Darum gehts
- Sicherheitskonzept für ESAF in Mollis vorbereitet. Experte gibt gutes Zeugnis
- Böller-Eklat auf Schwägalp sorgt für Aufregung in Schwinger-Kreisen
- Über 100'000 Menschen werden gleichzeitig auf dem ESAF-Gelände erwartet
Das Unverständnis über den Böller-Eklat auf der Schwägalp ist auch Tage danach noch riesig. Viele stellen sich die Frage: Was, wenn so etwas am ESAF passiert? Im Unterschied zum Bergklassiker werden auf dem Gelände in Mollis GL gleichzeitig mehr als 100'000 Menschen sein. Es droht eine Massenpanik.
Auf dieses «Horror-Szenario», wie es Schwinger-Boss Stefan Strebel nennt, ist das OK vorbereitet. «Für jedes Teilgelände existiert ein Evakuierungs- und Notfallkonzept mit definierten Sammelplätzen, den Evakuationsflächen und Kommunikationsketten», schreibt es auf seiner Website. Für die Einsatzkräfte seien im Vorfeld Rettungsgassen definiert worden.
Das Sicherheitskonzept angeschaut hat Martin Widmer. Er sitzt in der Expertengruppe zur Vorprüfung des ESAF. Deren Aufgabe ist es, die eingereichten Konzepte und Vorschläge der Organisationskomitees zu bewerten.
Hilfreiche Erfahrungen von Pratteln und Zug
Widmer ist in der Expertengruppe für das Thema Sicherheit verantwortlich. Dem Konzept des OKs von Mollis stellt er ein gutes Zeugnis aus. «Die wichtigsten Punkte hatte es erfüllt. Schliesslich waren da Spezialisten am Werk. Dank der Erfahrungen von Pratteln und Zug wusste ich, worauf wir besonders achten müssen.»
Später prüfte und genehmigte die Expertengruppe auch die zuständigen Fachstellen. Widmer reist deshalb zuversichtlich ans ESAF. «Ich bin überzeugt, dass es ein Volksfest wird. Für die Sicherheit der Zuschauer ist gesorgt. Sie müssen keine Angst haben.» Zudem glaubt er fest daran, dass es sich beim Böller-Eklat um einen Einzelfall handelte. «Die Gefahr einer ähnlichen Aktion schätze ich als klein ein.»
«So etwas gehört nicht an ein Schwingfest»
Der Vorfall sorgte in Schwinger-Kreisen für einen riesigen Aufschrei. «Das ist störend und darf nie wieder passieren. Wir wollen keine Zustände wie im Fussball. Deshalb müssen wir Sorge tragen zu unserer Schwingkultur», sagte der dreifache NOS-Sieger Urs Bürgler.
Auch Strebel wählte deutliche Worte: «Ich bin zuerst erschrocken und habe mich dann geärgert. So etwas gehört nicht an ein Schwingfest!» Genau gleich sah es Schwinger Sales Tschudi. «Wäre ich im Sägemehl gestanden, hätte mich das genervt. Eine solche Aktion kann über Sieg oder Niederlage entscheiden.»
Einsatzleitung der Kantonspolizei Glarus möglich
Während sich viele dazu äussern, schweigt das ESAF-OK. Auf Blick-Anfrage verweist es auf seine Ausführungen zum Thema Sicherheit auf seiner Website. Dort ist festgehalten, wie bei einem Ernstfall gehandelt werden würde. Dabei ist von verschiedenen Graden der Lageeskalation die Rede.
Der Krisenstab unterscheidet von einer «normalen Lage», einer «besonderen Lage» und einer «ausserordentlichen Lage». In den letzten zwei Fällen würde die Einsatzleitung der Kantonspolizei Glarus die Führung übernehmen.
Um einen solchen Ärger wie am Bergklassiker zu verhindern, fordern einige Leute striktere Eingangskontrollen. Normalerweise müssen die Schwing-Fans nur ihr Ticket vorweisen. Das Messer im Rucksack störte bis heute niemanden – weil auch nie etwas Schlimmes passierte. Folgt nun nach dem Schwägalp-Knall ein Umdenken?
Die grösste Gefahr? Das Wetter!
Sicherheitsexperte Widmer glaubt nicht daran. «Die Schwing-Fans werden das auch in Zukunft unter sich regeln. Sie müssen die Übeltäter einfach klar zurechtweisen.» In den zusätzlichen Kontrollen am Eingang sieht er einen grossen Mehraufwand. Zudem würden sich riesige Schlangen bilden.
Widmer sieht am ESAF die grösste Gefahr sowieso nicht bei den Menschen. «Das Wetter könnte eher zum Problem werden», erklärt er. Starke Winde oder sogar Hagel würden für Unruhe sorgen. Doch auch auf dieses Szenario ist das OK vorbereitet. Deshalb lässt sich Widmer von einem Böller die Vorfreude nicht nehmen.