Darum gehts
- YB tritt an Ort, Fans pfeifen erstmals und fordern Trainerwechsel
- Captain Benito verteidigt Team und kritisiert Medienberichterstattung
- Contini hat noch 1,5 Jahre Vertrag, Wechsel wäre teuer
Wie viele klare Torchancen hatte YB an diesem tristen Berner Sonntag neben Christian Fassnachts Penalty? Eine? Zwei? Jedenfalls erschreckend wenig.
Coach Giorgio Contini hatte als Gegenmittel gegen das spielerisch starke St. Gallen erneut hohe Bälle eruiert. Gegen Thun ging das beim 4:2 nach einer späten Wende noch gut. Gegen St. Gallen nicht. Dürfen die Spieler sagen, dass sie diese Taktik Bockmist finden? Öffentlich natürlich nicht.
Aktuell gibts bei YB keinen Champagner-Fussball
Umgekehrt hat in Anbetracht der mässigen Resultate ein neuer Pragmatismus Einzug gehalten. «Wenn wir ‹rumchügeln› und dann nulldrei verlieren, haben die Leute auch keine Freude. Das Ziel muss es jetzt sein, den Ball irgendwie ins Netz zu hauen. Dafür muss er nun mal nach vorne», sagt Captain Loris Benito.
Champagner-Fussball dürfe man nicht erwarten, wenn nichts einfach läuft, wie in dieser Saison. «Es ist kein genereller Plan, lange Bälle zu spielen. Gegen Slovan Bratislava zum Beispiel haben wir einen sehr gepflegten Fussball gespielt und den Match so für uns entschieden. Wenn man die Spieler sieht, die wir haben, müssen wir den Ball auch in den eigenen Reihen haben.»
Aber im Moment müsse man einfach die Punkte endlich holen. «Egal wie.» Deshalb habe man gegen St. Gallen diesen Matchplan gehabt, erklärt Benito. «Jeder, der nach Bern kommt, erwartet, dass YB das Spiel aufzieht, wie immer.» Allzu überrascht wirkte der FCSG aber nicht – und am Ende gabs auch keine Punkte für die Berner.
Fans wollen den Skalp von Trainer Contini
Auch die Fans haben allmählich die Schnauze voll. Erstmals pfeifen sie nach dem Spiel lautstark und beschimpfen ihre Loser. «Es rumort. Es wird laut. Aber ich verstehe ihren Frust», sagt Captain Loris Benito. «Aber sie müssen auch verstehen, dass wir genau so frustriert sind.» Weshalb er nicht viel sagte. Vielmehr schluckte er die Schimpftiraden und liess sie zuvorderst zusammen mit Raveloson, Fassnacht, Janko und Wüthrich über sich ergehen. Die YB-Teamleader geeint als Teflon-Fraktion.
Und weil man nicht weiss, was die Fans so geschimpft haben: Nachzulesen ist es im YB-Forum. Der Zorn richtet sich in der Hauptsache gegen Contini. Einige Titel der letzten Beitragsblöcke:
- «Worauf warten Wuschu und Co. eigentlich noch?
- «YB will einfach nicht Meister werden; anders ist diese Spielkultur nicht zu erklären»
- «Ade merci!»
- «Noch schlimmer als das Gegurke ist Continis Schönrednerei»
- «Es wird immer offensichtlicher: Jede Woche mit Contini ist eine verlorene Woche»
- «Jeder, absolut jeder bei YB weiss, dass das nix mehr wird mit dem Trainer»
Einzig: Passieren wird vorderhand nichts. Zum einen, weil Contini noch anderthalb Jahre Vertrag hat und auch Patrick Rahmen noch bis Sommer 2026 bezahlt werden muss. Ein Wechsel wäre teuer. Zudem wäre ein solcher ein Eingeständnis seitens der Vereinsbosse, sich getäuscht zu haben.
Mindestens bis zur nächsten Nati-Pause (ab 10. November) ändert sich also nichts. Es sei denn, YB verliert gleich mal die nächste drei Spiele (gegen Ludogorez Rasgrad am Donnerstag, beim FCZ am Sonntag und am Donnerstag drauf bei GC. Dann könnte die Eigendynamik der Niederlagenserie (5) unkontrollierbar werden.
Krise? Iwo!
Contini selber? Durchhalteparolen. Wie nach dem 1:4 in Basel und dem 0:0 gegen Sion zu Hause und der ersten Baisse. Wie nach dem Cup-Out in Aarau und dem 1:4 gegen Panathinaikos Athen, Baisse Nummer zwei, die schon etwas grösser wurde. Dann nach dem 0:5 gegen Lausanne, das eine Nichtleistung war. Und nun dieses 1:2 gegen St. Gallen nach zwei Wochen Nati-Pause.
Spätestens jetzt ist es eine Krise. Wobei das Wort auf heftigen Widerstand von Benito («Krise ist ein hartes Wort. Krise wäre, wenn wir Zweitletzter wären») und auch Edimilson Fernandes trifft. Und Contini? Der sagt an der Medienkonferenz: «Nennt es, wie ihr wollt.»
Apropos Medien. Benito, der immer seinen Mann steht, findet, dass diese zu streng seien. «Aber klar, ihr habt es gern, wenn es YB nicht gut läuft. Weil dann habt ihr was zu schreiben.»
Auch Benito performt derzeit nicht
Jedenfalls glaube er ganz fest daran, Meister zu werden, wie es das Ziel sei. Warum? «Weil ich ganz, ganz fest an dieses Team glaube. Weil wir die Leute wieder auf unsere Seite holen. Und weil ich ein positiv denkender Mensch bin.»
Dennoch: Auch Benito hat derzeit mit sich selbst respektive seiner Leistung zu kämpfen. Denn auch der Aargauer zählt zu den (vielen) Spielern, die in Lausanne und gegen St. Gallen nicht performt haben. Was die Sache auch nicht einfacher macht.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 9 | 6 | 19 | ||
2 | 9 | 9 | 18 | ||
3 | 9 | 8 | 18 | ||
4 | 9 | 4 | 15 | ||
5 | 9 | -2 | 14 | ||
6 | 9 | 1 | 13 | ||
7 | 9 | -2 | 13 | ||
8 | 9 | -3 | 13 | ||
9 | 9 | 1 | 9 | ||
10 | 9 | 1 | 9 | ||
11 | 9 | -5 | 8 | ||
12 | 9 | -18 | 2 |