Das Spiel
Plötzlich war Winterthur Favorit auf den Ligaerhalt im Dreikampf mit GC und Yverdon nach dem unfassbaren Penalty-VAR-Dusel im Waadtland. Man war geneigt zu denken, dass es logisch sein würde, sollte sich der FCW retten. So schnell gehts. Denn wenn man das Tabellenbild nach der 29. Runde Ende März betrachtet, wird einem erst richtig gewahr, welch Wunder in der Eulachstadt geschah. Da lag Winti abgeschlagen am Tabellenende. Zwölf Punkte hinter dem Zehnten. Es schien damals nur noch um die Barrage zu gehen. Und nun das!
Uli Forte gehört dafür ein Denkmal errichtet! Und irgendwie ging auch seine Strategie der abstrusen Verschwörungstheorien auf. In der vorletzten Runde wurden die plötzlich in Yverdon vorgebracht.
Ein Denkmal gebührt aber auch Christian Gomis. Für seine beiden Tore gestern gegen einen korrekt spielenden FC Sion, welchem aber die letzten paar Prozent fehlten. Ohne die gewinnt man kein Spiel. Denn der Franko-Senegalese war es schon gewesen, der im Sittener Tourbillon am 2. April in allerletzter Sekunde das 2:1-Siegtor schoss in einem Spiel, das Sion niemals hätte verlieren dürfen. Dieses Tor läutete den Beginn der wundersamen Siegesserie ein, die dem FCW eine weitere Saison in der Super League bescherte. Und auch Fabian Frei gebührt zumindest ein Denkmälchen. Der 24-fache Nationalspieler hat gestern seine grosse Karriere nach 710 Spielen beendet. Der Ostschweizer war es gewesen, der in Yverdon mit viel Dusel den Penalty zum 2:2 versenkte. Ohne dieses Tor wäre Winti jetzt Challenge-Ligist.
Die Tore
23. Minute, Christian Gomis, 1:0. Randy Schneider treibt den Ball herrlich durchs Mittelfeld und spielt kurz vor dem Sechzehner Gomis an. Dieser fackelt nicht lange, zieht mit rechts aus dem Stand ab und trifft in die linke Ecke. Der Ball wird von Diouf abgefälscht und ist so für Sion-Torwart Fayulu unhaltbar.
40. Minute, Christian Gomis, 2:0. Nach einer flachen Flanke von Linksverteidiger Dario Ullrich rutscht der Ball an Freund und Feind vorbei und landet direkt vor den Füssen des am zweiten Pfosten freistehenden Di Giusto. Doch dieser bringt das Kunststück fertig, zuerst an Fayulu zu scheitern und im zweiten Versuch auch an Barba. Erst im dritten Anlauf erzielt Gomis wuchtig das zweite Tor.
Die Stimmen (Gegenüber Blue)
Roman Buess: «Das ist Wahnsinn! Wir mussten lange unten durch, und niemand hat an uns geglaubt. Alle haben uns abgeschrieben, aber wir haben bis zum Schluss gekämpft – und bleiben nun verdient oben.» Reporter: «Haben Sie die anderen Resultate überprüft». Buess: «Ich würde lügen, wenn wir nicht ein paar Mal auf der Bank aufs Handy geschaut hätten.»
Mike Keller, Präsident des FC Winterthur: «Ich bin extrem stolz auf unsere Mannschaft und freue mich auf ein weiteres Jahr in der Super League. Wir haben uns keinen Druck gemacht und stets die Ruhe bewahrt. Den Jungs haben wir immer gesagt: Glaubt daran, dass ihr das schaffen könnt. Für Winterthur bedeutet es enorm viel, in der höchsten Liga zu bleiben – das ist nun die vierte Saison in Folge. Wir möchten weiter Geschichte schreiben.»
Fabian Frei: «So habe ich mir das gewünscht. Ich bin super happy und freue mich auf das, was kommt.» Reporter: «Ist das vergleichbar mit einem Titel?» Frei: «Von den Emotionen her war das eine Achterbahnfahrt. Das ist jetzt absolut Gold wert, und ich bin super stolz. So kann man aufhören – aber ich kann es mir irgendwie noch nicht vorstellen. Wenn ich morgen aufstehe, denke ich wahrscheinlich, es geht ganz normal weiter. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Die Jungs sind super, wir sind eine tolle Mannschaft.» Reporter: «Wie feiert Fabian Frei?» Frei: «Ich bin zwar kein Tätschmeister, aber ich gehe sicher noch ein bisschen mit.»
Matteo Di Giusto: «Uli hat es geschafft, dass wir alle wieder an uns geglaubt haben. Mit unseren Fans im Rücken war uns klar, dass das ein Vorteil sein kann.»
Der Beste
Nicht nur Uli Forte können sie in Winterthur ein Denkmal erstellen. Auch Christian Gomis. Nicht nur macht er die beiden Tore zur beruhigenden 2:0-Führung gegen Sion. Der Franko-Senegalese ist es auch gewesen, der das Tor zum 2:1-Coup am 2. April nach 18 sieglosen Auswärtsspielen im Sittener Torbillon schoss. In allerletzter Sekunde, in der 94. Minute. Es war ein Spiel, das Sion niemals hätte verlieren dürfen. Und es leitete die Winti-Siegesserie ein, welche die grosse Wende brachte.
Der Schlechteste
Gora Diouf darf bei Sion in der Innenverteidigung ran, weil Noah Sow ins Mittelfeld vorrückt. Doch der Senegalese nutzt die Einsatzchance nicht. Beim ersten Tor fälscht er ab. Beim zweiten schaut er interessiert zu.
Das gab zu reden
Die Pyro-Party nach dem Spiel. Unglaublich, was da in Rot abgeht. So sehen Feste für Wunder aus.
Die Schiris
Schiedsrichter Lukas Fähndrich (Note 5) hat keine nennenswerten Probleme mit dem Spiel. Es war auch von der Intensität her nicht extrem. So verbrachte auch VAR Fedayi San einen gemütlichen Abend.
Die Fans
Gänsehaut-Stimmung auf der mit 8400 Fans ausverkauften Schützenwiese. Die ersten Fans warteten schon zwei Stunden vor Kickoff vor verschlossenen Türen auf Einlass! Während des Spiels peitschten sie ihr Team unablässig nach vorne. Doch auch die Sion-Fans waren präsent. Mit durchaus ein bisschen mehr Engagement als ihr Team.
So gehts weiter
Für Sion war bereits vor dem Spieltag klar, dass man gerettet ist und in die Sommerferien kann. Nach dem 2:0-Sieg gilt nun dasselbe für die Winterthur – nach überstandener Ligaerhaltssause.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 37 | 44 | 70 | |
2 | Servette FC | 37 | 9 | 62 | |
3 | BSC Young Boys | 37 | 11 | 60 | |
4 | FC Lugano | 37 | -3 | 53 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 37 | 8 | 52 | |
6 | FC Luzern | 37 | 6 | 52 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 38 | -1 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 38 | -1 | 52 | |
3 | FC Sion | 38 | -10 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 38 | -25 | 40 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 38 | -10 | 39 | |
6 | Yverdon Sport FC | 38 | -28 | 39 |