Geheime GC-Dokumente belasten Ex-Captain schwer
Salatic wirft Skibbe Alkoholsucht vor!

Weshalb verlangen die Hoppers für einen Spieler 4 Millionen Franken, den sie am liebsten auf den Mond (oder zum FC Sion) schiessen würden? Geheimdokumente, die SonntagsBlick vorliegen, belasten Ex-GC-Captain Salatic schwer.
Publiziert: 08.02.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 14:00 Uhr
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Salatic wirft Skibbe eine Alkoholsucht vor.
Foto: Keystone
Von Max Kern

Sions Präsident Christian Constantin steigt am Freitagmorgen in Zürich-Kloten wieder in seinen Privat-Jet. Unverrichteter Dinge. Nach wenigen Minuten lässt CC die Verhandlung mit GC im «Radisson blu» platzen. Er habe Gescheiteres zu tun, sagt Constantin, und düst wieder Richtung Wallis.

Er spricht von 4, später gar von 5 Millionen, welche die GC-Delegation (Präsident Stephan Anliker, Sportchef Axel Thoma) für ihren Ex-Captain Vero Salatic (29) als Ablöse verlangt habe. CC ist von ­einer halber Million ausgegangen.

Thoma am Freitagmittag zu Blick.ch: «Die Verhandlungen mit Sion sind gescheitert. Wir gehen zur Tagesordnung über.» Das sieht Salatic aber ganz anders. Gestern sagte der letzten Herbst vom Trainings- und Spielbetrieb suspendierte Ex-Captain zu blick.ch: «Es wäre für alle die beste Lösung, mich gehen zu lassen. Nächste ­Woche will ich in Sion beginnen.»

Vorerst Wunschdenken. Denn GC legt sich quer! Weshalb? Das weiss nur Boss Anliker. Doch der schweigt weiterhin. Anliker war es, der am 5. November in einem präsidialen Alleingang die Suspendierung von Salatic aufgehoben hat. Gegen den Willen seines Vizes Martin Keller und Trainer Michael Skibbe. GC erklärt damals völlig überraschend «alle hängigen Gerichtsverfahren mittels Rückzug für beendet». Ein unverständlicher Schritt angesichts der Tatsache, mit welch happigen Vorwürfen Boss Anliker seinen Captain im September angegriffen hat.

Ende Dezember behauptete ­Salatic in einem TV-Interview auf die Frage, weshalb er suspendiert worden sei: «Eine gute Frage, man hat mir nie eine Begründung gegeben.» SonntagsBlick liegen jetzt aber brisante, von Anliker unterschriebene Dokumente vor, die das Gegenteil beweisen.

Unter dem Titel «Bestätigung der Abmahnung/vorläufige Suspension» steht mit Datum «2. September 2014» auf GC-Briefpapier:

Geschätzter Vero, wir halten das Besprochene hiermit nochmals wie folgt fest:

  • Du hast wiederholt gegenüber Dritten vor Zeugen in ehrverletzender Weise den Vorwurf erhoben bzw. gezielt Gerüchte gestreut, ­unser Chef-Trainer sei der Alkoholsucht verfallen.
  • Du hast wiederholt (dokumentiert ist der Vorfall in Thun) in der ­Öffentlichkeit, intern, im GC-Umfeld und gegenüber der Presse pauschale und polemische Kritik an der Mannschaftsaufstellung des Chef-Trainers geübt.
  • Du hast wiederholt vor anderen Spielern des Kaders und dem Spielerrat massive Kritik am Chef-Trainer geübt.
  • Du hast eigenmächtig Sitzungen mit dem Verwaltungsrat und dem Spielerrat einberufen und dort vor anderen Spielern wiederum massive und unsachliche Kritik am Trainer und an der Mannschaftsaufstellung geübt. Dies ohne vorgängig Deine Anliegen dem Cheftrainer persönlich mit­zuteilen.
  • Du hast vertrauliche Gespräche zwischen dem Trainer, Dir und Martin Keller über Qualitäten von Spielern des Kaders dem Spieler 1:1 weitergegeben (Stichwort Moritz Bauer).
  • Du hast vor versammelter Mannschaft nach dem Spiel gegen den FC Aarau den Assistenztrainer Alex Kern als «Verräter an der Mannschaft» bezeichnet.
  • Du hast allein und zusammen mit Deinem Berater Journalisten und Fan-Betreuer dazu angestiftet, Dritten und insbesondere den GC-Fan-Gruppen E-Mails und SMS zu versenden, die den Chef-Trainer und die Clubführung massiv in schlechtes Licht rücken sollten.

