Darum gehts
- Christian Schuler startete einmal mehr sehr schlecht in ein Schwingfest
- Der Altmeister verhinderte am Bündner-Glarner den Traumschlussgang
- Am Abend durfte er trotzdem zufrieden die Heimreise antreten
Christian Schuler (37) gilt eigentlich als äusserst freundlicher Zeitgenosse. Doch nach dem ersten Gang am Bündner-Glarner Schwingfest ist der 121-fache Kranzgewinner stinksauer. Schuler stapft wortlos davon und nimmt auf einer Holzbank neben dem Sägemehlring Platz. Noch bevor der fünffache Eidgenosse richtig durchatmen kann, sagt er zu sich selbst: «Jetzt ist Schluss!»
Einige Sekunden zuvor legte ihn Christian Biäsch (29) platt auf den Rücken. «Eine solche Niederlage tut brutal weh. Das ist ein gewaltiger Dämpfer. Ich habe noch immer den Anspruch, solche Gegner zu bezwingen», erklärt er. Für Schuler der nächste Rückschlag in einer ohnehin bisher schwierigen Saison.
Bereits am Luzerner und am Schwyzer Kantonalen startete Schuler mit einer Niederlage in den Tag. Obwohl der Metzgersohn aus Rothenthurm SZ mit vier Kranzgewinnen dasteht, fragen sich deshalb einige Zuschauer: «Warum tut er sich das noch an?»
Neue Erfahrung für die Schwing-Legende
Auch Schuler selbst hat sich diese Frage bereits gestellt. Die Leichtigkeit und Eleganz vergangener Tage ist weg. Jahrelang reiste der zweifache Stoos-Sieger an die Schwingfeste und musste sich über den Kranzgewinn keine Gedanken machen.
Sein Fokus galt der Schlussgang-Teilnahme und dem Sieg. «Früher war der Kranz für mich selbstverständlich. Erst jetzt, in dieser schwierigen Phase wird mir bewusst, was für eine grosse Leistung das eigentlich ist», so Schuler.
Auch in Domat/Ems GR gestaltete sich der Weg zum Kranzgewinn äusserst kompliziert. Nach der Startniederlage redeten ihm sein Vater, sein Bruder und sein Onkel gut zu. «Sie konnten mich zum Glück sehr schnell wieder aufbauen.» So dass es im fünften Gang zum Aufeinandertreffen mit Königskandidat Armon Orlik (30) kam.
Schuler zerstört Traum-Schlussgang
Dort zeigte Schuler, was immer noch in ihm steckte. Der Gast aus der Innerschweiz brachte den Einheimischen zur Verzweiflung. Einmal war er sogar nahe am Resultat. «Christian hat eine sehr gute Kampfübersicht. Zudem steht er unheimlich stabil», lobte ihn Orlik nach dem Fest. Der Bündner zeigt sich aber auch selbstkritisch: «Es fehlte die letzte Konsequenz in meinen Angriffen.»
Durch den Gestellten wurde Schuler zum Spielverderber. Den hätte Orlik gewonnen, wäre es im Schlussgang zum Bruderduell gegen Curdin gekommen. Die Zuschauer fieberten dieser besonderen Affiche entgegen. Entsprechend gross war die Enttäuschung nach dem Unentschieden.
Walther im Einteilungspech
Der Frust verschwand jedoch bald einmal. Schliesslich standen zwei Bündner im Schlussgang. Denn obwohl Curdin Orlik (32) seit mehreren Jahren für die Berner kämpft, stammt er ursprünglich aus Landquart GR. Im Jahr 2016 zog er ins Bernbiet und wechselte deshalb den Teilverband. Im finalen Kampf des Tages bodigte der «Gast» Biäsch.
Dieser erhielt den Vorzug gegenüber dem punktgleichen Adrian Walther (23). Der Berner Königskandidat reihte nach dem Gestellten im Anschwingen gegen Armon Orlik fünf Siege aneinander. Letztlich war Walther für den Schlussgang auch im Einteilungspech. Der Berner ging genauso mit dem Kranz nach Hause, wie der nimmermüde Schuler.
Sorgen um Eidgenosse Käser
Einen weiteren Dämpfer gab es für Josias Müller (18). Das Talent aus der Nordostschweiz wartet noch immer auf den ersten Kranzgewinn in dieser Saison. Dreimal verpasste er die Auszeichnung nur um einen Viertelpunkt! Wenn der angehende Elektroinstallateur sich seinen Traum vom Eidgenössischen Schwingfest Ende August erfüllen will, muss er sich dringend steigern.
Seinen Wettkampf nicht beenden konnte der Berner Eidgenosse Remo Käser. Eine Knieverletzung zwang ihn zur Aufgabe am Bern-Jurassischen. Nach einem Gewitterunterbruch feierte Reto Thöni (24) seinen ersten Festsieg. Am Urner Kantonalen triumphierte der talentierte Lukas Bissig (22).