Das Potenzial ist riesig
Wo bleiben die Schwingfluencer?

In den sozialen Medien herrscht bei vielen Schwingern eher Funkstille. Dabei ist der Sport beliebter denn je. Das Potenzial ist riesig.
Publiziert: 08.08.2025 um 18:00 Uhr
|
Aktualisiert: 08.08.2025 um 18:19 Uhr
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Darum gehts

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Joël HahnRedaktor Sport

Von Joel Wicki (28) bis Christian Stucki (40), vom ESAF bis hin zu den kantonalen Schwingfesten – Schwingen bewegt. Tausende pilgern an die Feste, die TV-Quoten sind stark. Und dennoch: Auf Instagram & Co. ist vom Hosenlupf wenig zu sehen. Schwingen ist voll im Trend – auf den sozialen Medien aber merkt man davon kaum was. Einzelne Schwinger posten ab und zu mal ein Trainingsfoto, andere machen gar nichts.

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Auf der Suche nach dem nächsten Trend? Domenic Schneider (l.) und Werner Schlegel.
Foto: Sven Thomann

Felix Murbach, Marketing- und Digitalexperte, bestätigt dies: «Schwinger sind eher reaktiv als aktiv auf Social Media», sagt er. «Da fehlt meist ein Content-Plan. Viele Beiträge blicken zurück statt nach vorne. Emotionen? Gibts – aber selten online.»

Kaum einer knackt die 10’000

Trotz ihrer landesweiten Popularität erreichen viele Schwinger auf Social Media nur moderate Reichweiten. Der zurückgetretene Christian Stucki hat mit 35’100 am meisten Follower, gefolgt von Samuel Giger (27; 34’700), Joel Wicki (28; 33’700) und Curdin Orlik (32; 25’300). Dahinter: Namen wie Remo Käser (28), Kilian Wenger (35) oder Fabian Staudenmann (25) mit vergleichsweise bescheidenen Zahlen.

Wer hat die meisten Follower im Sägemehl?
  1. Christian Stucki★ – 35'100 Follower
  2. Samuel Giger – 34'700 Follower
  3. Joel Wicki – 33'700 Follower
  4. Curdin Orlik – 25'300 Follower
  5. Remo Käser – 24'900 Follower
  6. Matthias Sempach★ – 24'100 Follower
  7. Kilian Wenger★ – 22'400 Follower
  8. Matthias Glarner★ – 19'600 Follower
  9. Fabian Staudenmann – 18'100 Follower
  10. Pirmin Reichmuth – 16'500 Follower
  11. Matthias Aeschbacher – 12'100 Follower
  12. Werner Schlegel – 10'200 Follower
  13. Jörg Abderhalden★ – 9'715 Follower
  14. Adrian Walther – 9'642 Follower
  15. Lario Kramer – 8'816 Follower
  16. Michael Moser – 8'579 Follower
  17. Damian Ott – 7'979 Follower
  18. Michael Bless★ – 7'976 Follower
  19. Sinisha Lüscher – 7'876 Follower
  20. Domenic Schneider – 5'970 Follower
  21. Nick Alpiger – 4'768 Follower
  22. Severin Schwander – 4'327 Follower
  23. Christian Schuler – 4'123 Follower
  24. Armon Orlik – 3'913 Follower
  25. Florian Gnägi★ – 3'852 Follower
  26. Marc Lustenberger – 3'803 Follower
  27. Thomas Burkhalter – 3'056 Follower
  28. Andreas Döbeli – 3'038 Follower
  29. Adrian Odermatt – 2'540 Follower
  30. Stefan Burkhalter★ – 2'288 Follower
  31. Philipp Laimbacher★ – 2'102 Follower
  32. Daniel Bösch★ – 2'053 Follower
  33. Christian Gerber – 2'007 Follower
  34. Marco Good (privat) – 1'608 Follower
  35. Arnold Forrer★ – 1'387 Follower
  36. Samuel Brun (privat) – 1'235 Follower
  37. Lars Vogensperger – 1'204 Follower
  38. Mario Schneider – 924 Follower
  39. Marius Frank – 758 Follower
  40. Jonas Odermatt – 721 Follower

    ★ = ehemalige Schwinger
    (priv.) = private Accounts
  1. Christian Stucki★ – 35'100 Follower
  2. Samuel Giger – 34'700 Follower
  3. Joel Wicki – 33'700 Follower
  4. Curdin Orlik – 25'300 Follower
  5. Remo Käser – 24'900 Follower
  6. Matthias Sempach★ – 24'100 Follower
  7. Kilian Wenger★ – 22'400 Follower
  8. Matthias Glarner★ – 19'600 Follower
  9. Fabian Staudenmann – 18'100 Follower
  10. Pirmin Reichmuth – 16'500 Follower
  11. Matthias Aeschbacher – 12'100 Follower
  12. Werner Schlegel – 10'200 Follower
  13. Jörg Abderhalden★ – 9'715 Follower
  14. Adrian Walther – 9'642 Follower
  15. Lario Kramer – 8'816 Follower
  16. Michael Moser – 8'579 Follower
  17. Damian Ott – 7'979 Follower
  18. Michael Bless★ – 7'976 Follower
  19. Sinisha Lüscher – 7'876 Follower
  20. Domenic Schneider – 5'970 Follower
  21. Nick Alpiger – 4'768 Follower
  22. Severin Schwander – 4'327 Follower
  23. Christian Schuler – 4'123 Follower
  24. Armon Orlik – 3'913 Follower
  25. Florian Gnägi★ – 3'852 Follower
  26. Marc Lustenberger – 3'803 Follower
  27. Thomas Burkhalter – 3'056 Follower
  28. Andreas Döbeli – 3'038 Follower
  29. Adrian Odermatt – 2'540 Follower
  30. Stefan Burkhalter★ – 2'288 Follower
  31. Philipp Laimbacher★ – 2'102 Follower
  32. Daniel Bösch★ – 2'053 Follower
  33. Christian Gerber – 2'007 Follower
  34. Marco Good (privat) – 1'608 Follower
  35. Arnold Forrer★ – 1'387 Follower
  36. Samuel Brun (privat) – 1'235 Follower
  37. Lars Vogensperger – 1'204 Follower
  38. Mario Schneider – 924 Follower
  39. Marius Frank – 758 Follower
  40. Jonas Odermatt – 721 Follower

