Das Spiel
Was für ein merkwürdiges Spiel. Die erste Halbzeit ist aus FCZ-Sicht ein Graus – und dennoch schlägt der Tabellensiebte zu Hause Winterthur 4:1. Das freut Yverdon und GC. Der Abstiegskampf bleibt hochspannend.
«Geil gsi am Samstig – hüt chönders easy näh», lautet vor dem Match die ungewöhnliche Vorgabe der Südkurve an die Mannschaft von Trainer Ricardo Moniz. Dieser verändert im Vergleich zum Stadtderby (3:0-Sieg) seine Startelf auf fünf Positionen.
Zu viel Rotation? Scheint so. Das Heimteam bringt zunächst keinen Fuss vor den anderen. Moniz zieht bereits in der 32. Minute die Notbremse: Steven Zuber rein, Rodrigo Conceição raus. Der Portugiese richtet danach einige Worte an die Adresse von Sportchef Milos Malenovic (siehe «Das gab zu reden II»).
Zuber, der ehemalige GC-Profi, haucht dem FCZ tatsächlich neues Leben ein. Aber erst in der Schlussphase machen die Stadtzürcher ernst: Mit einem beeindruckenden Schlussspurt und vier Toren zwischen der 76. und der 91. Minute verpasst der FCZ Winterthur resultatmässig letztlich eine Abreibung.
Allerdings hätte die Partie auch einen ganz anderen Ausgang nehmen können. Denn für Winterthur muss in der ersten Halbzeit mehr als nur das Tor von Josias Lukembila herausschauen. Fahrlässig, wie viele Top-Chancen das Team von Uli Forte auslässt. Wenn sich das mal nicht rächt im Kampf um den Ligaerhalt.
Die Tore
18. Minute, Josias Lukembila, 0:1. Nach einem Doppelpass mit Sidler zieht Lukembila im Strafraum von der linken Seite ab. FCZ-Verteidiger Denoon grätscht rein, lenkt den Schuss allerdings so unglücklich ab, dass Goalie Brecher überlobt wird.
76. Minute, Loïc Lüthi (Eigentor), 1:1. FCW-Abwehrspieler Sidler klärt im Sechzehner mit dem Kopf ungenügend. Danach lenkt Teamkollege Lüthi den Krasniqi-Abschluss mit dem Knie ins eigene Tor ab.
78. Minute, Lindrit Kamberi, 2:1. Markelo flankt und im Zentrum kann Kamberi ungestört einnicken. Da steht weit und breit kein Winterthurer beim FCZ-Torschützen.
87. Minute, Mounir Chouiar, 3:1. Chouiar hinterläuft Ballet und wird von diesem angespielt. Vor FCW-Goalie Kapino macht Chouiar mit links den Sack zu.
91. Minute, Samuel Ballet, 4:1. Markelo tanzt Sidler aus und bedient Ballet am zweiten Pfosten. Dieser braucht nur noch den Fuss hinzuhalten.
Die Stimmen
Der Beste
Ohne Steven Zuber spielt der FCZ, als wäre die Saison bereits zu Ende. Mit ihm kommen der Ernst und der Sieg.
Der Schlechteste
Umeh Emmanuel muss zwar erst zur Pause raus und nicht schon wie Kollege Conceição nach einer halben Stunde. Aber sein Auftritt ist deswegen keinen Deut besser.
Das gab zu reden I
21 Jahre seines Lebens hat Mirlind Kryeziu (28) beim FCZ verbracht. Als Siebenjähriger kam er zu den Letzikids. Danach verbrachte der Innenverteidiger mit Ausnahme von zwei Leihperioden seine ganze Karriere in Zürich. Das ändert sich jetzt – Kryeziu verlässt den Klub, nachdem er sich nicht über eine Vertragsverlängerung einig geworden ist. «Ich bin als kleines Kind gekommen und gehe als Mann», sagt Kryeziu in seinem Abschiedsvideo. 163 Pflichtspiele, einen Aufstieg, einen Cupsieg und einen Meistertitel hat er mit dem FCZ erlebt. Als er vor dem Spiel gegen Winterthur verabschiedet wird, feiert ihn die Südkurve, in der er einst selber gestanden ist, mit einer Choreo: «Es Stück Mentalität wo gaht.» Davor hat er selber im Restaurant «Siesta» bei der Tramhaltestelle Letzigrund gemäss Ankündigung auf Instagram «1000 Bier» gespendet. Neben Kryeziu werden auch Ifeanyi Mathew (28), der Mann des schnellsten Tores in der FCZ-Geschichte, und der langjährige Ersatzgoalie Zivko Kostadinovic (33) vom Präsidenten-Ehepaar Heliane und Ancillo Canepa verabschiedet.
Das gab zu reden II
Nach einer halben Stunde reagiert FCZ-Trainer Ricardo Moniz auf die miese Leistung seiner Mannschaft. Er bringt Steven Zuber und nimmt Rodrigo Conceição vom Feld. Der Portugiese ist sichtlich nicht einverstanden damit, dass er als Hauptschuldiger ausgemacht worden ist. Und marschiert nicht einmal zu Sportchef Milos Malenovic, um ihm seine Meinung zu sagen. Sondern gleich zweimal. Dann verschwindet er in der Kabine.
Die Schiris
Lionel Tschudi hat ein Spiel im Griff, das allerdings auch über weite Strecken die Intensität eines Plauschspiels in der Badi hat.
Die Fans
«Alli in Letzi», lautete die Losung der Winterthur-Fans. Und sie sind in den Letzigrund gekommen. Vielleicht 2000 in Winti-Shirts unterstützen ihr Team im Abstiegskampf. Gegenüber feiert die Südkurve ihr ehemaliges Mitglied Mirlind Kryeziu (siehe «Das gab zu reden I») und hat einen Tipp an die eigenen Spieler. Mit Blick auf die abstiegsbedrohten Grasshoppers steht auf einem Spruchband: «Hüt chönders easy näh.»
So gehts weiter
Der FCZ hat mit St. Gallen (17. Mai) und Yverdon (22. Mai) noch zwei Auswärtsspiele vor sich. Winterthur hingegen kann zweimal auf der heimischen Schützenwiese antreten – gegen Yverdon (17. Mai) und gegen Sion (22. Mai).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 36 | 48 | 70 | |
2 | Servette FC | 35 | 5 | 56 | |
3 | BSC Young Boys | 35 | 6 | 54 | |
4 | FC Luzern | 35 | 8 | 52 | |
5 | FC Lugano | 35 | 0 | 52 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 36 | 8 | 51 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 36 | 1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 36 | 0 | 49 | |
3 | FC Sion | 36 | -9 | 41 | |
4 | Grasshopper Club Zürich | 36 | -11 | 36 | |
5 | FC Winterthur | 36 | -27 | 36 | |
6 | Yverdon Sport FC | 36 | -29 | 35 |