Das Spiel
Niederlage im Stadtderby, Absturz ganz ans Ende der Rangliste – bei GC herrscht drei Runden vor Schluss akute Abstiegsgefahr. Gegen den FCZ zeigen die Hoppers Auflösungserscheinungen. In der ersten Halbzeit!
Was sich da wohl der neue Sportchef Alain Sutter (seit Montag im Amt) denkt? Sutter sieht sich die Bankrotterklärung seines Teams zusammen mit dem gesperrten Trainer Tomas Oral auf der Tribüne im Letzigrund an.
Mit einem Doppelschlag in der 19. (Cheveyo Tsawa) und 22. Minute (Jahnoah Markelo) sorgt der spielbestimmende FCZ früh für die entscheidende Zäsur. Zweimal machts die Mannschaft von Ricardo Moniz, welche die letzten drei Partien verlor, mit Köpfchen.
Obwohl GC das Spielgeschehen nach dem Seitenwechsel ausgeglichener gestalten kann, gerät der FCZ-Sieg nie in Gefahr. Zu harmlos treten die Hoppers, bei denen mit Adama Bojang und Nikolas Muci (je sechs Ligatore) die erfolgreichsten Angreifer erst in der zweiten Halbzeit von der Leine gelassen werden, auf.
FCZ-Keeper Yanick Brecher wird zwar einmal bezwungen – nur zählt Amir Abrashis Treffer in der 65. Minute nicht. Schiedsrichter Sandro Schärer ahndet die Offsideposition von Benno Schmitz, der als Verteidiger gleich zu Beginn der Partie mit seinem Fallrückzieher die beste Chance des Rekordmeisters kreiert.
Die Tore
19. Minute, Cheveyo Tsawa, 1:0. Aus dem Stand lupft Zuber die Kugel ins Zentrum. Tsawas Kopfball lenkt GC-Captain Abrashi an den Innenpfosten und von dort springt das Spielgerät über die Linie.
22. Minute, Jahnoah Markelo, 2:0. Tsawa hat alle Zeit der Welt, um seine Flanke zu planen. Der 1:0-Torschütze findet in der Mitte Markelo, der per Kopf für den FCZ erhöht.
85. Minute, Damienus Reverson, 3:0. Nach einem FCZ-Corner, den Gomez mit den Haarspitzen verlängert, bugsiert Reverson den Ball aus kürzester Distanz ins Netz.
Die Stimmen
Alain Sutter (GC-Sportchef) gegenüber Blue: «Die Jungs waren von der ersten Minute an wie mit einer Bleiweste unterwegs, waren oft zu spät und kamen nicht in die Zweikämpfe. Es geht jetzt darum, den Druck zu lösen. Es gibt kein Geheimrezept, jeder einzelne muss das für sich lösen.»
Benno Schmitz (GC) gegenüber Blue: «Wir haben uns heute deutlich mehr vorgenommen. Wir sind in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel gekommen, hatten keinen Zugriff. In der zweiten Halbzeit kann man uns nicht viel vorwerfen. Ich kann den Unmut der Fans verstehen, jedoch haben wir noch drei Spiele.»
Lindrit Kamberi (FCZ) gegenüber Blue: «Das Derby kam zum richtigen Zeitpunkt, wir wollten den Fans etwas zurückgeben und das haben wir heute geschafft, das war das Wichtigste. Wir gehen den Weg zusammen mit den Fans, ich fands geil, dass sie ins Training kamen. Sie können gerne öfters kommen.»
Der Beste
Ein Tor, ein Assist – Cheveyo Tsawa erhält ganz viel Freiraum von den Grasshoppers. Und der 18-Jährige nimmt die Einladungen dankend an. Zuletzt musste er bei der U21 im Abstiegskampf in der Promotion League aushelfen. Vermutlich hatte er dort mit mehr Widerständen zu kämpfen.
