Handball-WM in Katar
Team, Fans und Schiris gekauft?

Katar tritt an der Handball-WM im eigenen Land mit einer Söldner-Truppe an. Nach dem unerwarteten sportlichen Höhenflug werden Vorwürfe laut, dass nicht nur die Spieler in den Genuss der Öl-Millionen kommen.
Publiziert: 29.01.2015 um 21:34 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 16:14 Uhr
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Die Deutsch fühlen sich nach dem Viertelfinal-Out von den Schiedsrichtern benachteiligt.
Foto: Keystone
Von Christian Müller

Katar steht an der Handball-WM im eigenen Land im Halbfinal. Als erstes asiatisches Team überhaupt. Wer jetzt meint, die Scheichs hätten plötzlich Handball spielen gelernt, der irrt gewaltig.

Im WM-Kader stehen nur vier gebürtige Katari. Leistungsträger wie Barça-Keeper Danijel Saric oder Rückraum-Bomber Zarko Markovic wurden – geködert von Öl-Millionen – eigens für das Turnier eingebürgert.

Star des Teams ist aber der Trainer: Valero Rivera hat in seiner Karriere über 70 Titel gewonnen, zuletzt die WM-Trophäe mit seinem Heimatland Spanien. Sein Engagement in Katar lässt sich der 61-Jährige mit einer Millionensumme vergolden.

Die Shoppingtour der Scheichs ist damit aber nicht zu Ende: Für die Gruppenphase lassen sie spanische Fans einfliegen, um die Hallen zu füllen. Dass sie für Geld auch gegen ihr eigenes Land Stimmung machen sollen, ist den Spaniern egal.

Richtig brisant wird es dann im Achtelfinal: Im Krimi gegen Österreich profitiert die katarische Söldner-Truppe von zahlreichen Schiri-Entscheidungen zu ihren Gunsten. Ösi-Teamchef Patrekur Johanesson meint nach der 26:28-Niederlage vielsagend: «Ich glaube, Katar wird Weltmeister. Kein Kommentar zu den Schiedsrichtern.»

Der vorläufig letzte Akt folgt im Viertelfinal gegen Deutschland: Wieder setzen sich die Gastgeber in einem Herzschlagfinale durch, wieder sind die Schiris danach das grosse Thema. «Heute können wir das Spiel nicht gewinnen», sagt der deutsche Keeper Silvio Heinevetter nach dem Spiel bei «Sky».

Offen kritisieren will der Lover von Simone Thomalla die Unparteiischen allerdings nicht. «Da muss ich aufpassen, was ich sage. Aber jeder, der das Spiel gesehen hat, weiss, was ich meine», so der Berliner weiter.

Deutsche Medien giessen zusätzlich Öl ins Feuer: Gemäss ihren Berichten wird deutschen Fans trotz gültigen Tickets der Zugang zur Halle verweigert. Auf ihren Plätzen sitzen stattdessen katarische Zuschauer, die von der Regierung per SMS zum Besuch des Spiels aufgefordert wurden.

Dass Deutschland nur dank einer Wildcard in Katar dabei ist und im Viertelfinal Topchancen am Laufmeter vergibt, wird dabei grosszügig ausgeblendet. 

Fortgesetzt wird das katarische WM-Märchen am Freitag gegen Polen. Im anderen Halbfinal treffen die beiden Handball-Schwergewichte Frankreich und Spanien aufeinander.

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