Adrian Bajrami, sind Sie einer dieser Spieler, die die Blick-Noten nach den Partien lesen?
Nein, das interessiert mich wirklich nicht. Warum meinen Sie?
Weil Sie am Wochenende gegen GC der Einzige beim FCL waren, der trotz Sieg eine Ungenügende kriegte.
Das ist völlig normal. Schliesslich habe ich einen Penalty verursacht. Dann kann es nur ungenügend sein. Das Einzige, was die Note noch gehoben hätte, wäre ein Treffer von mir gewesen.
Wie hätten Sie Ihren ersten Auftritt in Blau-Weiss bewertet?
Es war nicht einfach, ohne Vorbereitung 90 Minuten zu spielen. Am Ende hatte ich Krämpfe. Mit dem Penaltyfoul bin ich natürlich denkbar schlecht gestartet. Aber Fehler passieren. Ich bin professionell genug, um damit umzugehen, und habe es sofort ausgeblendet. Meine zweite Halbzeit war dafür ganz okay. Ich habe meine Duelle gewonnen. Aber ich bin glücklich, dass das erste Spiel vorbei ist. Man sagt ja, dass das erste das schwierigste sei.
Sie haben ein Jahr hinter sich, in dem Sie bei Benfica nicht oft gespielt haben. Woran lag es?
Mir hat das Quäntchen Glück gefehlt. Eigentlich hat alles gepasst. Der Coach war immer zufrieden mit mir. Aber ich hatte eine riesige Konkurrenz. Vor allem mit Otamendi, der auf meiner Position spielt. Eigentlich müssen wir über ihn aber gar nicht reden. Er ist eine übergrosse Figur. Mit 37 Jahren hat er die beste Saison seiner Karriere gespielt. Er war nie verletzt und kam auf über 60 Einsätze.
Aber Sie haben sich doch bestimmt mehr Spielzeit gewünscht. Oder dass Otamendi in seinem hohen Alter vielleicht mal pausiert?
Natürlich. Das weiss Benfica auch. Aber wir waren letzte Saison in der Tabelle konstant hinter Sporting. Da gab es für den Trainer keinen Platz, um irgendwas auszuprobieren. Denn bei Benfica geht es nur darum, Titel zu gewinnen. Das galt es zu akzeptieren.
Gab es in den letzten Monaten einen Moment, als klar war, dass Sie für Ihre Entwicklung eine neue Herausforderung brauchen?
Ja, das war schon im Januar der Fall. Ich hatte in den ersten Monaten mit dem Trainerwechsel mega Schwierigkeiten. Wie viele andere, die von der 2. Mannschaft hochgekommen sind, habe ich darunter gelitten, dass wir immer die Jäger von Sporting waren und ich nicht zu meinen Einsätzen kam. Deshalb wollte ich wechseln. Auch eine Leihe kam infrage. Doch der Klub lehnte ab und betonte, dass er voll auf mich setze und ich bis zum Sommer bleiben soll, damit ich zusammen mit dem Team Meister werde.
Damit hat es letztlich aber nicht geklappt …
Ja, aber als individueller Spieler habe ich auf mentaler Ebene enorm viel gelernt. Dafür bin ich dankbar. Vor allem in den letzten zwei Monaten. Zu sehen, wie die Spieler mit der Drucksituation umgehen, und zu verstehen, was es heisst, bei einem Grossklub ständig Leistung abliefern zu müssen, wird mir für die Zukunft sehr helfen.
Wie blicken Sie sonst auf Ihre Entwicklung in Lissabon?
Benfica war für mich persönlich der ideale Schritt zum Profi. Ich glaube, bei YB wäre es schwierig geworden. Wegen der Lehre, der Schule oder der Familie wäre der Fokus immer noch irgendwo anders gewesen. Bei Benfica war es aber so, dass ich mich Tag und Nacht auf Fussball konzentrieren konnte. Da ich zu jener Zeit im Klub-Internat lebte, fühlte es sich so an wie in einem Trainingslager. Zudem habe ich in Portugal dann die Art von Fussball entdeckt, die perfekt zu mir passt: hinten raus, kurze Pässe. Genau das, was ich liebe.
Aber in diesem Sommer war für Sie trotzdem schnell klar, dass Sie zurück in die Schweiz wollen. Weshalb?
