Toni Allemann
Der Held von Berlin ist tot

«Läck du miär, was, dä Toni isch tot?» Ex-Nati-Coach Köbi Kuhn (64) fiel fast der Telefonhörer aus der Hand, als er gestern durch BLICK vom Tod seines langjährigen Weggefährten Toni Allemann (72) erfuhr.
Publiziert: 04.08.2008 um 21:14 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:33 Uhr
Von Max Kern

Der 27-fache Internationale, der mit YB von 1958 bis 1960 den Meister-Hattrick schaffte und später als erster Schweizer Profi in der Deutschen Bundesliga sein Geld verdiente, verstarb am Samstag in Klosters GR auf dem Tennisplatz (BLICK berichtete). Todesursache: Plötzlicher Herztod.

«Toni war ein Unikum, ein Spassvogel, ich kann mich zum Beispiel erinnern, wie er in Magglingen bei einem Nati-Zusammenzug die Trompete geblasen hat», erzählt Kuhn und kanns noch immer nicht ganz fassen. «Gopferdeckel, er war doch gsund und zwäg.» Mit den GC-Veteranen stand der wirblige Flügel bis zu seinem völlig überraschenden Tod jede Woche einmal auf dem Fussballplatz. Täglich spielte Toni, der seit zehn Jahren pensioniert war, eine Partie Tennis.

Allemann hat seinen Platz in der Schweizer Nati-Geschichte als Held von Berlin: Erst schoss der Solothurner am 29. Oktober 1961 im Berner Wankdorf beim 3:2-Erfolg gegen den damaligen Vize-Weltmeister Schweden den Siegtreffer, der den Schweizern ein Entscheidungsspiel in Berlin ermöglichte. Und auch dort schlug Allemann zu, schoss beim 2:1-Sieg ein Tor. Dank diesem Triumph auf neutralem Boden fuhr die Truppe von Coach Karl Rappan 1962 an die WM nach Chile.

Als Profi beim damaligen Serie-A-Klub AC Mantova (61 – 63), dem PSV Eindhoven (63 – 64) und dem 1. FC Nürnberg (64 – 66) war Allemann einer der ersten Schweizer Fussball-Söldner. Nach Abstechern zu GC (66 – 68), La Chaux-de-Fonds (68 – 69) und Solothurn (69 – 72) beendete Allemann 1973 mit 37 Jahren seine Profi-Karriere beim zweitklassigen FC Schaffhausen.

In einem seiner letzten Interviews sagte Allemann Ende April 2008 im «Migros-Magazin»: «Was war ich 1961 bei meinem Wechsel zu Mantova für ein naiver Siech!
70 000 Franken habe ich mit dem Wechsel verdient. Ich dachte, das ist ja ungeheuer viel Geld. Später erfuhr ich, dass man mir das Dreifache geboten hätte, wenn ich beim Verhandeln etwas hartnäckiger gewesen wäre.»

Allemann war mit einer Peruanerin verheiratet, hatte drei Kinder.

Köbi Kuhn hat seinen Kumpel Toni letztmals vor einem knappen Jahr gesehen: Mit 36 weiteren Alt-Internationalen hatte Allemann am 10. Oktober 2007 das Nati-Camp in Freienbach SZ besucht.

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