Zweifacher Vize-Weltmeister Noè Ponti
«Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht»

Noè Ponti knackt über 100 Meter Delfin erstmals die magische Marke von 50 Sekunden – ein Meilenstein in seiner Karriere. Der Tessiner sicherte sich zum zweiten Mal WM-Silber.
Publiziert: 02.08.2025 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2025 um 17:24 Uhr
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Noè Ponti unmittelbar nach dem Rennen: «Bin sehr zufrieden.»
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Noè Ponti gewinnt Silber bei Schwimm-WM in Singapur
  • Ponti verbessert Schweizer Rekord und schwimmt erstmals unter 50 Sekunden
  • Ponti ist trotz verpasster Goldmedaille zufrieden
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Patrick MäderAutor Blick Sport

Am Tag nach der Geburtstagsfeier der Nation hat sich die Schweiz eine Goldmedaille von Noè Ponti gewünscht. Noch nie wurde ein Schweizer Schwimmer Weltmeister auf der Langbahn. Und leider bleibt das vorläufig auch so. Ponti zeigte ein grossartiges Rennen, verbesserte seinen Schweizer Rekord um 33 Hundertstel, schwamm mit 49,83 erstmals unter die magischen 50 Sekunden – eine Wahnsinnszeit. Aber wie schon über 50 Meter Delfin musste sich der 24-Jährige auch über 100 Meter dem überragenden Franzosen Maxime Grousset geschlagen geben.

Trotzdem ist Ponti sehr zufrieden. «Ich denke, ich habe einen guten Job gemacht. Zwei Silbermedaillen an dieser WM, zwei Schweizer Rekorde und über 100 Meter erstmals unter 50 Sekunden – eine unglaubliche Zeit. Ich bin sehr glücklich. Leider war es nicht genug für Gold. Aber ich bin happy und endlich da, wo ich sein muss.»

Der Tessiner wäre bereit gewesen, auf dem Podest bei der Siegerehrung die Schweizer Hymne auf Deutsch zu singen. Seit der Sportler-RS im Dezember 2024 kann er den Text auswendig. Nun musste er sich in Singapur zum zweiten Mal die Marseillaise anhören. Aber er tat dies strahlend und schaut bereits voraus: «Jetzt muss ich Maxime halt im nächsten Sommer bei seinem Heimspiel an der EM schlagen.» 

Er hat es allen gleich doppelt gezeigt

Wenn Ponti einen Traum hat, ein Ziel, dann glaubt er daran und an sich selbst, dass er dieses erreichen kann. Dafür arbeitet er hart, auch dann, wenn er mal keine Lust hat zu trainieren. Er wird es immer wieder versuchen, bis es klappt. «Jetzt können die Leute nicht mehr sagen, ich sei schlecht auf der Langbahn und könne nur Kurzbahn», sagte Ponti nach dem Gewinn der Silbermedaille über 50 Meter Delfin am vergangenen Montag.

Hintergrund dieser Aussage: Für Schwimmer sind die Olympischen Spiele, die grösstmögliche Bühne. Dort eine Medaille zu holen, ist das ultimative Ziel. Danach kommt in der Wertehierarchie eine WM-Medaille auf der Langbahn (50 Meter), also im olympischen Becken. Erst danach die Medaillen auf der Kurzbahn (25 Meter). Ponti krönte sich Ende 2024 an der Kurzbahn-WM in Budapest gleich dreimal zum Weltmeister, aber auf der Langbahn stand er bis vor Singapur noch nie auf dem Podest.

