Beide haben das gleiche Gedicht der Mutter auf dem Rücken
Die Feltscher-Brüder

Blutauffrischung für die Super League – im Fall der Feltscher-Teenager handelt es sich gar um einen Schuss indianisches Blut. Doch auch die Tattoos und Waschbrett-Bäuche der GC-Brüder Rolf (17) und Frank Feltscher (19) sind eine echte Bereicherung für die Liga.
Publiziert: 01.02.2008 um 16:11 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 13:39 Uhr
Von Max Kern
Die Feltscher-Brothers

Am Samstag spielten sie mit den Hoppers in Sion. Der Jüngere durfte beim 2:0 der Zürcher über die ganze Distanz ran. Der Ältere stand Rolf die letzten drei Minuten zur Siegsicherung zur Seite. Rolf strahlte nach Spielschluss: «Die Stimmung ist super hier. Am Schluss wurde es aber noch hart. Wichtig war, dass wir hinten zu null spielen konnten.»

Könnten Sie sich vorstellen, sich den Namen Ihrer Mutter auf den Bauch tätowieren zu lassen? Unter dem Bauchnabel des Schweizer U21-Internationalen Frank Feltscher steht «Zaida». Er liess sich den Vornamen seiner venezolanischen Mutter in gotischer Schrift in den Bauch stechen. Rolf, der Jüngere, hat das Tattoo mit dem Vornamen seiner Mama auf der Innenseite des rechten Oberarms.

Auf den Rückseiten der beiden Muskelpakete zieren kleinere Buchstaben die gebräunte Haut. Es ist bei beiden Brüdern das gleiche Gedicht, verfasst in spanischer Sprache. Rolf, der blonde Wuschelkopf, liest die Buchstaben vom Rücken seines grossen Bruders ab. Rolf übersetzt das Gedicht:

«Wer ist die, die Dir immer verzeiht
Die Dir alles vergibt, ohne an Dir zu zweifeln
Gestern Deine Erfahrungen und Erlebnisse
Heute Deine Erfolge und weniger guten Momente
Sie küsst Dich, sie segnet Dich
Und nennt Dich: «Meine Liebe»
Heute, wo Du erwachsen bist, will ich, dass Du erfährst
Dass das einzige Wesen, das Dich nie verlassen wird
Dich gegen Wind und Meer beschützt
Ist das Wesen, das den Namen trägt: Mamà»


Zaida, seit 2001 geschiedene Feltscher, hat die Verse für ihre beiden Söhne gedichtet. Ihr Geburtsdatum hat sich Sohn Frank auf den Oberschenkel tätowieren lassen, wie auch die Geburtsdaten seines Bruders, seiner drei Stiefgeschwister, das des Vaters und das des Stiefvaters.

Die Feltschers – eine angenehm verrückte Familie. Zum Fototermin haben die beiden Brüder gleich die ganze Familie mitgeschleppt. Mutter Zaida, ihren heutigen Ehemann Paolo Desole, Vater Hans, die Stiefbrüder Davide (17) und Mattia (15), der ebenfalls bei GC spielt, Stiefschwesterchen Kaory (6) und Vanessa (19), ein französisches Model, in das sich Frank über Neujahr in Punta Cana verliebt hat.

Die Patchwork-Familie stellt sich zum Fotoshooting. Die beiden Teenies zeigen ihre Oberkörper.

«Pumpt doch noch ein wenig», schlägt Mutter Zaida vor. Sie weiss, wie Muskeln ins beste Licht gerückt werden. Die Venezolanerin, in deren Adern indianisches («Meine Grossmutter kommt aus dem Amazonas»), afrikanisches und europäisches Blut fliesst, war 2000 und 2006 Schweizer Meisterin im Bodybuilding.

Paolo Desole (44), ihr heutiger Mann, ein Kleiderschrank von 105 kg («Alles nur Muskeln»), erzählt nicht ohne Stolz: «2002, sieben Monate, nachdem sie Kaory mit Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatte, wurde sie an den Miss-Universum-Wahlen Vierte.»

Wundern Sie sich noch, wo die beiden Feltscher-Brüder ihre Waschbrett-Bäuche herhaben? «Wir trainieren das nicht speziell», sagen beide. «Stimmt», pflichtet Walter Grüter, bei GC Assistenztrainer und für die Fitness zuständig, bei. «Sie machen nicht viel mehr als unsere anderen Spieler. Bei ihnen ist das wohl genetisch bedingt. Indianer sind ein Naturvolk. Die sind noch nicht so degeneriert wie wir.» Frank bringt 76 Kilo bei 1,80 m Körpergrösse auf die Waage, Rolf, der «Kleinere», wiegt 77 kg bei 1,83 m.

Wann hat die Patchwork-Familie entschieden, voll auf die Karte Fussball zu setzen? Vater Hans, Berater im Wertschriftengeschäft: «Vor etwa drei Jahren, als Frank ins Gymi wollte. Wir merkten schnell, dass es in der Schweiz keine Institutionen gibt, wo ein sportlich talentierter Junger ohne Stress zur Schule gehen kann.»

Paolo Desole, Devisenhändler, erzählt: «2006 entschieden wir, dass es auch für Rolf zu streng geworden war mit der Schule. Rolf sass oft morgens um ein Uhr noch weinend vor seinen Hausaufgaben. Um halb sieben musste er dann schon wieder aufstehen.» Hans Feltscher: «Wir haben uns nie auf dem Nullachtfünfzehn-Niveau bewegt.» Das bedeutet: mehr Risiko eingehen als andere Schweizer Familien mit ihren Sprösslingen.

Paolo Desole, der Stiefvater: «Es gibt auch Studenten, die später als Kellner arbeiten müssen, weil sie keinen Job finden. Risiko gibts überall. Die Jungs sollen tun, was sie glücklich macht.»

Welche Ziele haben sich die beiden Familienoberhäupter für die Jungs gesetzt? Desole: «700 000 Franken bis 1 Million pro Jahr. Sie müssen für später vorsorgen.» Hans Feltscher: «Eine konstante Entwicklung von beiden. Irgendwann sollten sie den Sprung ins Ausland schaffen. Und dann hoffentlich bei der WM 2010 einen Stammplatz in der Schweizer Nati haben.»

Seit letztem Jahr haben die beiden Teenies eine eigene Wohnung bezogen. Mutter Zaida: «Ich muss nur einmal pro Woche vorbeischauen. Und jetzt hat Frank ja eine Freundin.»

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2
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3
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14
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