Seit vielen Jahren wird jedes grössere Schwingfest live übertragen. Das Schweizer Fernsehen, das sich für einen symbolischen Betrag sämtliche Übertragungsrechte gesichert hat, ist schon seit geraumer Zeit auf den Boom aufgesprungen.
Vorbei sind die Zeiten, als das SRF während dem Eidgenössischen 1998 in Bern in der entscheidenden Phase zur Formel 1 gewechselt hat. Heute werden vom SRF auch Feste übertragen, die bei den regionalen Stationen ebenfalls im Free-TV zu sehen sind. Die regionalen Anlässe den regionalen Medien überlassen? So eng muss man dann den Gürtel im Leutschenbach auch wieder nicht schnallen.
Man fühlt sich wie ein Fünftklässler
Was alle Übertragungen gemeinsam haben: Die Kommentatoren und Experten verhalten sich so, als würden daheim in der Stube lauter Laien und Schwing-Banausen sitzen. Seit Jahr und Tag erklären sie Woche für Woche den Unterschied zwischen den hellen und den dunklen Hosen. Dann erklären die TV-Lehrer zum 756. Mal die Notengebung. Bevor sie zum 758. Mal den Unterschied zwischen Sennen- und Turnerschwingern erläutern.
Man fühlt sich wie ein Erstklässler am ersten Schultag. Vor dem TV sitzen aber Leute, die sich seit längerer Zeit für diesen Sport interessieren und die Banalitäten des Schwinger-ABC längst kennen. Es ist, als würde Sascha Ruefer vor jeder Übertragung fünf Minuten die Offsideregel erklären. Und darüber schwadronieren, dass bei diesem Spiel ein Foul zu einem Freistoss führt.
Zur lähmend langweiligen Volkshochschule gehört auch, dass man im Stundenrhythmus die Sternchen hinter dem Namen des Schwingers erklärt. Dabei wissen 99,9 Prozent der Zuschauerinnen und Zuschauer seit Jahren, wie viele Sternchen ein Kantonal- oder Gauverbandskranzer, ein Teilverbands- oder Bergkranzer oder ein Eidgenössischer Kranzgewinner hat.
Wer holt sich das magische dritte Sternchen?
In wenigen Wochen geht es auch in Mollis GL um das begehrte dritte Sternchen. Zwischen 17 (Frauenfeld) und 23 (Estavayer) neue Eidgenossen gab es bei den letzten fünf Eidgenössischen Festen. Auch nach Mollis werden rund zwanzig Schwinger neu ein drittes Sternchen hinter dem Namen tragen und damit ihre Karriere krönen. Es wird Überraschungen geben.
Aber auch neue «Eidgenossen», die man erwartet. Aus dem Berner Verband Leute wie Michael Moser, Lars Zaugg, Fabian Stucki, Reto Thöni oder Fabio Hiltbrunner. Aus der Innerschweiz Athleten wie Noe van Messel, Lukas Bissig, Marc Lustenberger, Samuel Schwyzer oder Marco Reichmuth. Aus der Nordwestschweiz Marius Frank und Sinisha Lüscher. Und aus der Ostschweiz Mario Schneider, Christian Biäsch oder Andy Signer. Einzig in der Südwestschweiz drängt sich keiner zwingend für ein drittes Sternchen auf.
Für viele geht es also um dieses magische dritte Sternchen. Für einige wenige um den Königstitel. Das letzte Mal, als ein Schwinger mit nur zwei Sternchen hinter dem Namen den Königstitel geholt hat, war 2010 in Frauenfeld. Kilian Wenger, Berner, 20 Jahre alt, 1,90 Meter gross.
In Mollis schwingt Michael Moser. Zwei Sternchen hinter dem Namen, Berner, 20 Jahre alt, 1,90 Meter gross.