Sie ist zierlich, bildhübsch und ein ausgesprochenes Golftalent. Dennoch kennt sie hierzulande kaum jemand, denn Sherlyn Popelka lebt mit ihrer Familie in Reunion, Florida. Im Sommer 2004 ist die damals 13-Jährige zusammen mit Vater Frank (62) und Mutter Aysha von Zumikon nach Amerika gezogen.
«Wir wollten Sherlyn ein optimales Umfeld bieten, um ihrem Wunsch Golfprofi zu werden nachzukommen», erklärt ihr Vater die Übersiedlung. Und dieses Ziel hatte Sherlyn schon als kleines Mädchen vor Augen. Bereits mit fünf Jahren hielt sie einen Golfschläger in der Hand, und schnell erkannte man im GC Bubikon, dass da ein aussergewöhnliches Talent heranwächst.
Schon als 9-Jährige gewann sie die Kategorie der 14-Jährigen, und bei fast jedem Turnier, an welchem sie teilnahm, stand sie auf dem obersten Treppchen. Sie wurde ins Regionalteam des Schweizer Golfverbandes (ASG) aufgenommen und vertrat die Schweiz bei den Westfries Championships in Holland, die sie gleich gewann.
«Der grosse Unterschied zwischen dem schweizerischen Golfsport und dem in den USA liegt in der Professionalität», weiss Popelka. Das war der Grund, warum er es vorzog, seine begabte Tochter diesem ambitionierteren Umfeld auszusetzen. Und wie es scheint, ist die 1,68 Meter grosse und 42 Kilo schwere Sherlyn den Strapazen der vergleichsweise harten US-Konkurrenz gewachsen, spielte sie doch von Beginn weg wacker mit und gewann mehrere Turniere. Letztmals am 27. Januar in Sanctuary Ridge.
Da wächst in fernen Landen also ein vielversprechendes Golftalent heran, das Erinnerungen an Martina Hingis im Tennis weckt. Und an der Karriere wird emsig gearbeitet: Jede Woche trainiert Sherlyn zwei bis drei Stunden mit ihrem Coach, Henri Reis, und dreimal wöchentlich steht Konditionstraining auf dem Programm mit Kai Fusser, beide in der Annika Academy in Reunion tätig.
Nicht zu vergessen das individuelle Schwungtraining, welches fünf Mal pro Woche stattfindet. Eine Stunde lange Schläge, zwei Stunden Kurzspiel. Und mindestens zwei Mal wöchentlich spielt Sherlyn 9 Löcher.
Henri Reis, der unter anderem die langjährige Nummer 1, Annika Sörenstam (37) aus Schweden, seit ihrem 15. Lebensjahr betreut, ist voll des Lobes über die junge Schweizerin: «Sie ist sehr begabt und vielversprechend. Wenn sie so weitermacht, gewisse technische und körperliche Mängel ausmerzt und gesund bleibt, hat sie das Potenzial die nächste Top-Golferin Europas zu werden», lobt er.
Doch nicht nur im Sport ist Sherlyn herausragend. Die junge Frau, die Lesen und Mode als ihre Hobbys bezeichnet, geht weiterhin zur Schule. Und bringt erst noch gute Noten mit nach Hause, wie Vater Frank nicht ohne Stolz erwähnt.
Und wie sieht die Zukunft aus für die ehrgeizige junge Schweizerin? Zuerst will sie die Schule beenden, um dann in ein College ihrer Wahl einzutreten, wo sie im Rahmen ihrer Uni-Ausbildung in der Meisterschaft der National Collegiate Athletic Association, NCAA, mitspielen will.
Das grosse Ziel der +1,6 Handicap-Spielerin bleibt freilich die LPGA Tour der Professionals, wo sie auf die besten Spielerinnen der Welt treffen wird. Auf die Frage, wer von den Frauen ihr Vorbild sei, meint das sympathische Girl selbstbewusst: «Keine». Offenbar hat die Ami-Mentalität bereits auf die Swiss Lady abgefärbt.