Das grosse Interview mit Breel Embolo (17)
«Ich werde probieren, Alex Frei einzuholen»

Im Herbst buhlten sowohl Kamerun als auch Wolfsburg heftig um die Gunst von Breel Embolo (17). Im SonntagsBlick-Interview erklärt der Teenager, warum er sich für die Schweiz entschieden hat. Und wieso er in Basel bleibt.
Publiziert: 12.05.2015 um 19:04 Uhr
|
Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:55 Uhr
1/2
Frohnatur: Breel Embolo lacht gern und oft. Bald auch in der Schweizer Nati?
Foto: freshfocus
Von Stefan Kreis aus Marbella

Breel Embolo, was werden Sie am 27. März tun?
Breel Embolo: Wahrscheinlich haben wir dann Training mit dem FC Basel. Wieso meinen Sie?

Weil an diesem Tag die Schweiz in der EM-Quali gegen Estland spielt und das ganze Land mit Ihrem Nati-Aufgebot rechnet.
So weit schaue ich gar nicht. Zuerst muss ich das Aufgebot ja erhalten, aber ich hatte ein gutes Gespräch mit Trainer Vladimir Petkovic. Er ist extra nach Basel gereist, um mit mir zu sprechen. Das hat mich beeindruckt.

Was ist er für ein Typ?
Ein eher ruhiger Typ, fast schon väterlich würde ich sagen. Wir haben auch nicht gross über die Nati gesprochen, sondern über meine Entwicklung und meine Leistungen in der Vorrunde.

Ihr Teamkollege Fabian Schär hat gesagt, dass Sie wissen würden, was für eine geile Mannschaft die Schweiz sei. Wie gross ist die Vorfreude, zum ersten Mal den Dress der A-Nati zu tragen?
Die Vorfreude ist riesig!

Welchen Schweizer Fussballer bewundern Sie am meisten?
Sicher gehört Alex Frei dazu, er hat 42 Tore für die Nati erzielt, das ist ein unglaublicher Rekord.

Werden Sie Frei irgendwann einholen?
(lacht) Ich werde es sicher probieren, aber erst muss ich ein Tor erzielen.

Kameruns Rekordtorschütze heisst Samuel Eto’o. Nach dem Liverpool-Spiel haben Sie ihn getroffen. Hat er Sie zu überzeugen versucht, für das Land Ihrer Eltern zu spielen?
Nein, es war ein freundschaftliches Treffen, wir haben nicht gross über Fussball gesprochen. Es war eine Ehre für mich, ihn kennenzulernen, denn ich habe ihn schon immer bewundert.

Kameruns Nationaltrainer Volker Finke hingegen buhlte heftig um Ihre Gunst.
Das stimmt, er hat sich sehr um mich bemüht. Wir hatten zwei, drei gute Gespräche. Aber für mich war schon relativ früh klar, dass ich mich für die Schweiz entscheiden werde, hier kann ich mich besser entwickeln. Trotzdem: Es war kein Entscheid gegen Kamerun, sondern einer für die Schweiz, denn ich fühle mich mit beiden Ländern sehr verbunden.

Hat die vergangene WM eine Rolle gespielt? Schliesslich konnten die Schweizer überzeugen, während Kamerun in der Vorrunde sang- und klanglos ausgeschieden ist.
Natürlich habe ich die WM verfolgt, aber das hatte einen nebensächlichen Einfluss auf meine Entscheidung.

Haben Sie negative Reaktionen erhalten? Wie hat beispielsweise Ihr Vater reagiert, der noch immer in Kamerun wohnt?
Das Verhältnis zu meinem Vater ist gut, wir telefonieren regelmässig miteinander. Wir haben uns vor meinem Entscheid unterhalten, und er hat mir gesagt, dass er stolz auf mich sei. Egal, ob ich für Kamerun oder für die Schweiz spielen werde.

Hat Ihr Vater nie mit dem Gedanken gespielt, in die Schweiz zu ziehen?
Nein, er fühlt sich in Kamerun daheim. Ich besuche ihn einmal pro Jahr im Sommer. Es ist schön dort, eine andere Welt, eine andere Kultur. Mir gefällt es, etwas anderes zu sehen und abzuschalten. Zudem kann ich mich dort unerkannt bewegen.

