Das Spiel
Thun begeistert weiter. Der Aufsteiger schlägt Lausanne im ersten Super-League-Heimspiel nach fünf Jahren Absenz mit 2:0.
Die Berner Oberländer legen von Beginn an den Vorwärtsgang ein, nach wenigen Sekunden taucht Mittelstürmer Rastoder ein erstes Mal vor Lausanne-Goalie Letica auf. Nachdem das Team von Trainer Mauro Lustrinelli zwei brenzlige Szenen überstanden hat, klappt es dann mit dem Toreschiessen. Die Thuner hätten im Anschluss auch mit einer höheren Führung in die Pause gehen können.
Das 2:0 fällt dann dafür nur Sekunden nach dem Seitenwechsel nach einem Corner – mit Ansage. Die Super-League-Neulinge werden nach Eckbällen immer wieder gefährlich.
«Wir brauchen das ‹winnig mindset› (Deutsch: Gewinnermentalität) und die Geilheit, den FC Thun auf den Platz zu bringen», sagte Mauro Lustrinelli vor dem Spiel gegenüber Blue. Das haben seine Spieler mit einer sowohl kämpferisch als auch spielerisch überzeugenden Leistung geliefert. Der Aufsteiger zeigt Spielwitz und kann sich immer wieder elegant aus dem Zeidler-Pressing lösen.
Die Waadtländer steigern sich in der Schlussphase und kommen 20 Minuten vor dem Ende zum Anschlusstreffer. Richtig gefährlich wirds trotz Dominanz aber nur noch einmal. Morgan Poaty verpasst den Ausgleich in der Nachspielzeit. Er schiesst knapp rechts vorbei.
Die Tore
10. Minute, Christopher Ibayi, 1:0. Thun kontert über Meichtry. Dieser findet Heule auf dem linken Flügel, der mit dem ersten Ballkontakt flach in den Strafraum flankt. Rastoder verpasst im Zentrum knapp, doch Ibayi am zweiten Pfosten steht bereit und kann problemlos einschieben. Am Ursprung des Angriffs steht ein genialer Pass von Innenverteidiger Montolio quer durchs Mittelfeld, der das Spiel öffnet.
47. Minute, Genis Montolio, 2:0. Nach mehreren gefährlichen Thuner Ecken führt ein Corner zum Tor. Innenverteidiger Montolio verwertet Fehrs Flanke im Fünf-Meter-Raum mit dem Knie.
72. Minute, Kaly Sène, 2:1. Der eingewechselte Butler-Oyedeji flankt von rechts. Steffen im Thuner Kasten kann zunächst Sènes Kopfball parieren, ist gegen den Nachschuss des Senegalesen dann aber machtlos.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Hat Lausanne die Thuner unterschätzt? «In keinster Weise, wir wussten, dass sie gut sind», erklärt Lausanne-Coach Peter Zeidler. «Nach der grossen körperlichen und mentalen Anstrengung am Donnerstag war es schwer. Wir müssen lernen, nach den Europacup-Spielen, die Sache besser zu machen. Trotzdem kann man die zwei Tore nicht so fangen, das waren taktische Grundfehler, die nicht passieren dürfen. Es könnte schon zur Pause 4:0 stehen. Doch am Ende könnten wir mit Glück sogar noch ein Unentschieden holen.»
«Wir wussten, dass wir Gas geben müssen, wenn wir hochkommen. Aktuell setzen wir den Matchplan gut um und holen darum die Punkte», sagt Thuns Leonardo Bertone. Der Erfolg überrascht ihn nicht: «Ich weiss, dass wir die letzten zwei, drei Jahre gut gearbeitet haben. Wir haben einen Plan, den wir stets verfolgt haben und ernten jetzt die Früchte.» Ob es auf den perfekten Sonntag ein Bierchen gebe, wird Bertone gefragt. Dieser verneint: «Ich muss jetzt zur Dopingkontrolle.»
Der Beste
Genis Montolio: Das 1:0 leitet er genial ein, beim 2:0 zeigt er seine Kernkompetenz, das Verwandeln nach Eckbällen. Und dann hält er bei einem wuchtigen Lausanne-Schuss aus wenigen Metern seinen Schädel hin und klärt. Giftiger Innenverteidiger, der dem Gegner ständig auf die Socken steht.
Der Schlechteste
Das ist mal ein Zeichen von Lausanne-Trainer Zeidler: Er nimmt seinen Captain, Olivier Custodio, zur Pause raus. In der Offensive agierte dieser mehrmals unglücklich, seine Freistösse waren ungefährlich.
Das gab zu reden
Überschätzt sich Thun? Ist es zu ambitioniert, von den «Top 6» zu sprechen? Nun ist klar: Gelingt es Thun, auf der Aufstiegswelle weiterzusurfen, scheint vieles möglich. Die Mannschaft tritt als Einheit auf, auch die Stürmer schliessen nicht eigensinnig ab, sondern haben Augen für besser positionierte Mitspieler. Eine Herausforderung wird sein, diese verschweisste Einheit durch zusätzliche Transfers nicht durcheinander zu bringen. Denn zwei Verstärkungsspieler sollen noch kommen. «Wir wollen ganz bewusst ein kleines Kader, damit es nicht Unzufriedene gibt, keine Grüppchenbildung», sagt Präsident Andres Gerber in der Halbzeit bei Blue. Hiess es vor einer Woche noch, dass «zwei Verstärkungsspieler» kommen sollen, spricht er jetzt nur noch von «eins bis zwei».
Die Fans
Lausanne ist noch nicht der Gegner, der die Stockhorn Arena füllt. Dennoch sind 6’698 Fans im Stadion. Und die Gäste zünden vor der Pause eine Pyroshow am hellichten Nachmittag. Das war sich Thun auch nicht mehr gewohnt.
Die Schiris
Lionel Tschudi und sein Team treffen nicht jeden Entscheid richtig. Aber die wichtigen schon. So ists ruhig um die Schiris an diesem Nachmittag.
So gehts weiter
Die Thuner reisen am nächsten Samstag zum Auswärtsspiel nach Luzern (20.30 Uhr), Lausanne spielt einen Tag später zu Hause gegen den FCZ (16.30 Uhr). Zuvor wartet auf das Team von Peter Zeidler das Hinspiel in der dritten Runde der Conference-League-Quali gegen den Vertreter aus der kasachischen Hauptstadt Astana (20.15 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 5 | 6 | ||
2 | 2 | 4 | 6 | ||
3 | 2 | 2 | 6 | ||
4 | 2 | 2 | 4 | ||
5 | 2 | 1 | 4 | ||
6 | 2 | 0 | 3 | ||
7 | 2 | 0 | 3 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
10 | 2 | -2 | 0 | ||
11 | 2 | -5 | 0 | ||
12 | 2 | -5 | 0 |