Alle Schweizer WM-Medaillengewinner auf der Langbahn

Silber

Dano Halsall, 50 m Freistil, Madrid 1986
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Fukuoka 2001
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Montreal 2005
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Melbourne 2007
Jérémy Desplanches, 200 m Lagen, Gwangju 2019
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Doha 2024
Noè Ponti, 50 m Delfin, Singapur 2025
Noè Ponti, 100 m Delfin, Singapur 2025

Bronze

Marie-Thérèse Armentero, 50 m Freistil, Madrid 1986
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Fukuoka 2023

Die Tessinerin Flavia Rigamonti zeigt 2007 ihre Silbermedaille auf ihrer Spezialdisziplin 1500 m Freistil. Es war ihr drittes WM-Silber auf der Langbahn.
Keystone

Silber

Dano Halsall, 50 m Freistil, Madrid 1986
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Fukuoka 2001
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Montreal 2005
Flavia Rigamonti, 1500 m Freistil, Melbourne 2007
Jérémy Desplanches, 200 m Lagen, Gwangju 2019
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Doha 2024
Noè Ponti, 50 m Delfin, Singapur 2025
Noè Ponti, 100 m Delfin, Singapur 2025

Bronze

Marie-Thérèse Armentero, 50 m Freistil, Madrid 1986
Roman Mityukov, 200 m Rücken, Fukuoka 2023

Jetzt hat er es geschafft und es allen Nörglern mit zweimal Silber gleich doppelt gezeigt. Ponti ist ein Weltstar in einer Weltsportart. Was auch seine Eltern langsam realisieren: «Damit rechnet man natürlich nicht am Anfang der Karriere», sagt Papa Mauro, «doch dann wächst diese Erkenntnis mit den Erfolgen, und irgendwann kapiert man, dass es so ist. Wir haben gesehen, wie Noè von vielen Menschen hier in Singapur bejubelt wird, nicht nur von den Schweizern, ich glaube, wir haben es jetzt endgültig verstanden.» 

Schon als Kind ein Delfin

Dass Noè Ponti einer der weltbesten Delfinschwimmer wird, das hat sich schon früh abgezeichnet. Der Papa erinnert sich: «Als sich Noè dreijährig zum ersten Mal ohne Flügeli im Wasser bewegen musste, da ruderte er nicht wild mit den Armen. Er tauchte unter und bewegte sich wie ein Delfin, mit diesen Wellenbewegungen, dann tauchte er auf, mit weit aufgerissenen Augen.» Im Schwimmklub später hat er zuerst alle Lagen geschwommen, war überall erfolgreich, doch irgendwann entschied er sich für Delfin. «Ihm ist diese Disziplin sehr leicht gefallen, obwohl sie eher anstrengend ist», sagt der Papa.

Und weil sie so anstrengend ist, hat Noè Ponti dieses Jahr eine wichtige Entscheidung getroffen. Er verzichtete erstmals bei einem Grossanlass auf die 200 Meter Delfin, obwohl er da auch zu den heissen Medaillenanwärtern gehört hätte. «Ich schwimme diese Distanz einfach nicht so gern und möchte Kraft sparen für die kürzeren Rennen.»

Fokus bereits auf 2028 gerichtet

Der Verzicht hat sich gelohnt und ist auch eine Option für die die Spiele 2028 in Los Angeles, wo das 50-Meter-Delfin-Rennen erstmals olympisch sein wird. Das wird das nächste grosse Ziel für den ehrgeizigen Tessiner, darauf ist das Training bereits ausgerichtet. In Tokio 2021 hat es bereits geklappt. Da gewann Ponti sensationell Bronze über 100 Meter Delfin. In Paris gab es mit dem vierten und fünften Rang eine leise Enttäuschung. In Los Angeles wird er es wieder versuchen. 

«Wenn du nicht träumst, kommst du nicht weit», sagte Ponti kurz bevor er nach Singapur aufbrach. «Ich träume, dass ich an der WM eine Goldmedaille gewinnen werde oder dass ich Olympiasieger werde. Das Leben macht keinen Spass, wenn du keine Träume hast.» Nicht immer werden Träume wahr. Aber wenn man hart daran arbeitet und es immer wieder versucht, dann wird der Tag vielleicht kommen.

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