Er möchte noch viele Jahre reiten. Deshalb muss Steve Guerdat Ende Februar einen schwierigen Entscheid fällen und auf einen Start am Weltcup-Final von Anfang April in Basel verzichten. «Das tat weh. Aber eigentlich hatte ich nicht mal mehr eine Wahl.» Der 42-Jährige hätte sich an jenem Wochenende in Göteborg (Sd) die noch fehlenden Punkte für die Final-Teilnahme gesichert mit dem 14. Platz. Nur deswegen ist er das Turnier überhaupt geritten. Obwohl ihn schon zuvor ständig Rücken-Schmerzen aufgrund eines Bandscheiben-Vorfalls plagen. Doch ein Final in der Heimat? Da möchte der in Elgg (ZH) wohnhafte Jurassier nicht fehlen.
Seine Schmerzgrenze war erreicht
Am zweiten Prüfungstag in Göteborg werden die Schmerzen nicht nur schlimmer, «sondern katastrophal», wie er beschreibt. «In den fünf Tagen dort habe ich keine Minute geschlafen, ich konnte fast nicht mehr laufen.» Physios und Ärzte versuchen alles, nichts hilft. Er habe sich einfach nur auf den zweiminütigen Ritt am Sonntag fokussiert und gehofft, unter dem Adrenalin und dem Finalpunkte-Druck die Schmerzen nicht zu spüren. «Aber sie wurden zu den schlimmsten zwei Minuten. Es fühlte sich an, ob mein Bein brennt. Ich weiss nicht mal mehr, wie ich die Runde fertig geritten bin. Meine Schmerzgrenze war mehr als erreicht.» Zwei Tage später liegt er im OP. Denn es geht nicht mehr primär darum, wieder reiten zu können, «sondern zu schlafen, den Alltag zu bestreiten».
Freitag, 30. Mai:
16.30 Uhr: Nationenpreis der Schweiz, 1. Umgang (ab 17.30 live auf SRF info)
18.15 Uhr: Nationenpreis der Schweiz, 2. Umgang
Samstag, 31. Mai:
14.15 Uhr: Schweizer Cup-Final, zwei Umgänge
18.00 Uhr: Jagdspringen, Zeitspringen (ab 17.55 live auf SRF2)
Sonntag, 1. Juni:
14.15 Uhr: Grand Prix der Schweiz (ab 16.30 live auf SRF2)
Freitag, 30. Mai:
16.30 Uhr: Nationenpreis der Schweiz, 1. Umgang (ab 17.30 live auf SRF info)
18.15 Uhr: Nationenpreis der Schweiz, 2. Umgang
Samstag, 31. Mai:
14.15 Uhr: Schweizer Cup-Final, zwei Umgänge
18.00 Uhr: Jagdspringen, Zeitspringen (ab 17.55 live auf SRF2)
Sonntag, 1. Juni:
14.15 Uhr: Grand Prix der Schweiz (ab 16.30 live auf SRF2)
Seither sind drei Monate vergangen – und Guerdat sitzt wieder im Sattel. Doch der Weg dahin, er erfordert von der ehrgeizigen Weltnummer 5 viel Geduld. Es hilft, dass er sich direkt nach dem Eingriff zwar besser, aber noch weit davon entfernt fühlt, reiten zu können. Nur schon beim Zuschauen der Trainings seiner Pferde bringt der Gedanke daran die Erinnerung an die Schmerzen zurück.
Guerdat schuftet in der Reha, findet ein gutes Physio-Team, das ihn optimal unterstützt. Als sich der Olympiasieger von 2012 vor 17 Jahren schon der gleichen Operation unterziehen lassen muss, startet er nur sieben Wochen danach wieder auf Turnieren. Diesmal dauert die Zwangspause länger, er sei eben älter geworden. Nach einem Monat sitzt er erstmals wieder auf einem Pferd, reitet eine Schrittrunde. Er wählt dafür seine Top-Stute Dynamix de Belhème, «weil ich mich mit ihr sehr sicher fühle». Obwohl der Rücken noch steif und das Gefühl im rechten Bein nicht ganz zurückgekehrt ist. Übers erste Hindernis wagt er sich erst Ende April.
Gerne hätte Guerdat am 1. Mai am nationalen Concours in Uster ZH sein Comeback gegeben. Dass er dies nicht schafft, ist der einzige kleine Rückschlag auf dem Weg zurück. «Doch was sind schon zwei Wochen vom Rest der Karriere.» Mitte Mai in Gorla Minore (It) ist es soweit, und am letzten Wochenende ist er mit der Equipe am CSIO Rom, im Nationenpreis wird die Schweiz Siebte.
Und nun steht der CSIO St. Gallen an. Dass Guerdat bei diesem Heimturnier dabei sein kann, freut ihn. «Gesundheitlich gab es keine Rückschritte mehr», sagt der Springreiter, «es geht in eine gute Richtung.» Er hat einzig das Gefühl, in der Planung einen Schritt hinterherzuhinken. Gerne hätte er für sich und die Pferde noch ein Turnier mehr auf dem Tacho gehabt. Doch er ist zurück.