Das Spiel
Keine zehn Minuten sind an diesem kühlen Abend im Tourbillon gespielt, da liegt der Ball schon zum zweiten Mal im Tor. Und im Fokus steht bis zu diesem Zeitpunkt vor allem einer: Schiedsrichter Dudic.
Denn der Unparteiische zeigt innert neun Minuten zweimal auf den Punkt. Erst lässt Sions Hajrizi gegen Espen-Youngster Vogt das Bein stehen, dann zieht Stanic auf der anderen Seite zu ungestüm am Trikot von Nivokazi. Beide Elfmeter werden eiskalt verwandelt.
Seit der Saison 2017/18 gabs in der Super League nicht mehr so früh im Spiel zwei Penaltys.
Ganz so wild bleibts im Tourbillon danach nicht. Bis kurz vor der Pause. Und den Minuten des Rilind Nivokazi. Erst steht der Sion-Stürmer in der 42. Minute nach einer Zigi-Parade goldrichtig und schiebt ein, dann nickt er in der Nachspielzeit nach einer Hefti-Flanke per Kopf zum 3:1 ein.
Bitter für St. Gallen, denn die Espen sind eigentlich gut im Spiel, vor dem 1:2 trifft Baldé gar noch die Latte. Nach dem Seitenwechsel kommt von den Ostschweizern dann aber zu wenig. Die Offensive, die nur drei Tage zuvor GC noch die Hütte voll schoss, bleibt über weite Strecken des zweiten Durchgangs viel zu blass. Bis zur 89. Minute, als Stevanovic aus dem Nichts mit dem Anschlusstreffer nochmals Spannung ins Spiel bringt.
Doch das Tor kommt zu spät, Sion bringt den Sieg ins Ziel und setzt sich in der Spitzengruppe der Liga fest. Auf der anderen Seite verpasst es St. Gallen, an Leader Thun dranzubleiben und muss die Heimreise ohne Punkte antreten.
Die Tore
5. Minute, Carlo Boukhalfa (Penalty), 0:1. Hajrizi zieht Vogt im eigenen Strafraum das Standbein weg, Schiedsrichter Dudic entscheidet auf Elfmeter. Diesen schiesst Boukhalfa zentral aufs Tor – Sion-Goalie Racioppi entscheidet sich für eine Ecke und ist machtlos.
9. Minute, Ali Kabacalman (Penalty), 1:1. Stanic reisst Nivokazi im eigenen Strafraum ungeschickt zu Boden. Diesmal braucht Dudic die Hilfe des VAR, doch auch hier ist die Entscheidung klar. Espen-Torhüter Zigi hat die Ecke, doch der Penalty von Kabacalman ist zu wuchtig und platziert.
43. Minute, Rilind Nivokazi, 2:1. Berdayes taucht alleine vor Zigi auf und scheitert am stark reagierenden FCSG-Goalie. Der Abpraller landet allerdings bei Nivokazi, dessen Schuss noch von Stanic abgefälscht wird und den Weg ins Tor findet.
45+3. Minute, Rilind Nivokazi, 3:1. Hefti wird von Chouaref mit der Hacke lanciert. Dieser flankt unbedrängt in den Strafraum, wo sich Nivokazi gegen Stanic durchsetzt und den Ball via Pfosten ins Tor köpfelt.
89. Minute, Mihailo Stevanovic, 3:2. Ouattara hat auf der Seite zu viel Zeit und kann ungestört flanken. In der Mitte setzt sich Stevanovic gegen Kronig durch und bezwingt Racioppi aus kurzer Distanz.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Lukas Görtler (FCSG-Captain): «Eine der unnötigsten Niederlagen in meinem Leben. Wir kommen super rein, machen das 1:0 und man hat das Gefühl, wir sind super im Flow. Dann versauen wir uns das Spiel. Das, was uns bisher ausgezeichnet hat, dass wir wenig Gegentore bekommen und in der Box gut verteidigen, haben wir heute nicht geschafft, auf den Platz zu bringen. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen. Wir haben es in der zweiten Halbzeit noch versucht, aber dann ist es natürlich schwierig. Das Positive ist, dass es an uns liegt. Schlussendlich verlieren wir das Spiel nicht, weil der Gegner überragend war, sondern weil wir in der ersten Halbzeit nicht gut verteidigt haben.»
