Das Spiel
Es gibt 35-Jährige, die wachen morgens mit Rückenschmerzen auf und jammern den ganzen Tag lang rum. Und dann gibts Typen wie Amir Abrashi. Die rennen im selben Alter noch über den Rasen, als seien sie soeben direkt von der Akademie ins Profi-Kader berufen worden. Jedem Ball eilt der GC-Leitwolf im Duell gegen den FC St. Gallen hinterher, keinem Zweikampf geht er aus dem Weg. Und als i-Tüpfelchen bereitet die Identifikationsfigur auch noch den zweiten, den erlösenden Treffer zum 2:0 vor.
Es ist jenes Tor, das GC endgültig vor dem direkten Abstieg rettet. Hätte Espen-Stürmer Csoboth zuvor nur eine seiner beiden Chancen genutzt, die Hoppers wären auf direktem Weg in die Challenge League gewesen. So aber lebt die Hoppers-Hoffnung weiter. Nächsten Dienstag und Freitag gehts in den beiden Barrage-Spielen gegen Aarau um die Super-League-Wurst.
Spielen die Hoppers so, wie gegen den FCSG, dann darf man sich in Niederhasli berechtigte Hoffnungen auf den Ligaerhalt machen.
Nur: auf einen ähnlich zahnlosen Gegner wie St. Gallen wird GC kaum treffen. Was die Elf von Coach Enrico Maassen zeigt, grenzt an Arbeitsverweigerung. In der ersten Halbzeit kommt Grün-Weiss gefühlt bloss zweimal über die Mittellinie, beide Aktionen werden wegen Abseits abgepfiffen.
Auch nach der Pause hat GC das Spiel im Griff, Paskotsi und Muci könnten das 2:0 erzielen, dann trifft Lee per Kopf und erlöst ein ganzes Stadion. Und Abrashi? Der wird in der 67. Minute ausgewechselt und mit Standing Ovations gefeiert. Ob der 35-Jährige für die Barrage gegen Aarau noch genug Benzin im Tank haben wird?
Die Tore
12. Minute, Nikolas Muci, 1:0. Nach einer Ecke der Zürcher bringt St. Gallen den Ball nicht weg. Verón Lupi zieht über links stark in den Strafraum. Fast von der Grundlinie spitzelt er den Ball dann frech mit dem Aussenrist zu Muci auf die Fünfer-Linie. Dieser nimmt den Ball mit dem Rücken zum Tor an und haut in dann stinkfrech blind und rückwärts per Hacke ins Netz.
69. Minute, Youngjun Lee, 2:0. St. Gallen schafft es gleich zweimal nicht, den Ball zu klären. Abrashi nutzt den Raum, chipt den Ball prächtig in den Strafraum auf Lee. Dieser köpfelt den Ball aus dem Lauf an den rechten Innenpfosten, von dort fliegt er schliesslich über die Linie.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Amir Abrashi: «Wir haben gesehen, die anderen Teams gewinnen auch. Heute stand viel auf dem Spiel, wir haben es aber verdient. Es ist der Wahnsinn. Chapeau an die Jungs, sie haben es sehr, sehr souverän gemacht. Es war eine sehr gute Leistung heute, so müsste es eigentlich immer sein. Wir müssen die Energie von heute mitnehmen in die beiden Barrage-Spiele.»
Justin Hammel: «Wenn man den Match separat betrachtet, kann man schon gratulieren. Aber es ist nicht nötig. Wir hätten die ganze Saison durch aber genug Chancen gehabt. Jetzt gibts halt den Umweg über die Barrage. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das auch in diesem Jahr schaffen. Es ist mir eigentlich scheissegal, wo. Der Platz ist überall gleich gross. Natürlich wäre es schöner, wenn wir das in unserem ‹Heimstadion› durchziehen könnten. Ich bin überzeugt, dass wir die beiden Spiele gewinnen.»
Nikolas Muci: «Es war ein schönes Tor heute, es war purer Instinkt. Diese Saison habe ich schöne Tore geschossen. Es war heute der Dosenöffner für eine gute Leistung. Nach dem Tor sind wir härter in die Zweikämpfe gegangen. Wir waren von Anfang an aber mit der Mentalität dabei. Es sind unterschiedliche Emotionen. Man ist glücklich über das Spiel, weil wir eine gute Leistung gezeigt haben. Aber es ist scheisse, dass wir jetzt die Barrage-Spiele machen müssen. Wir sind aber bereit, alles dafür zu tun, um in der Liga zu bleiben.»
Tomas Oral: «Ich bin sehr stolz auf die Barrage, weil sie das bestätigt hat, was ich in den letzten Wochen immer wieder gepredigt habe. Sie hat es souverän hinbekommen, dass sie diese Bleiwesten nicht dabei hatten. Man muss Winterthur gratulieren, jetzt müssen wir halt den Umweg gehen.»
Der Beste
Immer und immer wieder wurde GC-Trainer Tomas Oral in der Rückrunde gefragt, wieso der beste Torschütze Nikolas Muci viel zu selten von Beginn an spielen durfte. Diese Frage stellt man sich nach dem Spiel vom Donnerstag noch mehr: Eine ausgezeichnete Leistung, willig, hungrig, erarbeitet sich mehrerer Torchancen und sorgt für frühes GC-Durchatmen dank des Führungstreffers.
Der Schlechteste
Man hat die Qual der Wahl. Mental war die komplette Ostschweizer Mannschaft schon in den Ferien. Herausgestochen ist dennoch Kevin Csoboth, harmlos, schwach und kläglich bei einer Grosschance.
Das gab zu reden
Wo findet die Barrage statt, ist nun die grosse Frage. Am Freitag im Rückspiel spielt man in Aarau. Wo das Heimspiel der Hoppers stattfindet, steht zum Zeitpunkt des Abpfiffs noch in den Sternen. Im Letzigrund hat man keinen Platz, andere Städte oder Stadien haben bisher abgelehnt.
Die Schiris
Anojen Kanagasingam (31) steht unter besonderer Beobachtung. Nachdem er im gleichen Duell im März mehrere umstrittene Entscheide gefallen hatte, liefen die GC-Fans nach Bekanntwerden der Ansetzung Sturm. Schiri-Boss Dani Wermelinger versprach bei Blick eine Top-Leistung – und der 31-Jährige leitet die Partie ruhig, solid und ohne nennenswerte Aufreger.
Die Fans
7913 Fans sind am Donnerstagabend in den Zürcher Letzigrund gekommen. Eine magere Anzahl für ein Heimspiel mit solch grosser Bedeutung.
So gehts weiter
Während sich der FC St. Gallen in die Sommerferien verabschiedet, steht für GC nun noch die vielbeschriebene Barrage gegen Aarau auf dem Programm. Das Hinspiel ist für nächsten Dienstag, 27. Mai, um 20.30 Uhr angesetzt. Wo genau dieses stattfindet, ist noch nicht bekannt. Gemäss Blue sollen die Hoppers mittlerweile aber einen Austragungsort gefunden haben. Das Rückspiel findet am Freitag, 30. Mai, um 20.30 Uhr im Brügglifeld statt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 37 | 44 | 70 | |
2 | Servette FC | 37 | 9 | 62 | |
3 | BSC Young Boys | 37 | 11 | 60 | |
4 | FC Lugano | 37 | -3 | 53 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 37 | 8 | 52 | |
6 | FC Luzern | 37 | 6 | 52 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 38 | -1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 38 | -1 | 52 | |
3 | FC Sion | 38 | -10 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 38 | -25 | 40 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 38 | -10 | 39 | |
6 | Yverdon Sport FC | 38 | -28 | 39 |