Das Spiel
Zweimal zeigt Fedayi San in der ersten halben Stunde auf den Penaltypunkt, zweimal braucht er dabei Unterstützung von VAR Sandro Schärer. Miroslav Stevanovic verwandelt zweimal problemlos und bringt die Genfer beim 4:3-Auswärtssieg in Luzern auf Kurs. In der zweiten Halbzeit werden zwei weitere VAR-Penaltys für Luzern folgen.
Die Gäste treten in der Swissporarena von Anfang an dominant auf und lassen – bis auf wenige Sekunden – zu keiner Zeit Zweifel über den Ausgang des Spiels aufkommen. Der Druck, den das drittplatzierte YB mit dem 6:2-Kantersiegs gegen Meister Basel aufgebaut hat, scheint die Grenats überhaupt nicht zu belasten. Ein Sieg am letzten Spieltag würde das Ticket für die Champions-League-Quali bedeuten.
Der FCL auf der anderen Seite ist offensiv bis zum Anschlusstreffer harmlos und agiert in der Defensive in den entscheidenden Momenten unkonzentriert. Weil aus dem Nichts noch zwei Treffer gelingen, schnuppert der FCL kurzzeitig doch noch am Punktgewinn. Die Hoffnung währt aber nur wenige Sekunden. Der vierte VAR-Penalty des Nachmittags ist am Ende Resultatkosmetik.
Auch im vierten Spiel der Championship Group bleiben die Innerschweizer ohne Sieg – die internationalen Plätze sind am letzten Spieltag somit nicht mehr aus eigener Kraft erreichbar. Dafür bedarf es eines Punktverlusts von Lugano oder Lausanne und einen Basler Cupsieg gegen Biel.
Die Tore
4. Minute, Miroslav Stevanovic, 0:1. Stevanovic trifft den Ball zwar nicht wunschgemäss, aber dennoch wäre die Kugel aufs Tor gekommen. Weil FCL-Captain Dorn, der sich zwar wegdreht, den Ball mit dem fast angelegten Arm abwehrt, zeigt Fedayi San nach VAR-Intervention auf den Punkt. Stevanovic verwandelt souverän hoch in die Mitte.
26. Minute, Miroslav Stevanovic, 0:2. Beloko foult Tsunemoto an der Strafraumgrenze, San gibt Freistoss. Nachdem sich erneut der VAR einschaltet, revidiert der Aargauer seinen Entscheid und gibt Elfmeter. Diesmal trifft Stevanovic unten rechts.
73. Minute, Dereck Kutesa, 0:3. Der scheidende Top-Torschütze wird von Stevanovic, der über rechts nach vorne sprintet, im Rücken der Abwehr bedient und verwertet mühelos.
78. Minute, Jakub Kadak, 1:3. Spadanuda legt von links zurück an die Strafraumgrenze zu Kadak. Der Pole legt sich den Ball auf den rechten Fuss und hämmert ihn humorlos ins Netz.
89. Minute, Adrian Grbic, 2:3. In der Schlussphase bekommt auch der FCL einen Penalty nach VAR-Meldung. Mazikou bringt Karweina zu Fall. Grbic verwandelt.
90. Minute, Alioune Ndoye, 2:4. Beka vertändelt den Ball, der Senegalese läuft alleine auf Loretz zu und schiebt ein.
98. Minute, Adrian Grbic, 3:4. Mall trifft Owusu mit der Faust am Kopf. Wieder braucht San den VAR, um auf Penalty zu entscheiden. Auch Grbic wird zum Penalty-Doppeltorschützen.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Servette-Coach Häberli: «Wir wollten etwas fürs Torverhältnis tun. Das hat am Ende nicht geklappt. In der heutigen Zeit kann immer eine VAR-Meldung kommen. Wir freuen uns jetzt auf das Derby gegen Lausanne zum Saisonende.»
FCL-Coach Frick: «Man muss den Gesamtkontext sehen. Am Donnerstag kassieren wir in letzter Sekunde das 1:2 in Bern, obwohl wir in der zweiten Halbzeit die bessere Mannschaft waren. Das war ein schwerer Schlag für uns. Und dann nimmst du dir heute viel vor, aber bekommst früh zwei Penaltys. Dann war Servette abgeklärt und individuell stärker. Dass wir überhaupt nochmal zurückkommen, spricht für die Mentalität dieser Truppe.»
