Gregory Wüthrich will Titel gewinnen
«Ich habe Bern als junger Giel verlassen und bin als Mann zurückgekehrt»

YB-Neuzugang Gregory Wüthrich kehrt als erfahrener Leader zurück zu seinem Jugendklub. Der 30-jährige Innenverteidiger will mit den gesammelten Erfahrungen in der neuen Saison den FCB vom Meisterthron stossen.
Publiziert: 20.07.2025 um 15:03 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2025 um 21:22 Uhr
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Gregory Wüthrich ist mit 30 Jahren zurück bei seinem Jugendklub.
Foto: THOMAS HODEL

Darum gehts

  • Gregory Wüthrich kehrt zu YB zurück und will als Leader Titel gewinnen
  • Wüthrich entwickelte sich in Australien und Österreich zum erfahrenen Führungsspieler
  • Der 30-jährige Innenverteidiger wurde letzten September erstmals für die Nationalmannschaft nominiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias WedermannFussballchef

YB-Trainer Giorgio Contini spricht von einem «Wunschtransfer», wenn er über den neuen Innenverteidiger Gregory Wüthrich spricht. Der 30-Jährige erfüllt das in der letzten Saison vermisste Profil beinahe perfekt. «Er hat internationale Erfahrung, Routine, ist ein extrovertierter Leader und hat das Zeug für eine Identifikationsfigur», so Contini. «Gregy» sei nach wenigen Tagen schon ohne Zweifel der lauteste aller Führungsspieler im Klub.

«Es ist eine sehr aufregende Rückkehr für mich», sagt der neue laute Leader im Trainingslager gegenüber Blick. 2019 hat Wüthrich seinen Jugendklub YB verlassen, löste den Vertrag auf, da er damals unter Gerardo Seoane oft auf der Ersatzbank sass. Es ging raus aus der Komfortzone, zu Perth Glory nach Australien. «Das war damals sicher ein Risiko, doch es war das wichtigste Jahr meiner Karriere», sagt der YB-Neuzugang rückblickend. Auf und neben dem Platz sei er in Australien gereift, habe sich weiterentwickelt. Oder wie es Wüthrich zusammenfasst: «Ich hatte bei YB die Rolle des Lehrlings, habe Bern als junger Giel verlassen und bin jetzt als Mann zurückgekehrt.»

Fassnacht und Benito als Gründe für die YB-Rückkehr

Den Kontakt zu seinem Ausbildungsklub hat er nie verloren. «Der Liveticker der YB-Spiele war immer fix auf meinem Handy», so Wüthrich. Eine Whatsapp-Gruppe mit ehemaligen Teamkollegen wie Christian Fassnacht oder Loris Benito sorgte zudem über die Jahre dafür, dass er immer über die Berner Kollegen Bescheid wusste. Es waren auch diese beiden Spieler, mit denen er das Gespräch vor dem Transfer suchte. «Ich habe mich in den Ferien bei ihnen über den Verein und die Entwicklung informiert. Natürlich hat es bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt, dass die zwei hier sind», erklärt der 1,92 Meter grosse Verteidiger.

Die Entscheidung über seine Rückkehr zu YB sei gut und lange durchdacht. Über den Kunstrasen im Wankdorf hat er sich etwa aufgrund seiner Verletzungshistorie Gedanken gemacht. Der Traum vom Wechsel in die deutsche Bundesliga war trotz gescheiterten Medizinchecks bei Augsburg vor zwei Jahren stets im Hinterkopf. «Das erste Gespräch mit Christoph Spycher habe ich während der Rückrunde geführt, es folgten viele weitere, und erst wenige Tage vor der Vertragsunterzeichnung habe ich mich endgültig entschieden.» Die Ansage von YB-Boss Spycher sei klar gewesen. Er suche einen erfahrenen Leadertyp, um die Verantwortung im Team auf mehrere Schultern zu verteilen.

«Ich bin hier, um mit YB Titel zu gewinnen»

Zu diesem Leadertyp hat sich Wüthrich entwickelt, wie er sagt. Zuerst in Australien, danach fünf Jahre beim österreichischen Traditionsklub Sturm Graz. «Ich habe über die Jahre herausgefunden, dass diese Rolle meinem Naturell entspricht. Ich bin gerne laut auf dem Platz, ich will mir Zeit nehmen für Mitspieler, um mit ihnen zu sprechen oder ihnen zu helfen – das macht mich zu einem besseren Spieler und hoffentlich die Teamkollegen rundherum auch», erklärt der Innenverteidiger.

Er sieht diverse Parallelen zu seiner Rolle bei Graz, aber auch generell zwischen den beiden Klubs: ein Gerüst mit erfahrenen Spielern, vielen jungen Talenten und die neue Rolle des Herausforderers in der Liga. «Wir haben RB Salzburg nach zehn Meistertiteln in Folge vom Thron gestossen und das Ganze dann gleich noch wiederholt. Ich bin sehr stolz auf das, was ich in Österreich erreicht habe und will diese Siegermentalität jetzt auch bei YB einbringen.» Oder um es auf den Punkt zu bringen: «Ich bin hier, um mit YB Titel zu gewinnen.»

Spezielle Vorfreude auf die Duelle gegen Basel

Diese Mentalität habe er trotz einer durchaus chaotischen Saison bei den Berner Teamkollegen ebenfalls festgestellt nach seiner Rückkehr. Alle seien hungrig, schliesslich habe man nach dem vergangenen Jahr etwas wiedergutzumachen. Und ausgerechnet auf die Duelle gegen den neuen Ligakönig FC Basel freut sich Wüthrich schon jetzt am meisten. «Shaq hat die gleiche Agentur wie ich, und mit Albi Ajeti habe ich bei Graz gespielt. Ich freue mich sehr darauf, mich mit ihnen zu messen und sie zu ärgern», so die Kampfansage vor Saisonbeginn.

«Die Jungs haben mich sehr gut empfangen»
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Erstmals Nati für Wüthrich:«Die Jungs haben mich sehr gut empfangen»

Doch nicht nur den FCB will Wüthrich angreifen – auch den Platz in der Schweizer Nationalmannschaft. Für die Nations League im letzten September wurde der Verteidiger erstmals von Trainer Murat Yakin aufgeboten. «Ich hatte das Gefühl, dass ich mich ins Team gekämpft hatte und wäre im Anschluss erneut nominiert worden.» Doch es folgte eine Verletzung in der Champions League. Seither steht der 30-Jährige nur noch im erweiterten Kader, Gespräche mit dem Nati-Coach gab es keine mehr. «Wir werden sehen, ob ich nochmals eine Chance erhalten werde. Alles führt über gute Leistungen bei YB.» So oder so: Wüthrich ist zurück in der Heimat und will es allen zeigen.

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