport im Rettungsschlitten und fährt stattdessen selber ins Ziel. Dort wird er vom Teamarzt in Empfang genommen, der ein paar Stunden später die Diagnose Muskelriss im Unterschenkel stellt.

Damit wird der 24-Jährige beim Super-G von morgen und bei der Abfahrt am Samstag höchstwahrscheinlich nicht am Start stehen.

Der Zwischenfall ist bezeichnend für die emotionale Achterbahnfahrt, die der gute Freund von Beat Feuz in den letzten zwölf Monaten durchmachen musste.

Nach den sensationellen Siegen bei den Abfahrts-Klassikern in Bormio und Kitzbühel sowie der Silbermedaille bei der WM in Schladming stürzt der Aufsteiger des Jahres am 23. Juni in ein tiefes Tal der Tränen, weil sein älterer Bruder Rene an diesem Tag zu Hause im Ultental ums Leben kommt.

Rene, nach der Scheidung der Eltern Dominiks wichtigste Bezugsperson, prallt auf der Hauptstrasse in Kuppelwies auf seinem Töff mit dem Auto zusammen, das von der Ehefrau des bekannten Ultener Ski-Trainers Franz Gamper (aktueller Coach von Aksel Svindal, Ex-Trainer von Sonja Nef) pilotiert wird.

Paris beschreibt BLICK den schlimmsten Moments seines Lebens: «Ich war an diesem Tag bei meiner Freundin, die in Kuppelwies wohnt. Auf einmal erfuhr ich von einem Verkehrsunfall, kurz darauf landete nur ein paar hundert Meter vor der Haustüre meiner Freundin entfernt der Helikopter. Ich ging raus, wollte sehen, was passiert ist, da kam mir mein Servicemann, der ebenfalls im Tal wohnt, entgegen. Er war am Unfallort und wollte mich zurückhalten. Ich ging trotzdem hin und sah, wie mein Bruder am Boden lag.»

Bei der Verarbeitung dieses schrecklichen Ereignisses haben Paris zwei Dinge geholfen: «Das Skifahren und die Musik. Weil das meine grössten Leidenschaften sind, konnte ich mich dabei am besten ablenken. Darum habe ich das Training auch unmittelbar nach dem Unfall meines Bruders nie unterbrochen. Und danach habe ich meistens Musik gemacht.»

Paris hat seit einem Jahr eine eigene Death-Metal-Band («einen Namen haben wir noch nicht gefunden»), deren Übungs-Lokal in einer Autogarage knapp 1000 Meter von der Unglücksstelle des Bruders liegt. Dominik ist Sänger der Band, zwischendurch greift er aber auch in die Gitarrensaiten: «Ich habe als Kind immer von einer Gitarre geträumt, weil wir aber zu Hause wenig Geld hatten, konnte ich mir dieses Ins­trument erst leisten, nachdem ich 2008 im Sarntal zum ersten Mal bei einem Europacup-Rennen in die Top 5 gefahren war.»

Weil diese Gitarre in den letzten Monaten ein so guter Seelenklempner war, konnte Paris am 30. November bei der Abfahrt in Lake Louise, rund fünf Monate nach dem Tod des Bruders, schon wieder einen Weltcupsieg bejubeln. Nach der gestrigen Muskelverletzung wird die E-Gitarre wohl erneut als Therapeutin gebraucht ...

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