Der Beste
Miroslav Stevanovic ist das Gesicht einer abgezockten Genfer Equipe. Der 34-jährige Bosnier sorgt mit einer Penalty-Doublette frühzeitig für klare Verhältnisse. Mit seiner Coolness am Elfmeterpunkt beeindruckt das seit 2017 am Lac Léman engagierte Urgestein der Grenats einmal mehr. Als 13-facher Torschütze und dank neun Assists übertrifft der Star der Servettiens seine persönliche Topskorer-Bestmarke von 2022 um einen Punkt.
Der Schlechteste
Am Vortag des Duells sickert durch, dass Nicky Beloko nach drei Jahren in der Innerschweiz weiterziehen wird. In seinem letzten Auftritt vor dem Luzerner Anhang gelingt dem Mittelfeldpuncher dann aber wenig. In der 26. Minuten verschuldet er mit seiner zu ungestümen Intervention den zweiten VAR-Penalty. Nach 45 weitgehend schwachen Minuten endet sein Arbeitstag vorzeitig.
Das gab zu reden
Die Flut der VAR-Interventionen. Alle vier Penaltys werden erst nach Hinweis des VAR gegeben. Beispiele: Luzerns 2:3 wirbelt Staub auf. Oder besser: Schiedsrichter Fedayi San, der zunächst glaubt, der Genfer Verteidiger Mazikou habe den Ball reglementskonform gespielt. Tief in der Nachspielzeit wird Tyron Owusu gefällt. Der Ablauf wiederholt sich, die letzte Pointe eines wilden Nachmittags: San folgt dem VAR-Vorschlag, Joker Adrian Grbic versenkt auch den zweiten FCL-Penalty!
Die Fans
13’005 Fans und knapp 1000 mehr als im Schnitt füllen die Swissporarena beim letzten Heimspiel der Saison. Trotz der lange ungenügenden Performance treiben die FCL-Fans ihre Equipe an. Das Ensemble von Coach Mario Frick geniesst auch in einer eher schwächeren Phase viel Kredit – die Anhänger goutieren, wie der Klub konsequent auf Ressourcen aus der eigenen Pipeline setzt.
Die Schiris
Schon in der 4. Minute wird Fedayi San ein erstes Mal vom VAR zur Sichtung einer heiklen Strafraumszene zum Bildschirm an der Seitenlinie gerufen. Den richtigen Penaltyentscheid verhängt San innerhalb weniger Sekunden, Dorns Hands ist indiskutabel. Nach der zweiten Rückmeldung des Video-Referee-Assistant muss der erfahrene Schiedsrichter in seinem 233. Super-League-Einsatz erneut korrigieren: aus einem Freistoss wird ein Elfmeter, weil Luzerns Beloko seinen Gegenspieler Tsunemoto auf der Strafraumgrenze touchiert hat. Und kurz vor Schluss wird San erneut vom VAR aufgefordert, einen Prima-Vista-Entscheid umzustossen. Mazikou spielt nicht den Ball, sondern trifft Luzerns Joker Karweina. Wieder sind nur Millimeter ausschlaggebend, wieder muss San zurückrudern. Der Coup der VAR-Flut folgt in der 96. – San zeigt nach erneutem Video-Studium ein letztes Mal auf den Punkt.
So gehts weiter
In der letzten Runde der Championship Group spielt der FC Luzern bei Meister Basel. Servette empfängt Lausanne zum Leman-Derby. Die Partien finden nächsten Samstag – wie auch das Spiel Lugano gegen YB – zeitgleich um 18 Uhr statt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 37 | 44 | 70 | |
2 | Servette FC | 37 | 9 | 62 | |
3 | BSC Young Boys | 37 | 11 | 60 | |
4 | FC Lugano | 37 | -3 | 53 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 37 | 8 | 52 | |
6 | FC Luzern | 37 | 6 | 52 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 37 | 0 | 53 | |
2 | FC St. Gallen | 37 | 1 | 52 | |
3 | FC Sion | 37 | -8 | 44 | |
4 | FC Winterthur | 37 | -27 | 37 | |
5 | Grasshopper Club Zürich | 37 | -12 | 36 | |
6 | Yverdon Sport FC | 37 | -29 | 36 |