Willi Melliger (63) zwei Wochen nach Herz-OP
«Ich hatte mit dem Leben noch nicht abgeschlossen»

Springreit-Legende Willi Melliger (63) musste nach einem Herzinfarkt notfallmässig operiert werden. Kaum aus dem Spital zuhause, sass er aber bereits wieder im Sattel.
Publiziert: 26.01.2017 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:10 Uhr
Ein Pferde-Herz: Zwei Tage nach der Rückkehr vom Spital ziehts Willi Melliger schon wieder zu seinen geliebten Pferden.
Foto: Siggi Bucher
Nicole Vandenbrouck

Herr Melliger, wie geht es Ihnen zwei Wochen nach Ihrer Notfall-Operation am Herzen?
Willi Melliger: Besser, ich habe mich gut erholt, muss mich aber noch schonen. Das Schlimme war ja, dass ich wohl über zwei Wochen nicht realisiert habe, dass ich einen Herz­infarkt hatte. Ich spürte zwar einen Druck auf der Brust, war kurzatmig und schwitzte schnell und stark bei Anstrengungen, aber ich «Tubel» wollte einfach nicht zum Arzt. Ich dachte, ich sei bloss erkältet.

Und wieso gingen Sie dann doch ins Spital?
Meine Freundin Anna hat mich dann glücklicherweise umgestimmt. Sie war überzeugt, dass etwas nicht stimmt mit mir. Darum sind wir schliesslich doch nach Zürich ins Spital gefahren. Dort hat man mich sofort in einen Rollstuhl gesetzt und gesagt, dass ich ab sofort keinen Schritt mehr laufen ­dürfe. Da bin ich schon erschrocken!

Hat Sie der Vorfall nachdenklich gestimmt?
Natürlich macht es nachdenklich, wenn der Arzt vor der Operation fragt, welche Massnahmen eingeleitet werden sollen, sofern etwas schiefläuft. Ob lebenserhaltende Maschinen abgestellt werden sollen oder nicht. Trotzdem habe ich in jenem Moment noch nicht abgeschlossen gehabt mit meinem Leben.

Ihrem Freund Albert Lischer haben Sie kurz nach der Operation versprochen, mit dem Rauchen aufzuhören.
Ja, seit dem Herzinfarkt habe ich tatsächlich keine Zigarre mehr geraucht! Zigaretten rauchte ich ja noch nie, und die Zigarren auch nicht auf Lunge, aber trotzdem. Ich versuche nun, gesünder zu leben.

Kaum zu Hause, sassen Sie aber schon wieder im Sattel?
Das stimmt, der Arzt sagte, dass ich zwar reiten darf, einfach nicht so viel. Und so habe ich am zweiten Tag zu Hause zwei Pferde geritten. Das ist mein Leben. Normalerweise reite ich vier bis fünf Pferde täglich und empfange noch Kunden. Ich gehe seit meiner Rückkehr aus dem Spital trotzdem immer noch jeden Morgen um vier Uhr in den Stall. Vielleicht habe ich «seniili Bettflucht» (lacht) – nein, so habe ich das einfach mein Leben lang gemacht. Ich kenne es nicht anders.

Am CSI Zürich werden Sie und Albert Lischer für Ihre langjährige Arbeit für den Schweizer Springreit-Nachwuchs geehrt.
Ich bin natürlich überglücklich, dass ich am Samstag persönlich dabei sein kann nach dem, was zuletzt mit mir passiert ist. Und ich bin so dankbar.

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