Das Spiel
«Ich freue mich, auf Rasen zu spielen!», so Christian Fassnacht vor dem Spiel gegen Servette, angesprochen auf den Naturrasen, der anlässlich der Frauen-EM den Kunstrasen ersetzte und noch bis Ende August bleibt. Ob der natürliche Untergrund den Bernern zum Auftakt Aufschwung verleiht?
Gegen die Genfer legt YB jedenfalls einen Blitzstart hin, auch dank gütiger Mithilfe von Servette-Verteidiger Bradley Mazikou der sich nach nur zehn Minuten zu einer Notbremse hinreissen lässt und seine Mitspieler fortan in Unterzahl zurücklässt.
Das Spiel scheint ein Selbstläufer für den Gastgeber zu werden. Fassnacht verwandelt den fälligen Elfmeter, nur wenige Minuten später doppelt Males nach. Gleich darauf fällt auch schon das dritte Tor. Monteiro jubelt aufgrund eines vorangegangenen Foulspiels jedoch vergebens.
Das gleiche Ungemach droht Servette nach 36 Minuten, als Mraz’ Treffer wegen Abseits zunächst nicht zählt. Das Tor wird jedoch nach VAR-Konsultation gegeben – und die dezimierten Genfer sind aus dem Nichts plötzlich wieder dran.
Trotz Überlegenheit hat YB Mühe mit den Gästen, die sich nicht etwa hinten reinstellen, sondern immer wieder auch in der Offensive zeigen. Auf der Gegenseite befördert Fassnacht gleich zweimal die Grosschance auf die Vorentscheidung in den Berner Nachthimmel. Schliesslich ist es Virginius, der zum 3:1-Schlussstand trifft.
Die Tore
10. Minute, Christian Fassnacht (Elfmeter), 1:0. Males läuft nach einer schönen Kombination alleine auf das Servette-Tor zu. Mazikou zieht Males im Strafraum am Trikot zurück. Fassnacht übernimmt die Verantwortung für den fälligen Elfmeter und verwandelt unten rechts. Frick im Tor ist in die richtige Richtung unterwegs, kann den Treffer aber nicht verhindern.
14. Minute, Darian Males, 2:0. Wüthrich erobert im Genfer Strafraum im Zusammenspiel mit Fassnacht den Ball. Dieser kommt zu Males, der den Ball unhaltbar für Servette-Goalie Frick per Flachschuss versenkt.
36. Minute, Samuel Mraz, 2:1. Nach einem Cognat-Eckball schlägt der eingewechselte Srdanovic eine Flanke in den Berner Strafraum. Dort gewinnt Severin das Kopfballduell und befördert den Ball ins Zentrum, wo Mraz YB-Stürmer Bedia kinderleicht wegdrückt und einnickt. Sofort geht jedoch wegen eines vermeintlichen Abseits die Fahne des Assistenten hoch – nach Bestätigung aus dem VAR-Keller zählt der Treffer schliesslich.
84. Minute, Alan Virginius, 3:1. Fernandes spielt nach einem Freistoss den Ball ins Zentrum zu Ugrinic, dessen Abschluss jedoch von den Genfern geblockt wird. Der Ball kommt so vor die Füsse von Virginius, der aus kurzer Distanz einnetzt. Der Treffer wird aufgrund einer möglichen Offside-Position lange vom VAR überprüft und anschliessend gegeben.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Christian Fassnacht: «Wir mussten uns immer rechtfertigen, wir seien nur eine Kunstrasen-Mannschaft. Ich liebe Naturrasen und würde alles dafür geben, dass er bleibt. Es ist ein gelungenes erstes Heimspiel. Es ist immer ein Vorteil, wenn du eine numerische Überzahl hast. Manchmal ist es aber auch eine Gefahr. Wir haben zum Beispiel nach dem 2:0 zurückgeschaltet, daher kassierten wir auch das Gegentor. Die Rote Karte war aber schon der Knackpunkt.»
