Spielabbruch beim Zürcher Derby
Die Schande von Zürich

Es sind die traurigsten Minuten im Schweizer Fussball. Chaoten beenden das Zürcher Derby! Wegen Petarden-Werfern aus dem FCZ-Sektor bricht Ref Kever das Spiel in der 78. Minute ab!
Publiziert: 02.10.2011 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 10:11 Uhr
Von Max Kern und Michael Wegmann

FC-Zürich-Präsident Ancillo Canepa sagt eine halbe Stunde nach dem Abbruch: «Verschissen.» Er steht hinter dem Stadion in Sicherheit. Die meisten Fans sind nicht mehr da. Sie rennen um ihr Leben. GC-Trainer Ciri Sforza wettert im Kabinengang: «Hirnlos, zum Schämen.» Er schlägt mit der Faust gegen eine Tafel. Was ist passiert, dass der Tessiner Schiedsrichter Sascha Kever um 17.44 Uhr das Spiel vor rund 15 000 Zuschauern abbrechen muss? BLICK bringt das Protokoll des Spiels der Schande.

17.32 Uhr im Letzigrund. GC-Mittelfeldspieler Frank Feltscher erzielt mit einem Elfmeter das 2:1. Der 103. GC-Sieg im 226. Derby? Wird vielleicht nichts draus.

Spieler sind schockiert

Drei Minuten später verlassen vermummte Fans den FCZ-Sektor. Der Skandal: Keiner hindert sie wirklich daran. Keine Sicherheitskräfte, keine Polizei. Von der Südkurve schlendern die Chaoten über die Ost-Tribüne in Richtung des Fan-Blocks der Hopper. GC-Goalie Roman Bürki: «Ich hatte den Ball und das Spiel im Fokus, da liefen plötzlich ein paar Vermummte an mir vorbei.» Teamkollege Guillermo Vallori: «Ich sehe fünfzig vermummte Personen vorbei gehen. Ich sagte zum Schiri immer wieder: Schau mal, sie kommen!»

Die GC-Fans haben ihre Rivalen zuvor provoziert. Sie klauten FCZ-Fahnen, beschmierten diese. Und hissten die «Skalps» in ihrem Fan-Block. Als die vermummten FCZ-Chaoten immer näher kommen, bricht Panik aus. Zumal die Delta-Sicherheitsleute erst im Begriff waren, sich von der Haupttribüne aus in gemächlichem Tempo Richtung Brandherd zu verschieben.

Petarde fliegt auf GC-Fans

Dann passiert das Unvorstellbare! Eine erste brennende Petarde, von einem FCZ-Anhänger geworfen, fliegt durch unschuldige Familien. Der 15-jährige Augenzeuge Roman K. zu BLICK: «Die Petarde flog einen Meter an mir vorbei.» Die flammenden Geschosse werden bis zu 1000 (!) Grad heiss.

Wie viele Petarden mitten in den GC-Fan-Block geworfen wurden, werden erst die Ermittlungen zeigen. Laut der Polizei werden dabei sechs Personen leicht verletzt. 17.39 Uhr greift der Schiedsrichter ein. Später sagt Sascha Kever: «Das war wahrscheinlich die schwierigste Entscheidung meiner Karriere.» Der Ref unterbricht die Partie beim Stande von 2:1 für GC in der 78. Minute, schickt die Spieler zur Sicherheit in die Kabine.

Kever: «Es hatte Leute auf der Tartanbahn, ich musste sofort unterbrechen. Spieler, Trainer und Sicherheitsdelegierte waren vor Ort. Keiner der Spieler fühlte sich in der Lage, weiterzuspielen.»

Droben auf der Tribüne beraten sich die Präsidenten Roland Leutwiler (GC) und Ancillo Canepa (FCZ). Leutwiler schlägt Canepa vor, auf den Rasen zu gehen. Canepa: «Wir wollten erst mit den Fans reden und die Situation deeskalieren, damit wir fertig spielen können.»

Soweit kommts nicht mehr. Schiri Kever bricht um 17.44 Uhr das Spiel ab. Er sagt: «Die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet. Es war leider die einzig richtige Entscheidung, das Spiel abzubrechen. Ich danke den beiden Trainern, dass sie sofort einverstanden waren.»

GC-Boss Roland Leutwiler sagt: «Das ist ein Drama, eine Katastrophe. Ich habe gesehen, wie Zürcher Fans mit Pyros in die GC-Kurve kamen. Die Zuschauer waren eindeutig gefährdet. Das ist Zürich-unwürdig, rückt den Fussball in ein ganz schlechtes Licht.»

Die Ausschreitungen gehen in der Innenstadt weiter: Hundert FCZ-Fans gehen laut Stadtpolizei auf GC-Anhänger los. Erst nach 20.45 Uhr beruhigt sich die Lage.

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