Wegen Tierquälerei
Ermittlungen gegen Olympia-Reiter Paul Estermann

Bis aufs Blut soll Paul Estermann (53) seine Top-Stute Castlefield Eclipse gepeitscht haben. Das sagt sein früherer Pferdepfleger Zdenek Dusek (39). Jetzt ermittelt die Polizei.
Publiziert: 17.03.2017 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:19 Uhr
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Paul Estermann (53) soll sein Pferd Castlefield Eclipse bis aufs Blut ausgepeitscht haben.
Foto: EPA
Nicole Vandenbrouck

Fassungslos schildert Zdenek Dusek, was sich auf der Reitanlage im luzernischen Hildisrieden zugetragen hat. Der Tscheche zeigt BLICK ein Foto. Gemäss seinen Schilderungen vom Bauch der Stute Castlefield Eclipse (15).

Jenes Pferdes also, mit dem Paul Estermann (53) in London mit der Schweizer Equipe Vierter geworden ist. Acht blutende Wunden, dazu Schwellungen. «Wie können Menschen, die ihr Leben den Pferden widmen, ihnen so etwas antun?», fragt sich Dusek. «Einem Pferd, das jahrelang für einen gekämpft und sein Bestes gegeben hat.»

Sieben Null-Fehler-Runden in Nationenpreisen ritt Estermann 2012 mit Castlefield Eclipse, die er nur «Milly» nennt. Das brachte ihm die Auszeichnung «Reiter des Jahres» ein. Das war vor fünf Jahren.
Jetzt ermittelt die Polizei gegen Estermann wegen Tierquälerei. Was ist passiert?

Dusek beginnt im Oktober 2014 im Stall von Estermann zu arbeiten. Der Tscheche pflegt schnell ein gutes Verhältnis zum Springreiter. Doch dann wachsen erste Zweifel: «Paul hat zwei Gesichter. Er hat grundsätzlich ein gutes Herz. Ändert sich aber seine Laune, hat er keinen Respekt mehr. Weder vor dem Menschen noch vor dem Tier.»

Als Dusek nach einem halben Jahr erstmals mitbekommt, wie Estermann Castlefield Eclipse schlägt, hört er sich bei seinen Mitarbeitern um. «Man sagte mir, Paul lasse seine schlechte Laune an den Pferden aus. Er sitzt im Sattel und schlägt mit der Peitsche zu.» So hart, dass diese Wunden auf dem Bild entstanden sein sollen. Die Aufnahme wurde im April 2016 gemacht.

«Ich habe minutenlang Peitschenschläge gehört»

Dass die ganze Affäre erst jetzt ans Licht kommt, hat einen Grund: Dusek wurde von Estermann vor wenigen Wochen angezeigt wegen Diebstahls. Das Arbeitsverhältnis hatte sich verschlechtert, der Tscheche klaute seinem Chef mehrere Tausend Franken und floh ins Ausland.

Ist das alles eine Schlammschlacht? Eine Retourkutsche des einstigen Pflegers? Dusek sagt zu seinen Verfehlungen: «Das war ein schwerer Fehler von mir, das tut mir auch leid. Das eine hat aber nichts mit dem anderen zu tun.» 

Er kehrt in die Schweiz zurück, muss bei der Polizei aussagen. Im Rahmen dieser Vernehmung zeigt er das Foto des geschundenen Pferde-Bauches. Und weil Tierquälerei ein Offizialdelikt ist, ermittelt nun die Veterinärpolizei Luzern.

Das Geld sei inzwischen zurückbezahlt, versichert Dusek. Seine Sorge um die Pferde aber bleibt. Zwischenzeitlich soll nun auch schon Lord Pepsi, der erst elfjährige, aufstrebende Wallach, Prügel bezogen haben.

«Ich habe die Peitschenschläge gehört, minutenlang. Das tat auch mir weh», sagt Dusek. Estermann sei ein guter Springreiter. Aber einer, der seinen Jähzorn leider nicht immer im Griff habe.

Paul Estermann hat sich entschieden, sich zu den Vorwürfen öffentlich nicht zu äussern.

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