Darum gehts
- Brian Beyer: Vom Gerüstbauer zum Fussballprofi beim FC Winterthur
- Beyer schätzt seine frühere Arbeit auf dem Bau und bleibt bodenständig
- In 66 Spielen für FC Biel erzielte er 34 Tore
Wäre Brian Beyer noch immer auf dem Gerüstbau tätig, er hätte am Nationalfeiertag frei gehabt. Weil der 28-Jährige mittlerweile aber Fussballprofi ist, muss er arbeiten und zum Training auf der Schützenwiese antanzen.
Wobei: «Arbeiten» ist ein ziemlich grosses Wort im Vergleich zu jenen Strapazen, die er als junger Mann auf der Baustelle erlebt hat. «C’était vraiment dur», sagt Beyer. Knüppelhart! Er habe als Teenager im Elsass mit Männern zusammen geschuftet, die in ihren Sechzigern gewesen seien und ihr ganzes Leben auf dem Gerüstbau verbracht hätten. «Ihnen gilt mein grösster Respekt. Sie haben jahrzehntelang hart gearbeitet, um ihre Familien ernähren zu können.»
Er selbst hält es nur ein paar Monate auf der Baustelle aus, jobbt danach als Kurierfahrer, kickt in der zehnthöchsten Liga Frankreichs. «Ich habe damals ziemlich viel Party gemacht», sagt Beyer mit einem Schmunzeln. Diese Zeit sei aber vorbei, noch nicht mal am bekannten Albanifest, der Winterthurer Stadtsause, hat sich der neue Stürmer blicken lassen.
Die Prioritäten hätten sich verschoben, so Beyer. Er wolle die Chance packen, die ihm der FC Winterthur in der Super League geboten habe. Im ersten Spiel gegen Lausanne trifft der Rechtsfuss mit Links zur Führung, weitere Tore sollen folgen. Sportchef Oliver Kaiser sagt: «Er besitzt eine Top-Mentalität und bringt viel Physis mit.»
Forte: «Er weiss, was Schaffen heisst»
Eigenschaften, die auf die Schützenwiese passen. Coach Uli Forte, der Beyer aus gemeinsamer Zeit bei Yverdon kennt und ihm den Einstieg in den Profi-Fussball ermöglichte, sagt: «Brian ist ein Quereinsteiger. Nicht einer, der aus einer Akademie kommt. Er hat einen unbändigen Willen. Die meisten Spieler, die Profis werden, haben noch nie in ihrem Leben gearbeitet. Er aber weiss, was Schaffen heisst.»
Und: Beyer weiss, woher er kommt, hat nichts Abgehobenes an sich. Mit wem auch immer man im Umfeld des FCW spricht, alle betonen, was für ein guter Typ der Neue sei. Dass er die Arbeit sehe, helfe, wos nur geht. Seis beim Auf- oder abräumen. Oder beim Putzen.
Bezahlt aber wird der 28-Jährige fürs Toreschiessen, beim FC Biel kommt er in 66 Spielen auf 34 Treffer, Yverdon führt er mit seinen Toren zum Aufstieg, wird dann aber rasiert, macht einen Schritt zurück in die Promotion League, ehe er mit Biel sensationell in den Cupfinal einzieht und nun wieder auf der Super-League-Bühne erscheint.
«Manchmal gehts schnell», sagt Beyer. Was die Zukunft noch bringen wird, weiss er nicht. Beunruhigt scheint er nicht zu sein. Kraft gibt ihm Gott. Er sei sehr gläubig, sagt Beyer, der vor jedem Spiel betet. Um Tore bittet der Stürmer den Allmächtigen aber nicht. Sondern darum, dass er und seine Familie gesund bleiben.
Die Tochter bleibt im Elsass
Tochter Lia wird bald fünf Jahre alt, sie lebt zusammen mit der Mutter im Elsass. In jeder freien Minute fährt Beyer heim. «Es sind nur 90 Minuten mit dem Auto von Winterthur nach Mulhouse.» Dass Lia nach Winterthur ziehen werde, sei aktuell nicht geplant. Weil die Kleine in jungen Jahren schon oft habe umziehen müssen und nun Stabilität, sprich einen festen Wohnsitz brauche. Am Samstag gegen YB aber wird die Kleine im Stadion sein. Kurz vor dem Blick-Termin macht Beyer bei seinem Teamkollegen Stéphane Cueni noch ein Ticket klar.
Wäre er noch auf dem Gerüstbau, er hätte am Samstag frei gehabt. Nun aber kickt er vor 8700 Menschen auf der ausverkauften Schützenwiese.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 2 | 5 | 6 | ||
2 | 2 | 4 | 6 | ||
3 | 2 | 2 | 6 | ||
4 | 2 | 2 | 4 | ||
5 | 2 | 1 | 4 | ||
6 | 2 | 0 | 3 | ||
7 | 2 | 0 | 3 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
8 | 2 | -1 | 1 | ||
10 | 2 | -2 | 0 | ||
11 | 2 | -5 | 0 | ||
12 | 2 | -5 | 0 |