Ihre Mutter ist mit Ihnen und Ihrem Bruder in die Schweiz gekommen, als Sie sechs Jahre alt waren. Hatte sie einen Einfluss auf den Entscheid?
Natürlich hat sie mich beraten. Aber sie sagt immer, am Ende müsse ich für mich selbst entscheiden, denn sie kennt sich im Fussball nicht so gut aus.

Apropos: Im Herbst buhlte der VfL Wolfsburg heftig um Sie. Sportchef Klaus Allofs soll Ihnen einen mehrjährigen Vertrag angeboten haben. Wie haben Sie diese hektische Zeit erlebt?
Ich habe versucht, mich dadurch nicht beeinflussen zu lassen und mich auf den Fussball zu konzentrieren. Für etwas gibt es Berater, die sich darum kümmern.

SonntagsBlick fragt bei Embolos Berater nach. Es handelt sich um Erdin Shaqiri, den Bruder von Nati-Star Xherdan. Auf die Frage, warum sich sein Schützling gegen die Millionen aus der Bundesliga und für eine Vertragsverlängerung mit Basel entschieden hat, antwortet Shaqiri: «Der FCB bietet die beste Plattform für Breel. Er ist ein vernünftiger, junger Mann. Das Geld stand bei ihm nie im Vordergrund! Beim FCB stimmt der Mix zwischen dem Sportlichen und dem Finanziellen. Hier hat er all seine Freunde und seine Familie, die ihn immer unterstützen. Bevor er den nächsten Schritt macht, beschlossen wir, dass er diesen als gestandener FCB-Spieler machen soll.»

Breel Embolo, mit einer Unterschrift hätten Sie zum Mehrfachmillionär werden können. Wie gross war der Reiz, nach Wolfsburg zu gehen?
Es war relativ früh klar, dass ich in Basel verlängern werde, darum möchte ich mich nicht mit hypothetischen Dingen beschäftigen.

Welchen Einfluss hat Marco Streller auf Ihre Entscheidung, in Basel zu bleiben?
Dass Marco Streller seinen Vertrag zur gleichen Zeit verlängert hat wie ich, war sehr wichtig für mich. Wir haben zusammen geredet, und er meinte, wir sollten das gemeinsam machen. Er hat mir den Tipp gegeben, dass ich noch warten solle mit einem Auslandtransfer, denn ich könne dem Team helfen. Zudem glaubt er, dass wir gemeinsam im FCB-Sturm harmonieren können.

Am 14. Februar werden Sie 18 Jahre alt, dann hat der FCB gemäss Fifa-Reglement die Möglichkeit, Ihren Vertrag über Dezember 2017 hinaus zu verlängern. Wird das geschehen?
Das müssen Sie den Sportdirektor fragen.

SonntagsBlick fragt bei FCB-Sportdirektor Georg Heitz nach. Dieser sagt, dass tatsächlich Bestrebungen im Gange sind, den Kontrakt zu verlängern. SonntagsBlick erfuhr: Geschieht nichts Aussergewöhnliches mehr, wird das auch passieren. Somit würde Embolo denselben Weg einschlagen wie einst Xherdan Shaqiri, der ebenfalls kurz nach seinem 18. Geburtstag seinen Vertrag verlängert hat.

Ist Xherdan Shaqiri in Sachen Zukunftsplanung ein Vorbild?
Er hatte bei Basel eine gute Zeit, und auch bei Bayern ist es ihm gut gelaufen. Wenn ich wünschen könnte, würde ich den gleichen Karriereweg gehen wie er. Aber Shaq ist Shaq, und Breel ist Breel.

Bayern München soll ja ebenfalls grosses Interesse an Ihnen haben. Sind die Münchner Ihr Traumverein?
Nein, mein Lieblingsverein ist – neben dem FCB – der FC Barcelona. Das passt. Beide tragen rot-blaue Farben.

Und in welche Liga würden Sie einst wechseln wollen?
Die Bundesliga, die Premier League und die Serie A sagen mir am meisten zu. Wohin es geht, damit beschäftige ich mich jetzt aber noch nicht. Ich bin hier in Basel, wir bereiten uns auf die Rückrunde vor.

Mit dem Highlight Champions-League-Achtelfinal gegen Porto.
Das ist ein schwieriges Los, aber die Vorfreude ist riesig. Zuerst müssen wir aber am 8. Februar parat sein. Dann starten wir gegen GC in die Rückrunde.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?