Heimenschwand BE. Wir sitzen in der Küche von Thomas Sempach (31). Der 75-fache Kranzschwinger hat eine Käseplatte aufgetischt.
Der Landwirt erzählt SonntagsBlick beiläufig: «Ich gehe dann jeweils noch den Schlussgang schauen...» Da explodiert Hanspeter Latour (69). Der ehemalige Fussball-Trainer von Thun, GC und dem 1. FC Köln springt von der Küchenbank auf und schreit: «Ich gehe im Schlussgang schwingen! Nicht Schlussgang schauen. Das muss deine Einstellung sein.»
Sempach, 2008 erster Berner, der auf der Schwägalp gewann, hat die Botschaft verstanden. Latour: «Chum, Tömu! Aaagriffä!»
Nach mehrmonatiger Verletzungspause (Knie) steht Sempach vor zwei Wochen in Aeschi BE im Schlussgang, verliert aber nach 11 Minuten gegen Bernhard Kämpf. Heute will der Latour-Schüler beim Emmentalischen Schwingfest in Sumiswald nachlegen.
2010 kam Latour («das isch e Gränni») erstmals mit den Schwingern in Kontakt. «Ich erhielt vor dem Eidgenössischen in Frauenfeld eine Anfrage der Berner Schwinger, ob ich sie im Trainingslager nicht auf den Wettkampf einschwören könne. Da sassen dann die 60 besten Berner Schwinger in einem Säli. Eine geballte Ladung Kraft. Aber es war mucksmäuschenstill.»
Das Eidgenössische gewann darauf erstmals seit 18 Jahren mit Kilian Wenger wieder ein Berner. Thomas Sempach wurde Vierter. Und schwört seither auf seinen Antreiber aus Innereriz BE: «Ich habe sehr viel von Hanspeter profitiert. Er stärkt meinen Willen, um jeden Preis siegen zu wollen. Im Gespräch macht er zwischendurch auch mal ein Witzli. Und er arbeitet viel mit symbolischen Bildern.»
Ein «Chemp» (grosser Stein) liegt in Sempachs Garten. Der 111-Kilo-Brocken aus Fleisch und Blut sagt dazu: «Der Chemp steht für das Motto: Berge versetzen.»