Der Schlechteste
Der Mann, der diese GC Ein- und Aufstellung verbrochen hat. Also vermutlich Trainer Tomas Oral, obwohl der ja gelbgesperrt auf der Tribüne sitzt. Mit Nikolas Muci und Adama Bojang lässt er erneut zwölf Ligatore auf der Bank. Dafür muss erst der bedauernswerte Nestory Irankunda im Sturmzentrum auflaufen. Gegen Ende der ersten Halbzeit steht dann da Mittelfeldmann Tim Meyer. Dass das in der zweiten Halbzeit korrigiert wird, kommt für GC viel zu spät.
Das gab zu reden
Erst wurde er von den Grasshoppers als «starke Stimme gegen aussen» angekündigt. Dann erklärte Alain Sutter, er wolle sich erst einmal einarbeiten, bevor er sich öffentlich äussert. Und dann stand der neue GC-Sportchef am Samstag vor dem Derby doch vor den TV-Kameras. Er habe versucht, «Gelassenheit» ins Team zu bringen, sagte der 57-Jährige: «Man hat gesehen, wie viel Druck da ist. Wie sehr sie es unbedingt gut machen wollen. Da will man oft zu viel und verkrampft.» Dass seine Hoppers dann so mau auftreten wie in Halbzeit eins, war dann aber wohl nicht der Plan.
Sutter erhob seinen neuen Job dann noch flugs zur «Herkulesaufgabe. Seit Jahrzehnten haben viele versucht, diesen Verein weiterzuentwickeln. Das ist mal besser, mal weniger gut gelungen. Darum weiss ich, was auf mich zukommt. Es wird ziemlich viel Arbeit sein.» Wenn sein Team so weiterspielt, wird er diese Arbeit in der Challenge League verrichten.
Die Schiris
Er pfeift erst sein neuntes Spiel in dieser Saison in der Super League. Sandro Schärer wird derzeit für seine Einsätze im internationalen Fussball geschont. Jetzt, da im Europacup nicht mehr viele Partien zu leiten sind, pfeift er ein Zürcher Stadtderby, das phasenweise wie ein nettes Trainingsspielchen im Sommer wirkt. Also null Herausforderung für den derzeit besten Schweizer Schiedsrichter.
Die Fans
17'797 Menschen kommen, um das Zürcher Stadtderby zu sehen. Richtig hitzig wird es nicht, dazu ist das Spiel viel zu einseitig. Da vergessen die GC-Anhänger sogar irgendwann, Steven Zuber auszupfeifen. Dafür hat die Südkurve eine kritische Botschaft an den Sportchef des FC Zürich: «Mit em alte FCZ unterm Strich chömer läbe, mit dere Neuerfindig nöd – danke Malenovic.» Unsäglich ein Gesang aus der FCZ-Kurve, in dem mit Blick auf die GC-Fans jubiliert wird: «Mier jaged eu dur d’Strasse.» Ebenso saudumm der Riesenböller, den die GC-Kurve nach dem 0:3 wirft.
So gehts weiter
Am Dienstag und am Mittwoch wird bereits wieder im Letzigrund gekickt. In drei Tagen empfängt der FCZ Winterthur zum Kantonsderby (20.30 Uhr). 24 Stunden danach steht GC gegen den Tabellenvorletzten Yverdon unter Zugzwang (20.30 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 35 | 47 | 67 | |
2 | Servette FC | 35 | 5 | 56 | |
3 | BSC Young Boys | 35 | 6 | 54 | |
4 | FC Luzern | 35 | 8 | 52 | |
5 | FC Lugano | 35 | 0 | 52 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 35 | 9 | 51 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 35 | -2 | 50 | |
2 | FC St. Gallen | 35 | 0 | 48 | |
3 | FC Sion | 35 | -9 | 40 | |
4 | FC Winterthur | 35 | -24 | 36 | |
5 | Yverdon Sport FC | 35 | -24 | 35 | |
6 | Grasshopper Club Zürich | 35 | -16 | 33 |