Vor ein paar Monaten noch ein No-Name in der 2. Bundesliga – jetzt Stammspielerin in der Frauen-Nati! «Vor einem halben Jahr kannten wir sie nicht», sagt Nati-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg über Rachel Rinast (wird heute 24). Der Grund: Die Deutsche erzählte ihrem Berater beiläufig, dass sie wegen ihrer St. Galler Mutter auch Schweizerin ist.
«Er hat dann sofort den Kontakt zur Trainerin hergestellt», sagt Rinast. Mit der Schweiz verband Rachel bisher nur die Ferien als Kind bei der Oma in Teufen AR. Ein erstes Nati-Aufgebot kommt im März. Jetzt trägt sie in Kanada Rot-Weiss. Voss-Tecklenburg: «Ich bin froh, dass sie Schweizerin ist. Sie ist extrem athletisch und bei Leistungsdaten top.»
Zu diesem Märchen um die Schleswig-Holsteinerin kommt es nur, weil Rinast beim Smalltalk von ihrem Schweizer Pass erzählt. Und weil sie vor vier Jahren einen schweren Autounfall praktisch unverletzt überstand. Es hätte das Karriereende sein können: Ein Irrer fährt mitten in Köln über ein Rotlicht und schiesst auf einer Kreuzung den Fiat Punto von Rinasts Fussballkollegin Lena Schrum ab. Rinast sitzt auf dem Beifahrersitz.
Das Auto der Kickerinnen prallt in eine Passantengruppe. Sieben Verletzte, eine Frau überlebt nur knapp, der Unfallverursacher flüchtet zu Fuss! Rinast: «Wir waren mit 80 Kilometer pro Stunde unterwegs. Da hatten wir richtig viel Glück. Ich war bewusstlos, musste eine Nacht im Krankenhaus verbringen.»
In Köln spielt und lebt Rinast wegen ihres Germanistikstudiums. Sie hätte auch ein Stipendium für ein Gesangsstudium haben können, sie spielt Geige und singt. Die Musik ist ihr grosses Hobby: Auf der Fahrt zum Stadion hört sie «Vier Jahreszeiten» von Vivaldi, in der Kabine Hip-Hop.
Rinast tritt letztes Jahr im Videoclip des deutschen Rappers Danga auf. «Er ist ein cooler Typ. Ich helfe ihm, wenn er eine weibliche Stimme braucht.» Eine eigene Musikkarriere plant sie noch nicht. «Vielleicht mit 35, wenn ich eine Whisky-Stimme habe», sagt sie.
Jetzt macht sie erst mal im Fussball Karriere. Und wie!