Nächsten Samstag hat Nigel Owens seinen nächsten Auftritt. Beim traditionsreichen Six-Nations-Rugby-Turnier leitet er die Partie Irland gegen Frankreich. Der Waliser ist kein unbeschriebenes Blatt im Schiedsrichter-Geschäft. Vor 16 Jahren pfeift der Waliser sein erstes Spiel, seither ist er aus der Rugby-Welt kaum mehr wegzudenken.
Hört sich nach einer erfolgreichen Schiedsrichter-Karriere an, doch Owens hat kein einfaches Leben. Denn mit 16 Jahren merkt Nigel, dass er schwul ist. Nach langem Hin und Her macht er seine Homosexualität 2007 publik. Die Reaktionen? Kontrovers. Von Diskriminierung im Internet bis zu Unterstützungsbotschaften von Rugby-Spielern erlebt Owens alles.
Unlängst enthüllt Owens in einem Radio-Interview mit der «BBC» weitere Details aus seinem Leben: «Der Druck, als Schiedsrichter den Rugby-WM-Final zu pfeifen, ist nichts im Vergleich zu dem Kampf, seine Homosexualität zu akzeptieren.»
Beim Waliser kommen immer mehr Selbstzweifel auf. Er verliert enorm an Gewicht und erkrankt an Bulimie. Nach dem extremen Gewichtsverlust will er wieder an Muskelmasse zulegen – und wird abhängig von Steroiden. In seiner Verzweiflung fragt Owens gar seinen Arzt, ob dieser ihn chemisch kastrieren könne. Mit dem Gedanken, schwul zu sein, könne er sich nicht abfinden.
All dies führt schliesslich dazu, dass Owens entscheidet, sich das Leben zu nehmen. Den Suizid-Versuch überlebt er knapp. Für Owens ein einschneidendes Ereignis, das ihn dazu bewogen hat, seine Geschichte öffentlich zu machen.
Unsterblich macht sich Owens aber mit seiner humoristischen Art: 2012, als ein Spieler sich lautstark über einen Entscheid beklagte, kontert Owens: «Ich denke nicht, dass wir uns schon einmal getroffen haben. Deshalb: Ich bin der Schiedsrichter und nicht du. Bleib bei deinem Job, und ich mache meinen. Das hier ist nicht Fussball!» (aho)