Kampf gegen Fangewalt
Kurvensperrungen vor dem Aus – aber das Problem bleibt

Ist die Zeit der gesperrten Kurven im Schweizer Fussball bald vorbei? Das wäre eine gute Nachricht. Aber auch ein Steilpass an Klubs und Fans, das Thema Fangewalt noch einmal richtig anzupacken, schreibt Emanuel Gisi, Chefredaktor Sport Blick.
Publiziert: 09.05.2025 um 12:24 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2025 um 13:15 Uhr
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Die Kurvensperrungen sorgen bei den Fans regelmässig für Proteste. Hier eine Choreo der Basler Muttenzerkurve zum Thema Repression.
Foto: foto-net / Kurt Schorrer
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Emanuel GisiSportchef

Nach einer Saison Kaskadenmodell im Schweizer Fussball lässt sich sagen: Es ist ziemlich genau so gelaufen wie befürchtet. Gewalt, Chaos und Fangruppierungen, die weiterhin mit den Behörden Katz und Maus spielen, sind nicht verschwunden. Im Fussballjargon würde man sagen: Die Hardliner in der Kantonalen Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) haben eine saftige Klatsche kassiert. 

Eine Überraschung ist das nicht. Als die Politik vor etwas über einem Jahr das Kaskadenmodell gegen den Willen von Fussballclubs und Liga und gegen die Expertise von Fachleuten durchdrückte, war für Blick klar: Fangewalt lässt sich so nicht eindämmen.

Darum ist es richtig, wenn besonnene Kräfte auf allen Seiten jetzt darauf hinwirken, über die Bücher zu gehen und vor allem das Thema der Kurvensperrungen und der damit verbundenen Kollektivstrafen noch einmal scharf unter die Lupe nehmen. Man darf im Leben ja auch dazulernen.

So – und jetzt bitte anpacken!

Im Fussball würde man sagen: Mund abputzen, weitermachen. Denn die Probleme sind längst nicht gelöst. Jetzt sind Liga, Klubs und Fans gefragt, sich aktiv einzubringen. Zu bequem war es zuletzt, die Schuld allein der Politik zuzuschieben – die Liga passiv, die Fans hinter den schützenden Mauern der Kurve. Dabei haben auch viele normale Anhänger, empört über die überzogenen Massnahmen, Solidarität gezeigt. Doch der Fingerzeig auf andere reicht nicht. 

Nun gilt es für alle, die harten, unangenehmen Fragen wieder anzupacken: Was können und wollen die Klubs tatsächlich tun, um Gewaltausbrüchen entgegenzutreten? Welche Konsequenzen soll Gewalt haben und für wen? Und welche Konzessionen müssen die Fans zu machen bereit sein? Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Und konstruktiv nach Lösungen zu suchen, die mehr sind als Populismus. Auf allen Seiten.


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