Das Spiel
Auf den Knorz im Schweizer Cup gegen 1.-Ligist Wettswil-Bonstetten (2:0-Sieg) folgt beim FCZ in Unterzahl (siehe «Das gab zu reden I») eine heftige Abreibung in der Meisterschaft.
Erteilt von? Thun, dem bemerkenswerten Aufsteiger, der seinerseits auf das Cup-Out gegen Promotion-League-Klub Breitenrain (0:1) mit dem vierten Super-League-Sieg in Serie reagiert.
Der FCZ-Tiefschlag deutet sich in der Startphase nicht an. Da ist die Mannschaft von Mitchell van der Gaag präsenter. Umeh Emmanuel schlenzt in der elften Minute den Ball knapp am Pfosten vorbei.
Doch dann lässt sich die Zürcher Abwehr zu einfach übertölpeln. Thun geht 1:0 in Führung und im Spiel des Heimteams kommts zu einem Bruch.
So entsteht ein letztlich diffuser FCZ-Auftritt – nur weil man häufiger den Ball hat, gewinnt man nicht automatisch den Match. Thun verdient sich den Sieg durch enorm viel Leidenschaft und Raffinesse.
Die Tore
14. Minute, Elmin Rastoder, 0:1. Mit zwei Pässen setzt Thun die FCZ-Abwehr ausser Gefecht. Elmin Rastoder sprintet, nachdem Christopher Ibayi den Ball herrlich mit dem Aussenrist weitergeleitet hat, Mariano Gomez davon und bezwingt daraufhin den zögerlich agierenden Yanick Brecher.
41. Minute, Ethan Meichtry, 0:2. Nach einem Corner folgt die zweite Thuner Welle. Im Sechzehner wird Ethan Meichtry angespielt. Drei FCZ-Spieler scheitern daran, ihn aufzuhalten. Meichtry schiesst Nelson Palacio durch die Beine und schon ist Brecher zum zweiten Mal geschlagen.
59. Minute, Christopher Ibayi, 0:3. Ein Konter wie aus dem Lehrbuch. 1:0-Torschütze Elmin Rastoder, der nur noch Verteidiger Mariano Gomez vor sich hat, beweist Geduld sowie Übersicht und setzt Christopher Ibayi in Szene. Dieser schliesst gekonnt ab.
92. Minute, Valmir Matoshi, 0:4. Die FCZ-Abwehr stellt ihren Dienst ein und verzichtet darauf, Genis Montolio energisch anzugreifen. Dessen Schuss wird geblockt – und der Abpraller zur idealen Vorlage für Valmir Matoshi. Ungestört darf dieser einschieben, wobei der Ball Brecher unter dem Körper hindurchrutscht.
Die Stimmen
FCZ-Leithammel Steven Zuber zu Blick: «Wir haben nach dem 0:1 den Faden verloren. In der Pause hatten wir uns dann viel vorgenommen, aber heute hat in vielerlei Hinsicht nichts geklappt. Aber Probleme hin oder her: Wir sind immer noch eine Profi-Mannschaft, jeder hat seine Leistung zu bringen. Als Trainer ist es nicht einfach mit vielen neuen Spielern, aber am Ende sind es wir, welche die Leistung zeigen müssen. So etwas darf uns nicht passieren. Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Wir hatten eine gute Trainingswoche – und dann passiert so etwas.»
FCZ-Captain Yanick Brecher gegenüber Blue: «Alle sind gefrustet, da ist auch die Reaktion der Fans gerechtfertigt. Das einfache Gegentor zum 0:1 hat uns aus der Bahn geworfen. Aber natürlich muss man dann weiterspielen und spielbestimmend bleiben. Das ist uns nicht gelungen. Wir wurden viel zu einfach ausgekontert. Wir hatten noch nicht viele Top-Leistungen, aber vom Resultat her ist das heute die schlechteste Leistung. Wir haben die Qualität noch nicht, um vorne viele Tore zu machen, also müssen wir defensiv besser werden.»
Thun-Goalie Niklas Steffen gegenüber Blue: «Ein sehr reifer Auftritt von uns. Zürich war nur in den ersten 15 Minuten dominanter. Aber endlich zu null gespielt, Kompliment an die Mannschaft. Es wird unangenehm, gegen uns zu spielen, das hat man heute gesehen.»
Der Beste
Einer mit Klasse und Raffinesse: Elmin Rastoder, 23-jährig und mit langjähriger GC-Vergangenheit. Der Stürmer versetzt dem FCZ mit seinem ersten Super-League-Tor den entscheidenden Schlag. Das 3:0 von Super-League-Topskorer Christopher Ibayi bereitet der Frontmann perfekt vor.
Der Schlechteste
Jorge Segura: Nach seinem perfekten Einstand (Torschütze beim 2:1 in Lausanne) folgt für den neuen kolumbianischen Innenverteidiger Zürichs ein erster schwacher Auftritt. Der 195 Zentimeter lange Abwehrspezialist kommt nahezu immer zu spät – beim wunderbaren Aussenrist-Assist von Ibayi ebenso wie im Duell mit dem Solo-Dribbler Meichtry vor dem 0:2.
Das gab zu reden I
Philippe Keny wird in der 65. Minute eingewechselt. Bevor der Schlusspfiff erfolgt, verschwindet der Senegalese schon wieder in den Katakomben. Rot wegen einer Tätlichkeit (87.)! Keny erwischt Thuns Leonardo Bertone im Gesicht. Schiedsrichter Marijan Drmic hat die Szene zunächst nicht mitgekriegt. Deswegen schaltet sich umgehend VAR Lukas Fähndrich ein.
Das gab zu reden II
Der kollektive Zürcher Tiefschlag und -Schlaf beim 0:2 kurz vor der Pause. Es fehlt nur noch, dass die völlig ausmanövrierte FCZ-Defensive um den überforderten Innenverteidiger Jorge Segura dem Thuner Solisten Ethan Meichtry bei dessen Jubel-Tour vor der Kurve der Zürcher Fans einen roten Teppich ausgerollt hätte.
Die Schiris
Marijan Drmic debütiert nach 51 Einsätzen in der Challenge League auf höchster Schweizer Liga-Ebene. Der junge Schiedsrichter leitet die Partie ohne Schwierigkeiten. Nach 43 Minuten zückt er erstmals Gelb in der Super League – nach einem Foul des Thuners Genis Montolio zu Recht. Auch den Platzverweis gegen den FCZ-Joker Philippe Keny (nach einem Ellbogenschlag) verhängt er nach einem kurzen Video-Studium mit gutem Grund.
Die Fans
Noch ist rund um den FC Thun keine flächendeckende Euphorie spürbar. Knapp 100 Supporter kreuzen im Letzigrund auf und haben mit ihrem überschaubaren Chorus gegen die wie immer gut gefüllte Südkurve einen schweren Stand.
So gehts weiter
Beide Teams absolvieren ihre jeweiligen Spiele der fünften Super-League-Runde am kommenden Samstag. Der FCZ bestreitet das Kantonsderby auswärts gegen Winterthur (18 Uhr). Thun empfängt zu Hause GC (18 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 4 | 7 | 12 | ||
2 | 4 | 8 | 9 | ||
3 | 3 | 5 | 7 | ||
4 | 4 | 1 | 7 | ||
5 | 4 | 1 | 6 | ||
6 | 4 | -1 | 5 | ||
7 | 4 | -4 | 4 | ||
8 | 3 | -1 | 3 | ||
9 | 3 | -3 | 3 | ||
10 | 4 | -2 | 2 | ||
11 | 4 | -6 | 2 | ||
12 | 3 | -5 | 1 |