Blick hinter die Kulissen
So rasant gehts während einer Rad-Etappe zu und her

Tour de Romandie: zwischen Picknick und Hochgeschwindigkeit. Eine Reportage aus einem Begleitauto vom Team Decathlon. Während Stefan Küng früh die Führung übernimmt, kämpft man in den Teamautos mit Funkproblemen.
Publiziert: 03.05.2025 um 13:32 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2025 um 15:24 Uhr
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Von Wegen Stress an der Tour de Romandie. Im Team Decathlon gibt es erstmal ein Picknick.
Foto: Nele Bachmann
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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Plötzlich geht alles ganz schnell. Mit rund 60 Kilometer pro Stunde rasen Küng, Artz und Mollema an uns vorbei. Kaum sah man sie kommen, sind sie auch schon wieder weg. Gerade noch schaffe ich es, ein zittriges Foto zu knipsen, bevor man die Drei schon nicht mehr sieht. Sofort stellt der Sportchef des Decathlon Teams José Luis Arrieta einen Timer: Das Peloton sollte drei Minuten nach der Ausreissergruppe kommen. So ist es dann auch. Mit Vollkaracho rast das Feld der Tour de Romandie von über hundert Fahrern an uns vorbei. Kaum sind sie vorbei, hält neben uns mit quietschenden Reifen ein Auto.

Angefangen hatte der Nachmittag jedoch viel entspannter. Nachdem ich den Teambus des Decathlon AG2R La Mondiale Teams, dem unter anderem der Schweizer Spitzenzeitfahrer Stefan Bissegger angehört, gefunden hatte, durfte ich es mir im zweiten Begleitfahrzeug für den heutigen Tag gemütlich machen. So gemütlich wie es eben geht, wenn man schon vor dem Start nervös ist, weil schon mehrere Male angedeutet wurde, man solle sich doch festhalten, es werde ab und an auch mal sportlich gefahren.

Erstmal ein Picknick

Doch davon war in der ersten Stunde des Rennens noch nichts zu spüren. Zehn Minuten vor dem Start hatte Arrieta ein schönes Plätzchen gefunden, den Motor des Autos ausgemacht und ganz nach französischer Manier Schinken-Käse-Baguettes an mich und den Mechaniker Oliver Gonon verteilt. «Picknick!», meinte er grinsend, während der Countdown über Funk lief.

«Five Minutes to the Start!» Die Sandwiches wurden wieder eingepackt oder im Falle von Arrieta hinter dem Steuer fertig gegessen. Mit fünf Velos und zwei extra Reifen auf dem Dach ging es also los. Die anfängliche Aufregung legte sich schnell wieder, denn von den Athleten sahen wir in den ersten zwei Stunden nichts. Nur über das ständig laufende Funkgerät bekamen wir mit, dass sich Stefan Küng schon früh abgesetzt hatte und von jetzt an jede Zwischenbewertung für sich entscheiden kann.

Ab jetzt gilt: Festhalten!

Grundsätzlich schien für das Team Decathlon alles nach Plan zu verlaufen, bis plötzlich vom anderen Begleitauto ein Anruf reinkam. Ihr Funkgerät sei ausgefallen. Sofort gab es in unserem Auto eine Planänderung. Wenn man bis jetzt, ohne sich festzuhalten, durchgekommen ist, dann ist das nun sicher nicht mehr der Fall. Einhändig, denn mit der anderen Hand musste er das Navi bedienen, steuerte Arrieta das Auto so schwungvoll um die Kurven, dass die Zuschauer, die sich am Strassenrand versammelt hatten, nur noch erschrocken hinterherblicken konnten.

Anstatt wie bisher vor den Teilnehmern herzufahren, schlugen wir den Weg zurück zum Teambus ein, um uns ein paar extra Funkgeräte zu schnappen und diese dann an das andere Teamauto übergeben zu können. Denn dieses war mitten im Rennen und konnte nicht so wie wir einfach aus der Autokolonne, die das Peloton verfolgt, ausbrechen.

Die neuen Funkgeräte – und eine Handvoll Gummibärchen als Stärkung –, wurden also mitgenommen und dann gings auch schon wieder zurück in Richtung Fahrerfeld. Dank unserem Funkgerät, das zum Glück funktionierte und ununterbrochen Informationen von sich gab, kannten wir stets die Position der Ausreissergruppe und des Pelotons und konnten uns so einen Ort suchen, um das Auto abzustellen und auf das andere Teamauto zu warten.

Funk, Navi, Radio und Livestream

Die Übergabe der Funkgeräte geht so schnell, dass der Wagen kaum zum Stehen kommt, bevor die Räder des identisch wie unseres aussehenden Fahrzeuges auch schon wieder durchdrehen und es sich nahtlos in die Kolonne der Autos der anderen Teams einreiht. Auch wir nehmen jetzt die Beine in die Hand, springen in unser Auto, anschnallen nicht vergessen und dann hinterher! Gewinnen tut die Etappe trotz Küngs langer Führung dann Jay Vine, wie wir auf dem Livestream, der neben dem Funkgerät, Radio, Navi und Handy auch noch läuft, mitbekommen. Erster Fahrer für das Team Decathlon wird Aurelien Paret Peintre auf dem 8. Platz, der nicht zuletzt dank unseres Funk-Rettungs-Einsatzes von seinem Team gut begleitet werden konnte.

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