Das Spiel
Der FC St. Gallen verliert zum zweiten Mal in Folge und ist nicht mehr Leader der Super League. Thun gewinnt auswärts mit 2:1 und springt – zumindest vorübergehend – an die Tabellenspitze.
Anders als beim 1:3 gegen den FCZ sind die Espen im Heimspiel gegen Thun bei strömendem Regen spielerisch nicht unterlegen. Die Berner Oberländer nutzen einfach die Chancen besser als ihre Gegner. Nach einer dominanten St. Galler Startphase – inklusive Latten-Kopfball von Vladi – gehen die Thuner durch einen schnell ausgeführten Freistoss aus dem Nichts in Führung.
Nach dem verdienten Ausgleich sieht es so aus, als ginge das Spiel mit 1:1 in die Pause, doch die Gäste haben dagegen etwas einzuwenden. Sie erwischen die Ostschweizer ein weiteres Mal mit einem Konter.
Bis auf den vermeintlichen Ausgleich durch Witzig in der 64. Minute, der wegen einer Offside-Position von Baldé nicht zählt, halten die Thuner ihr Tor – bis auf eine Chance von Gaal in der Schlussphase – mit einer soliden Abwehrleistung sauber – obwohl nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Bürki nebst dem gesperrten Montolio beide Stamm-Innenverteidiger fehlen. Thun-Goalie Steffen hat Glück, dass sein Fehler in der Entstehung des Abseits-Tors nicht bestraft wird. Er lässt einen Distanzschuss nach vorne abprallen.
Die Tore
19. Minute, Ethan Meichtry, 0:1. Was für eine Vorlage von Rastoder. Der Thuner Linksaussen steckt einen langen Freistoss-Pass per Direktabnahme durch zu Meichrtry, der Zigi im Tor – ebenfalls mit dem ersten Ballkontakt – aus rund elf Metern keine Chance lässt.
35. Minute, Hugo Vandermersch, 1:1. Thun-Goalie Niklas Steffen wehrt einen Freistoss von Chima Okoroji aus rund 20 Metern nach aussen ab. Der Franzose reagiert am schnellsten und haut den Ball aus spitzem Winkel mit Schmackes in die entfernte linke obere Ecke.
44. Minute, Christopher Ibayi, 1:2. Kontern können die Thuner. Ein langer genialer Steilpass von Matoshi findet Dähler auf der rechten Seite. Dieser spielt direkt weiter ins Zentrum, wo Ibayi frei steht. Mit dem ersten Versuch scheitert der Kongolese noch am linken Pfosten, doch weil ihm der Ball via Zigis Schulter erneut vor die Füsse kullert, trifft er trotzdem zur erneuten Führung – bereits das sechste Saisontor des Super-League-Topskorers.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
St. Gallens Christian Witzig: «Es war eine riesige Energie da (nach dem Offside-Tor; d. Red.). Wir hatten das schon oft, dass wir ein Ausgleichstor schiessen und dann in diesem Stadion das Spiel drehen. Das hätten wir auch heute geschafft, glaube ich. Dann warten wir wieder drei Minuten – und dann ist es wegen zwei oder drei Zentimetern Abseits. Das ist in diesem Moment richtig bitter.
Ich glaube, es war schwer – vor allem nach dieser Aktion – wieder zurückzukommen und die positive Energie in Chancen umzuwandeln. Und es war es am Ende auch einfach ein hässliches Spiel. Thun spielte nur auf Zeit – unsportlich. Da war es schwierig, nochmals einen Rhythmus zu finden.»
Thun-Coach Mauro Lustrinelli: «Es war nicht einfach, aber wir haben das Spiel so gespielt, wie wir es sollten – mit viel Kampf und Leidenschaft. Es war wirklich ein Kampf-Spiel. Nach dem 1:1 war es wichtig, vor der Pause wieder in Führung zu gehen. In der zweiten Halbzeit haben wir es verpasst, das Spiel früher zu entscheiden. Aber wir haben bis zum Schluss mit grosser Leistungsbereitschaft und Mentalität gespielt. In St. Gallen ist es nie einfach zu gewinnen, vor diesem Publikum. Wir haben gut und schnell hinter die gegnerische Abwehr gespielt. Wir sind auf dem richtigen Weg.»
Der Beste
Leonardo Bertone. Die Provokationen müssten zwar nicht sein, aber der Thuner Captain zeigt jenen Biss, den es im strömenden Ostschweizer Regen braucht. Leitet zudem die Führung ein.
Der Schlechteste
Carlo Boukhalfa. Zu wenig Einfluss für einen Mann mit Bundesligaerfahrung. Kann den verletzten Görtler als Leaderfigur nicht ersetzen.
Das gab zu reden
Die Verabschiedung von Willem Geubbels. Dem Franzosen war es ein grosses Anliegen, sich noch einmal im Kybunpark zu zeigen und sich von den Fans feiern zu lassen. Im Sommer wechselte der Stürmer für knapp zehn Millionen zum Paris FC. Für den Ligue-1-Aufsteiger hat der 23-Jährige in bislang sechs Einsätzen einen Treffer erzielt.
Die Fans
Beeindruckend, was für eine Choreo der Espenblock vor dem Spiel aus dem Hut zaubert. Goalie Zigi wird für seinen 222. Pflichtspieleinsatz im FCSG-Dress gefeiert. Dumm nur, dass er mit dem Rücken zur Choreo steht, weil er sich ja auf das Spielgeschehen konzentrieren muss. Insgesamt sind 18’022 Fans im Kybunpark.
Die Schiris
Thun-Verteidiger Bamert schlägt den Ball weg und kriegt von Lukas Fähndrich keine Gelbe Karte. Vandermersch bekommt die Verwarnung, weil er deswegen motzt. Wohl auch, weil Bamert schon vorbestraft war und vom Platz geflogen wäre. Auch sonst macht der Unparteiische nicht die beste Figur. Weil er oft unterbricht und kaum Spielfluss zulässt.
Schiri-Experte Pascal Erlacher bei Blue ist der Meinung, dass Fähndrich richtig entschieden hat, da der Ball auch ohne Bamerts Eingreifen, weit weg von der Stelle des vorangehenden Fouls lag. Dass der Ball vor Bertones Freistoss vor dem 0:1 in Bewegung war, ist Fakt. Beweisen kann man es nicht, weil keine TV-Bilder existieren.
So gehts weiter
Thun empfängt am Samstag nach der Länderspielpause Servette im Berner Oberland (18. Oktober, 18 Uhr). St. Gallen spielt einen Tag später in Bern gegen YB (16.30 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 8 | 4 | 16 | ||
2 | 8 | 7 | 15 | ||
3 | 8 | 6 | 15 | ||
4 | 8 | -1 | 14 | ||
5 | 8 | -2 | 13 | ||
6 | 8 | 3 | 12 | ||
7 | 8 | 1 | 12 | ||
8 | 8 | -3 | 10 | ||
9 | 8 | 2 | 9 | ||
10 | 8 | 1 | 8 | ||
11 | 8 | -3 | 8 | ||
12 | 8 | -15 | 2 |