    ★ = ehemalige Schwinger
    (priv.) = private Accounts

Zum Vergleich: Ski-Freestyle-Star Andri Ragettli (26) zählt über 600’000 Follower, Leichtathletin Mujinga Kambundji (33) mehr als 200’000 – obwohl sie international unterwegs sind, dürfte zumindest eine sechsstellige Follower-Anzahl aus der Schweiz stammen. Murbach schätzt: «Je nach Bekanntheitsgrad liegen da 20’000 bis 100’000 Franken an ungenutztem Potenzial pro Jahr drin. Ein Schwinger mit einer starken Marke und gutem Plan könnte sogar 150’000 verdienen – durch Affiliate-Marketing, Partnerschaften, bezahlte Inhalte.»

Eine Facebookgruppe zeigt, wie es geht

Wie enorm Schwingen eben auch online bewegen kann, zeigt Katrin Fankhauser-Zimmermann. Die pensionierte Schwing-Fanatikerin betreibt seit 2022 die Facebook-Gruppe Schwingen aktuell – mit über 15’600 Mitgliedern. «Ich hätte nie mit so viel Interesse gerechnet», sagt sie.

Sie investiert täglich viel Zeit in ihre Gruppe. Sie schreibt Biografien, stellt die Feste vor, wertet Resultate aus. Besonders gern porträtiert Fankhauser-Zimmermann junge Schwinger. Der Aufwand ist gross – doch die Leidenschaft noch grösser. «Es ist mein Hobby, eine Art Virus. Ich liebe es.» An Schwingfesten wird sie mittlerweile erkannt. Die Reaktionen? «Überwältigend.»

Selbst der Frauenschwingverband fragte bei ihr an, ob sie künftig berichten möchte. Ihr Wunsch an die aktiven Schwinger für die virtuelle Welt: «Etwas mehr Persönlichkeit zeigen – das wäre schön.» 

Zurückhaltung, Respekt, Ruhe – Werte, die im Schwingen hochgehalten werden. Für Experte Murbach kein Widerspruch zur digitalen Welt: «Im Gegenteil, gerade das macht es spannend. Tradition modern erzählen – das hätte Kraft.»

Auch Elia Hendry, stellvertretender Redaktionsleiter beim Portal schlussgang.ch, sieht Potenzial. «Unser Content wird geschätzt. Aber unser Fokus liegt auf Website und Zeitung – bewusst.» Was er an den Schwingern schätzt: «Sie bleiben authentisch. Ihre Posts wirken nicht wie von einer PR-Agentur.»

Weniger Werbung, weniger Sichtbarkeit

In den Arenen ist Werbung auf den Schwinger-Outfits verboten, die Sichtbarkeit für Partner begrenzt. «Das macht Social Media umso wichtiger», so Murbach. «Sichtbarkeit braucht Plattformen, Follower, Content.»

Einige Schwinger versuchen es. Der kürzlich zurückgetretene Remo Käser postet im Aldi-Shirt, Stucki wird von Lidl unterstützt. Doch meist bleibt das Potenzial ungenutzt – sei es aus Zeitmangel, Unsicherheit oder schlicht, weil andere Werte zählen.

Denn klar ist: Schwinger sind bisher keine Influencer. Sie sind Landwirte, Metzger, Handwerker, Familienväter – und Sportler. «Ein strategischer Schub wäre nötig. Schulungen, Wissen, Begleitung – das würde helfen», sagt Murbach.

Ein Sport mit riesigem Herz – zeigt es!

Dabei gäbe es viel zu erzählen: ein Tag im Leben eines Schwingers. Die Anspannung vor einem Fest. Die Erschöpfung nach dem Schlussgang. Humorvolle Einblicke, kleine Fails, Emotionen. Murbach: «Schwingen ist ein emotionaler Sport. Zeigt das auch!»

Doch niemand will das Rad neu erfinden oder Traditionen mit Hashtags übertünchen. Vielmehr geht es um Ergänzung, nicht Ersatz. Um die Chance, jüngere Fans zu erreichen – ohne den älteren vor den Kopf zu stossen. Murbach: «Wenn man das richtig macht, wäre das für Sponsoren und Fans ein riesiger Mehrwert.»

Dass sich was bewegt, ist nicht ausgeschlossen. Murbach glaubt: «Die ältere Garde wird nicht ewig aktiv sein. Jüngere Schwinger, die mit Social Media aufgewachsen sind, stossen nach. Das ist nur eine Frage der Zeit.»

Das Schwingen bleibt eine Ausnahmeerscheinung im Sportzirkus. Authentisch, geerdet, traditionsbewusst. Und vielleicht ist der Sport gerade deshalb so beliebt. Doch das eine muss das andere nicht ausschliessen. Wer bereit ist, ein Stück weit über den Sägemehlring hinauszublicken, dem könnten sich neue Möglichkeiten eröffnen.

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