Wegen Attacke auf Schiri
Dieser Kicker ist 50 Jahre gesperrt!

Lebenslänglich gibt es sonst nur für Schwerverbrecher. Jetzt hat es einen Amateurfussballer erwischt. Sperre bis 2064 nach der Attacke auf einen Schiri!
Publiziert: 31.10.2014 um 08:24 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:42 Uhr
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«Einen solchen Spieler wollen wir nicht auf den Plätzen haben» Robert Breiter, Verbandsjurist.
Foto: Sven Thomann
Von Matthias Dubach (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Als das 4.-Liga-Spiel zwischen dem Portugal Futebol Clube und dem SC Worb angepfiffen wird, sitzt Ricardo Ferreira (28) als Joker auf der Bank. Beim Schlusspfiff und der 0:1-Niederlage seines Klubs steht der Amateurkicker im Mittelpunkt.

Ferreira knallt aus kurzer Distanz den Ball mit voller Wucht ins Gesicht des Schiedsrichters. Der Ref zieht die Rote Karte und schleppt sich benommen in die Kabine. Doch auf dem Weg dorthin spritzt Ferreira den Unparteiischen mit Wasser an und stösst Beleidigungen aus.

Verbandsjurist Robert Breiter: «Das war ein massiver tätlicher Übergriff.» Ferreira sagt zu BLICK: «Das mit dem Ball war gar keine Absicht. Das Wasseranspritzen und die Beleidigungen tun mir leid.» Immerhin verhindern die Teamkollegen Schlimmeres, indem sie den Täter zurückhalten.

Ellenlanges Sündenregister

Das hilft dem 28-Jährigen aber nichts mehr. Es ist Fer­reiras letztes Spiel. Nachdem der Fall beim Fussballverband durch alle Instanzen gewandert ist, steht das Strafmass fest: 50 Jahre Sperre! Spielverbot bis zum 5. Juni 2064!

Eigentlich ist es eine Sperre auf unbestimmte Zeit. Doch die Informatik beim Verband ist damit überfordert. Das System verlangt ein Ablaufdatum, deshalb wird auf der SFV-Website Ferreiras Sperre einfach mit 50 Jahren angegeben.

Eine plausiblere Darstellungsform wird noch gesucht. «Einen solchen Fall einer lebenslangen Suspension haben wir in der Schweiz im Schnitt nur einmal pro Jahr», sagt Breiter.

Der Grund für die drakonische Strafe ist Ferreiras ellenlanges Sündenregister. Jurist Breiter zählt auf: «2009 schlug er einem Schiedsrichter die Pfeife aus dem Mund. Das gab 12 Monate Sperre. Zusätzlich hat er im Laufe der Jahre wegen diverser Tätlichkeiten an Gegenspielern und Beleidigungen gegenüber Schiedsrichtern 45 Strafsonntage bekommen. Einen solchen Spieler wollen wir nicht auf den Plätzen haben.»

Weil im Verein der verhängnisvolle Brief gar nie an Ferreira weitergegeben wird und die Rekursfrist verstreicht, realisiert er erst kürzlich den lebenslangen Bann und sagt traurig: «Bei den Schiris und dem Verband bin ich halt bekannt. Ich musste mit einem oder zwei Jahren Sperre rechnen. Aber 50 Jahre? Fussball ist doch mein Leben.»

In frühestens drei Jahren kann ein Begnadigungsgesuch gestellt werden. Ins Training geht der 28-Jährige weiterhin. Bei den Spielen ist er aber nur noch Zuschauer. Wohl lebenslang. Es sei denn, er will im Alter von 78 Jahren sein Comeback geben.

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