Weiter zu seinem Kind (siehe «Das gab zu reden»): «Sobald man auf dem Platz ist, denke ich nur an Fussball. Klar hätte ich mir ein anderes Spiel lieber ausgesucht, bei dem ich nicht vier Stunden weg bin von zu Hause. Aber ich habe nichts gehört, also glaube ich, dass das Baby noch nicht auf der Welt ist.» Und zum Angebot von CC: «Extrem nette Geste. Da wollte ich mich noch dafür bedanken. Es war abzusehen, dass wir das Angebot nicht brauchen, aber wenn man vier Stunden weg von zu Hause ist und die Frau daheim auch allein ist, willst du natürlich alles möglich machen, dass du schnell daheim sein kannst.»
Rilind Nivokazi (Sion): «Ich bin sehr glücklich. Ich war etwas unglücklich in meinen Aktionen in den Spielen zuvor. Aber die Mannschaft hat mich sehr gut unterstützt. Wir haben den Sieg verdient, aber wir müssen jetzt so weiter machen.» Und weiter: «Wir wissen, dass wir in den letzten drei Heimspielen nicht getroffen haben. Wir wollten zeigen, dass wir zu Hause gefährlich sind.»
Der Beste
Was für eine Erleichterung für Rilind Nivokazi! Der Stürmer, der diesen Sommer aus Bellinzona gekommen ist, hat seit fünf Spielen nicht mehr getroffen. Gegen St. Gallen gelingt ihm dies gleich zweimal. Nach dem ersten Tor lässt er seiner Freude freien Lauf und sprintet sogar zu Trainer Tholot, um ihn hochzuheben und mit ihm zu feiern. Zusätzlich holt er den Penalty vor dem Ausgleich heraus.
Der Schlechteste
Josip Stanic wird heute Nacht von Nivokazi träumen. Erst ringt er ihn ungeschickt zu Boden und verursacht einen Penalty. Dann hebt er das Abseits auf, ehe er seinen Schuss noch abfälscht. Und beim 1:3 verliert er gegen ihn den entscheidenden Kopfball. Ein gebrauchter Abend für den Verteidiger.
Das gab zu reden
Lukas Görtler und seine Partnerin erwarten ihr erstes Kind, das in den nächsten Stunden oder Tagen zur Welt kommen soll. Das Spiel des FCSG in Sion könnte den Mittelfeldspieler daran hindern, dieses freudige Ereignis mitzuerleben. Christian Constantin hat jedoch angeboten, dem Captain der Espen im Notfall seinen Helikopter zur Verfügung zu stellen. «Wenn das Baby kommt, wird Barthélémy unseren Hubschrauber organisieren. Und mein Pilot wird Lukas dann ins Spital in der Ostschweiz bringen», erklärte CC.
Die Schiedsrichter
Alessandro Dudic liefert eine solide Leistung ab, greift zur Karte, wenn es nötig ist, und hat ein gutes Gespür für die Situation. Bei beiden Elfmetersituationen trifft er die richtige Entscheidung – auch wenn es beim zweiten Mal erst nach Hinweis von VAR Michèle Schmölzer ist. Überraschend ist hingegen, dass dieser ihn nicht bittet, sich den absichtlichen Ellbogenstoss von Gaal gegen Chipperfield noch einmal anzusehen. Eine Aktion, die eine rote Karte verdient hätte.
Die Fans
Sehr, sehr, sehr grosszügige 8500 Zuschauer sind an diesem Dienstagabend im Stade de Tourbillon. Wie immer sind die Zahlen in Sion weit übertrieben.
So gehts weiter
Sion spielt am Samstag auswärts gegen den FC Thun (18 Uhr). Der FCSG ist einen Tag später beim FC Lugano zu Gast (14 Uhr).
| Mannschaft | SP | TD | PT | ||
|---|---|---|---|---|---|
| 1 | 11 | 10 | 25 | ||
| 2 | 11 | 12 | 21 | ||
| 3 | 11 | 7 | 21 | ||
| 4 | 11 | 4 | 18 | ||
| 5 | 11 | -1 | 18 | ||
| 6 | 11 | -1 | 16 | ||
| 7 | 11 | -1 | 14 | ||
| 8 | 11 | -2 | 14 | ||
| 9 | 11 | -6 | 13 | ||
| 10 | 11 | 3 | 12 | ||
| 11 | 11 | -4 | 10 | ||
| 12 | 11 | -21 | 3 |