TV-Experte Pascal Zuberbühler analysiert bei Blue die Elfmeter-Szene zwischen Servette-Verteidiger Mazikou und YB-Flügel Males: «Mazikou versucht es schon vor dem Sechzehner mit dem Trikotziehen. Dann müsstest du – obwohl es in der Aktion drin schwierig ist – als Spieler wissen, dass du danach im Sechzehner drin nichts mehr machen darfst. Das war naiv von Mazikou. Aber die Regel ist klar: Rote Karte und Penalty.»
Sein Experten-Kollege Pascal Schürpf versucht, sich in die Lage des Rotsünders zu versetzen: «Ich bin nicht sicher, ob Mazikou genau weiss, dass es diese Regel gibt.» «Hättest du es gewusst?», fragt Zuberbühler daraufhin schelmisch. «Ich muss ehrlich sagen, ich hätte es nicht gewusst», antwortet Schürpf und sorgt für Lacher im Studio.
Der Beste
Christian Fassnacht. Verwandelt den Elfmeter, klaut Servette-Neuzugang Fomba vor dem 2:0 im Genfer Strafraum den Ball und leitet so den zweiten Treffer ein.
Der Schlechteste
Bradley Mazikou. Hält als letzter Mann die Hand von Males eine gefühlte Ewigkeit – und sieht früh Rot (7.).
Das gab zu reden I
Selten hätte eine Super-League-Mannschaft mit den Spielern, die «nicht im Aufgebot» stehen, eine derart prominente Formation stellen können. Bei YB zum Auftakt: Von Ballmoos, Blum, Elia, Imeri, Itten, Rrudhani, Persson, Chaiwa – alle abwesend. Heisst übersetzt: Auf dem Sprung.
Das gab zu reden II
Für Erstaunen sorgt bei Servette die Goaliewahl. Wie in den letzten Saisons wird rotiert. Doch diesmal sorgt sie besonders für Stirnrunzeln. Warum steht nicht Joël Mall im Tor, der die Genfer beim Coup in der Champions-League-Quali am Dienstag in Pilsen (1:0 im Hinspiel) bärenstark im Spiel gehalten hat? Weil Jérémy Frick der Ligagoalie ist? Weiss man nicht so genau. Trainer Häberli will keine klare Zuordnung machen: «Beide Goalies wissen, wann sie spielen.» Verärgert über die Unklarheit wirft Ex-Goalie Pascal Zuberbühler im Blue-Studio mit dem Kugelschreiber um sich.
Die Schiris
Luca Piccolo. Sieht die Notbremse von Mazikou gegen Males auf den ersten Blick richtig, weil er am richtigen Ort steht. War dann allerdings auch keine Herkulesaufgabe, weil es ihm Mazikou einfach macht.
Die Fans
Das Stadion ist wegen der Jubiläumsaktion von YB sehr gut gefüllt für die Sommerferien-Zeit: 29’097 Fans. 20 Jahre neues Wankdorf-Stadion wird gefeiert – jedes Ticket im Publikumsbereich kostete nur 20 Franken.
So gehts weiter
YB bestreitet nächsten Samstag das Auswärtsspiel in Winterthur (18 Uhr). Für Servette geht es bereits unter der Woche weiter. Die Genfer empfangen am Mittwoch (21 Uhr) Viktoria Pilsen aus Tschechien zum Rückspiel der Champions-League-Quali. In der Liga empfängt Servette am Samstag St. Gallen (18 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 3 | 6 | ||
2 | 2 | 3 | 6 | ||
3 | 1 | 1 | 3 | ||
3 | 1 | 1 | 3 | ||
3 | 1 | 1 | 3 | ||
6 | 1 | 1 | 3 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
7 | 1 | -1 | 0 | ||
9 | 1 | -1 | 0 | ||
9 | 1 | -1 | 0 | ||
11 | 2 | -2 | 0 | ||
12 | 2 | -4 | 0 |