Zusammenfassend schreibt GC am 2. September an seinen suspendierten Ex-Captain Salatic: «Jede einzelne dieser aufgezählten Verhaltensweisen als auch die nun seit ­Monaten dauernde Unruhestiftung durch Dich und Deine Entourage betrachten wir als massiv illoyales Verhalten und als Verletzung Deiner gesetzlichen und in Deinem Arbeitsvertrag festgehaltenen Treuepflichten. Wir haben Dich deshalb mehrmals in Gesprächen abgemahnt, ohne dass wirklich Besserung eingetreten ist. Auch mussten wir deswegen schon eine Busse aussprechen, die Du akzeptiert hast.»

Weiter schreibt GC an Salatic: «Wie wir Dir bereits mehrmals dargelegt haben, ist das oben beschriebene Verhalten inakzeptabel und führt nicht nur zu einer massiven Störung des Arbeitsumfeldes der 1. Mannschaft von GC, sondern setzt auch das Ansehen des Clubs herab; GC erleidet durch Dein Verhalten einen grossen Image- und Vertrauensschaden. Dies umso mehr, als Du als Captain der Mannschaft mit Vorbildfunktion verstärkt zur Loyalität gegenüber Deinem Arbeitgeber verpflichtet bist. Auch Dein Aufstehen und Sitzenlassen von Vorgesetzten in internen Gesprächen werden wir nicht mehr weiter akzeptieren. Wir erwarten, wie Dir bereits dargelegt, dass Du die oben beschriebenen oder ähnliche Verhaltensweisen ab sofort einstellst und in Zukunft verantwortungsvoll gegenüber Deinem Arbeitgeber handelst und die Vorgaben Deiner Vorgesetzten erfüllst. Gerne erhalten wir Deine, schon am Samstag geforderte schriftliche Bestätigung dazu.»

Und an die Adresse seines ­Be­raters Milos Malenovic gerichtet, steht am Ende des Briefes: «Wir erwarten ebenfalls dringend, dass Du Deinen Berater aufforderst, seine Aktionen (E-Mails, SMS, Direktgespräche mit Spielern von GC) zur Untergrabung der Autorität von Trainer und Verwaltungsrat der Neue Grasshopper Fussball AG sofort einzustellen.»

Das Papier ist unterschrieben von Verwaltungsratspräsident Stephan Anliker und von Martin Keller, dem damaligen Vizepräsidenten.

Vor dem Bezirksgericht Dielsdorf erwirkt Salatic das Recht, wieder mit der 1. Mannschaft mitzutrainieren. GC-Boss Anliker verzichtet, vor der nächsten Instanz recht zu bekommen. Sein Vize-Präsident Keller – er war siegessicher gewillt, den Fall durchzuziehen – tritt zurück. Skibbe («Das Tischtuch zwischen Vero und mir ist zerschnitten»), der nun wieder mit Salatic zusammenarbeiten müsste, folgt Anfang Januar ­einem Lockruf aus der Türkei. Der Schweizer U21-Nati-Coach Pierluigi Tami springt in die Bresche, macht heute 16 Uhr gegen Leader Basel sein erstes Spiel.

Salatic (heute gesperrt) ist der ­Sieger des Machtkampfs. Der Ur-Hopper, seit 1999 abgesehen von ­einem einjährigen Abstecher zu Omonia Nikosia immer bei GC, will trotz Vertrags bis 2021 (bis 2017 als Spieler, danach Anschlussvertrag) nun doch weg.

Aber GC stellt sich quer. Alles nur ein Poker? Oder späte Rache? Fortsetzung folgt. Bestimmt.

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