Im Sommer 2023 erfuhr der holländische Leichtathletikverband durch einen anonymen Hinweis, dass Hürdenläuferin Zoë Sedney (23) ohne ihr Wissen beim Sex mit einem Teamkollegen gefilmt worden war. Das Video wurde ohne ihre Zustimmung an andere Athletinnen und Athleten weitergegeben, wovon sie erst Wochen später vom Verband erfuhr. «Ich wusste nicht, dass er filmte», sagt sie gegenüber «Runners World». «Noch weniger wusste ich, dass das Video anderen gezeigt werden würde.»
Der Verband suspendierte den betroffenen Athleten zwischenzeitlich. Nach nur sechs Monaten kehrte er aber ins nationale Trainingszentrum Papendal zurück. Darüber wurde Sedney aber nicht informiert. «Plötzlich musste ich wieder mit ihm trainieren», sagt sie heute. «Ich war ausser mir. Ein Gefühl der kompletten Machtlosigkeit.»
Die Athletin verliess als Konsequenz das Hochleistungszentrum, sie zog zurück zu ihrer Mutter. «Völlig hilflos», habe sie sich gefühlt. «Du weisst nicht mehr, was gerade mit dir passiert. Du bist so verletzlich. Fürchterlich.»
Psychisches Leiden
Sedney machten in der Folge psychische Probleme zu schaffen – Motivationsverlust, Isolation, kompletter Rückzug aus dem Sport. «Ich war monatelang depressiv», erklärt sie. «Ich nahm Antidepressiva.» Die Episode beschreibt sie als eine «sehr dunkle Zeit». Was die Läuferin ärgerte: «Es hat kein offenes und ehrliches Gespräch gegeben, keine ehrliche Erklärung oder Stellungnahme. Es ist nichts passiert, was mir den Eindruck vermittelt hätte, dass er an sich arbeitet und aus der Situation gelernt hatte.»
Im April 2024 beschloss sie, Anzeige zu erstatten, wobei sie die Klage später zurückzog, weil ihr der Prozess zu langwierig und nervenaufreibend war.
Nach mehreren Monaten ohne Betreuung schloss sich Zoë Sedney im Frühjahr 2025 einer neuen Trainingsgruppe an, und trainierte ab dann mit dem ehemaligen Leichtathleten Guido Bonsen. Sie nahm das Training schrittweise wieder auf und schloss gleichzeitig einen Bachelor in Bewegungswissenschaft ab. Mittlerweile geht es ihr besser, sie konnte abschliessen und das Geschehene verarbeiten. Heute sei sie «glücklicher als je zuvor.»