Das Spiel
Es ist zumindest ein kleines Stückchen Schweizer Fussball-Geschichte, das in Genf nach nur zwölf Minuten geschrieben wird. Servettes Tsunemoto grätscht eine Flanke von Zanotti unglücklich ins eigene Tor – und weil nur drei Minuten zuvor auf der anderen Seite auch der Tessiner Hajdari seinen eigenen Goalie per Kopfball düpiert hatte, ist es das Super-League-Spiel mit den frühesten zwei Eigentoren.
Zumindest die Genfer treffen im weiteren Spielverlauf auch auf der richtigen Seite. Eigengewächs Varela trifft kurz vor der Pause zum 2:1. Joker Kutesa, der im Sommer in Richtung AEK Athen weiterziehen wird, und Stevanovic stellen den Genfer Sieg in der Schlussphase mit zwei weiteren Toren sicher.
Damit geht der enttäuschende Frühling der Luganesi ungebremst weiter. Aus den vergangenen elf Ligaspielen holte das Team von Mattia Croci-Torti nur zehn Punkte, sieben davon gingen verloren. Kein anderes Team weist eine derart miserable Bilanz auf. Nachdem die Tessiner zu Jahresbeginn noch als heisser Titelkandidat gehandelt wurden, drohen die Bianconeri nun sogar den europäischen Wettbewerb zu verpassen. Die Genfer, die zuletzt ebenfalls nur eines von sechs Spielen gewinnen konnten, machen durch den Sieg einen grossen Schritt in Richtung Vize-Mistertitel.
Die Tore
9. Minute, Albian Hajdari (ET), 1:0. Nach einer Douline-Flanke von links in Richtung Crivelli wird dieser von Hajdari so gut bewacht, dass der Ball unglücklich via Schulter des Lugano-Verteidigers im eigenen Tor landet.
12. Minute, Keigo Tsunemoto (ET), 1:1. Was Lugano kann, kann auch Servette. Diesmal ist es der Genfer Rechtsverteidiger, der eine scharfe Hereingabe abgrätscht und ungewollt ins eigene Tor befördert.
38. Minute, Keyan Varela, 2:1. Lugano bekommt den Ball nicht weg, dann landet ein Klärungsversuch von Hajdari vor den Füssen des Servette-Eigengewächses. Der Stürmer lässt sich nicht zweimal bitten und versenkt den Ball alleine vor Osigwe eiskalt.
84. Minute, Dereck Kutesa, 3:1. Nach einem Foul von Zanotti an Guillemenot darf der Publikumsliebling Kutesa den fälligen Elfmeter treten. Den ersten Versuch kann Osigwe noch parieren, den Abpraller verwertet der bald Ex-Servettien dann aber doch noch.
90. Minute, Miroslav Stevanović, 4:1. Eine Ecke von Lugano mündet direkt in einem blitzschnellen Konter der Grenats. Stevanović kennt keine Gnade und schliesst unbedrängt ab.
Die Stimmen
Mit einem Grinsen analysiert Servette-Keeper Joël Mall ins Blue-Mikrofon: «Wir hatten die besseren Aktionen und waren besser im Spiel.» Dann aber wird der Schlussmann ernst: «Das war sehr, sehr wichtig. Mental ist es schwierig, weil Basel schon Meister ist und wir noch um die Europacup-Plätze kämpfen müssen. Es geht um viel, auch wenn es ausserhalb von Genf nicht so viele interessiert, was wir machen.»
Der Beste
Enzo Crivelli ist nicht der eleganteste Mittelstürmer auf dem Fussballplaneten, aber er verschafft seinen Teamkollegen Platz. Dank seiner Schattenarbeit erzielt Servette die ersten beiden Tore.
Der Schlechteste
Albian Hajdari ist an beiden Toren von Servette in der ersten Halbzeit direkt beteiligt. Der Schweizer Nationalspieler wird hoffen, dass die europäischen Scouts nicht dieses Spiel in Genf ausgewählt haben, um ihn zu beobachten.
Das gab zu reden I
Servette nutzte die Halbzeitpause, um drei Mitglieder seines Frauenteams zu ehren, die den Verein verlassen, darunter die Schweizer Nationalspielerin Sandrine Mauron. Der Trainer José Barcala unterschrieb jüngst bei Bayern München. Für das Frauenteam war es nach der Niederlage im Viertelfinal gegen GC eine insgesamt enttäuschende Spielzeit.
Das gab zu reden II
Der Transfersommer ist bei Servette schon angebrochen. Dereck Kutesa hatte erst Anfang Woche bei AEK unterschrieben und war im Reisestress zwischen Athen und Genf. Zudem sickerte durch, dass GC-Mittelfeldspieler Giotto Morandi bei Servette bereits einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat.
Die Schiris
Ereignisloses Spiel für Luca Cibelli. Keine Polemik, kein VAR, keine Probleme und ein unumstrittener Elfmeter für Servette in der Schlussphase.
Die Fans
Es herrscht keine prickelnde Atmosphäre an diesem Donnerstagabend im Stade de Genève. Lugano kam mit 36 Tifosi, während Servette seine grosse Tribune Nord nicht gefüllt bekommt. Insgesamt fanden 7831 Zuschauer den Weg ins Stadion.
So gehts weiter
Lugano kann eigentlich gleich am Lac Léman bleiben, denn am Sonntag müssen die Tessiner wieder auswärts ran – diesmal bei Lausanne (16.30 Uhr). Zeitgleich ist Servette in Luzern zu Gast. Beide Spiele können für Vorentscheidungen im Kampf um die Europacup-Plätze sorgen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 36 | 48 | 70 | |
2 | Servette FC | 36 | 8 | 59 | |
3 | BSC Young Boys | 36 | 7 | 57 | |
4 | FC Luzern | 36 | 7 | 52 | |
5 | FC Lugano | 36 | -3 | 52 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 36 | 8 | 51 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 36 | 1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 36 | 0 | 49 | |
3 | FC Sion | 36 | -9 | 41 | |
4 | Grasshopper Club Zürich | 36 | -11 | 36 | |
5 | FC Winterthur | 36 | -27 | 36 | |
6 | Yverdon Sport FC | 36 | -29 | 35 |