Es gab zwar auch andere Möglichkeiten. Aber mit meiner Familie kam ich schnell zum Schluss, dass mir eine Rückkehr in die Schweiz guttäte. Ich war sieben Jahre weg. Das war für meine Eltern nicht einfach. Aber auch für mich nicht. Ich habe zum Beispiel meine jüngeren Geschwister nicht aufwachsen sehen. Deshalb war ich schnell überzeugt, als der FCL anklopfte.
In den letzten Jahren hat der FCL mit Ardon Jashari (23), Luca Jaquez (22) und Aleksandar Stankovic (19) grossen Talenten den nächsten Karriereschritt ermöglicht. Hat das in Ihrer Entscheidung für den FCL eine entscheidende Rolle gespielt?
Nein, es war vielmehr eine Bestätigung, dass ich es machen soll. Ich kenne Ardon aus unserer gemeinsamen Zeit in der U-Nati. Er hat mir immer Gutes von Luzern erzählt, und ich habe seine unglaubliche Entwicklung stets verfolgt.
Was war dann ausschlaggebend, dass Sie den Schritt vom grossen Benfica zum verhältnismässig kleinen FC Luzern machten?
Die Art und Weise, wie hier gearbeitet wird, hat mir direkt die Motivation gegeben. Und die vielen Jungen zu sehen, die mit Bescheidenheit wirklich hart an sich arbeiten, hat mich schnell dazu bewogen, hier zu unterschreiben.
Sie sind erst seit rund zwei Wochen in der Zentralschweiz. Hat man Sie bereits in das Geheimnis eingeweiht, weshalb gefühlt jedes Eigengewächs – jüngst Sascha Britschgi (18) und Lucas Ferreira (18) – auf Anhieb abliefert?
Ich glaube, es ist einfach die Art und Weise, wie der Verein mit den Jungs arbeitet. Er bringt ihnen die richtigen Werte bei. Jeder arbeitet fokussiert und will es in die 1. Mannschaft schaffen. Und wer es schafft, arbeitet trotzdem gleich zielorientiert weiter. Aber natürlich braucht es auch immer ein bisschen Glück. Man muss immer im richtigen Moment am richtigen Ort sein.
Welche Rolle nimmt Trainer Mario Frick in der Jugendförderung ein?
Er steht für das, was er sagt, und vermittelt den jungen Spielern die richtigen Werte. Zudem hat er im Mannschaftsrat auch Junge aufgenommen. So fühlen sich alle jüngeren Spieler in der Verantwortung. Das macht er schon sehr gut.
Sie sind noch nicht im Mannschaftsrat. Was verlangt Frick von Ihnen?
Von mir muss er nicht viel verlangen. Da ich selber schon sehr viel von mir verlange. Ich bin ein Führungsspieler, will als Beispiel vorangehen und spreche immer auf dem Platz – egal, wer neben mir oder vor mir ist. Ich versuche der Mannschaft, wo es nur geht, zu helfen. Das ist mein Charakter. Danach hat der Trainer gesucht, denke ich. Und mit mir hat er es jetzt gefunden – hoffentlich.
Was haben Sie für eine Verbindung zu Sportchef Remo Meyer?
Er hat bei meinem Heimatklub FC Langenthal gespielt. Das schweisst auf jeden Fall zusammen (lacht). Denn meine Verbindung zu Langenthal ist das Nonplusultra.
Stimmt es, dass Meyer Sie schon vor zwei Jahren verpflichten wollte?
Ja, aber es war damals schnell klar, dass der Deal aus verschiedenen Gründen nicht klappen würde. Für Benfica war es damals keine Option, mich zu verkaufen. Umso schöner, hat es nun geklappt.
Es scheint so, als ob es in den Sternen stand, dass Sie einmal in die Zentralschweiz kommen?
Ich finde schon.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 5 | 6 | ||
2 | 2 | 4 | 6 | ||
3 | 2 | 2 | 6 | ||
4 | 2 | 2 | 4 | ||
5 | 2 | 1 | 4 | ||
6 | 2 | 0 | 3 | ||
7 | 2 | 0 | 3 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
10 | 2 | -2 | 0 | ||
11 | 2 | -5 | 0 | ||
12 | 2 | -5 | 0 |