Zwei Schweizer Sportler verurteilt
Verbotene Substanzen im Internet bestellt

Zwei neue Dopingfälle in der Schweiz: Rad-Amateur R.N. (30) und Speed-Skifahrer R.E. (41) werden von der Disziplinarkammer von Swiss Olympic für jeweils zwei Jahre gesperrt.
Publiziert: 13.09.2012 um 23:30 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2018 um 01:55 Uhr
R.N. hat Doping im Internet bestellt.
Von Carl Schönenberger

Premieren für den Schweizer Sport. In beiden Fällen wurde die Bestellung verbotener, rezeptpflichtiger Substanzen via Internet nachgewiesen. Das gaben die Hobbysportler bei der Anhörung zu, nachdem Sendungen aus dem Ausland am Schweizer Zoll aufgefallen und Antidoping Schweiz gemeldet worden waren.

«Das ist ein entscheidender Schritt vorwärts in unserer Dopingbekämpfung», sagt Matthias Kamber, Leiter von Antidoping Schweiz zu BLICK. «Es zeigt, dass unsere Zusammenarbeit mit den Zollbehörden funktioniert. Und die wird mit dem neuen Dopinggesetz, das per 1. Oktober 2012 in Kraft tritt, noch intensiviert.»

Wie wichtig das ist, erklärt Kamber am Beispiel Australiens: «Dort sind sie bei der Dopingfahndung am Zoll führend. Rund ein Drittel aller Dopingfälle in Down Under werden vom Zoll aufgedeckt.» Um auch in der Schweiz von diesem Know-how zu profitieren, kommen von 23. bis 26. Oktober drei australische Doping-Experten in die Schweiz. Im Rahmen eines Symposiums, an dem auch Vertreter sechs weiterer europäischer Länder teilnehmen, informieren sie, wie man in Australien vorgeht.

In den jüngsten Schweizer Fällen N. und E. ist Antodoping Schweiz dank der Zöllner auf eine breite Palette verbotener, rezeptpflichtiger Substanzen gestossen. Rad-Amateur N. hatte sich den für Ausdauersportler klassischen Sauerstoff-Turbo Epo und das muskelaufbauende Kälbermastmittel Clenbuterol bestellt. Dem Speed-Skifahrer E. sollte die Post Testoviron, ein Muskelaufbaumittel, Trenbolon Acetat, ein Mastmittel für Tiere, und Clomifen, ein Medikament, das einerseits die Fruchtbarkeit der Frau und die Testosteronbildung stimuliert, nach Hause bringen. Alle Substanzen sind auch wegen ihrer massiven Nebenwirkungen bekannt und dürfen nur mit Anweisung eines Arztes verwendet werden. Für Dopingsünder ist das allerdings kein Hinderungsgrund. «Unser Problem ist bloss, dass wir gegen Lieferanten aus dem Ausland nichts unternehmen können», klagt Dopingfahnder Kamber.

Dass Sportler, die dopen wollen, vor nichts zurückschrecken, zeigt das Beispiel des italienischen Gehers Alex Schwazer, dem kurz vor Olympia in London bei einer Dopingkontrolle Epo nachgewiesen wurde. «Via Internet habe ich erfahren, dass man das in Apotheken in der Türkei problemlos ohne Rezept kaufen kann», gestand Schwazer in der «Gazzetta dello Sport» danach. «Also bin ich nach Antalya gereist und habe mir das Epo innerhalb von 20 Minuten gekauft.» Damit sein Verstoss gegen die Dopingregeln bei der Rückreise nach Italien am Zoll nicht auffliegt, haben ihm die türkischen Apotheker sogar geholfen. «Sie haben mir das Epo in eine unauffällige Verpackung des erlaubten Schmerzmittels Voltaren verpackt.»

Ein wertvoller Tipp für Schweizer und australische Zöllner …

*Namen der Red. bekannt

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